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GK0196 - Die Spinnen-Königin

GK0196 - Die Spinnen-Königin

Titel: GK0196 - Die Spinnen-Königin
Autoren: Jason Dark
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kein Licht?« fragte sie und knipste die Deckenbeleuchtung an.
    Eine am Draht baumelnde Glühbirne verbreitete einen milchigen Schein.
    »Haben Sie die Spinne denn überhaupt gesehen?« erkundigte sich die Chinesin mit einem wissenden Lächeln.
    Chuck Manners hob die Schultern. »Ich…also…ich…«
    Madame Wu lachte. »Nun, da steht sie. Ein Prachtstück, nicht wahr?« Sie zeigte auf die Spinne und strich mit den Kuppen ihrer langen schmalen Finger darüber. »Wissen Sie, Mr. Manners, ich habe sie aus meiner Heimat mitgebracht. Aus China. Sie stand in einem kleinen Dorfmuseum, tief im Inneren des Landes. Es war schwer für mich, sie in meinen Besitz zu bringen, denn die Einheimischen sagten ihr magische Kräfte nach. Das ist natürlich Unsinn, aber die einfachen Menschen…« Madame Wu blickte Chuck prüfend an. »Oder haben Sie etwas von magischen Kräften bemerkt?«
    »Nein - ich, also, ich weiß nicht so recht.«
    Die Chinesin lachte. »Kommen Sie, Mr. Manners, Sie sind ja völlig durcheinander. Diese Spinne muß Sie ja ungeheuer beeindruckt haben. Ich bringe Sie am besten zu Ihrem Wagen. Ich habe selten erlebt, daß sich jemand von dem Anblick der Spinne so hat fesseln lassen.«
    Chuck Manners ließ alles mit sich geschehen. Madame Wu brachte ihn auf das Deck. Sie ging sogar mit ihm noch über den Steg und verabschiedete sich erst kurz vor der Uferwiese.
    »Bis bald, Mr. Manners«, sagte sie mit einem seltsam klingenden Unterton in der Stimme.
    Manners konnte nur nicken. Zu einer anderen Reaktion war er gar nicht fähig.
    Erst als er hinter dem Steuer seines Wagens saß, konnte er wieder klar denken. Noch einmal lief sein Besuch auf dem Hausboot vor seinem geistigen Auge ab.
    Genau erinnerte er sich an die Spinne, daß er sie angefaßt hatte, an das grüne Licht - und dann…
    Weg! Sein Gehirn war plötzlich wie leergefegt. Filmriß, Mattscheibe.
    Chuck Manners schlug sich auf den rechten Schenkel. »Das ist mir doch noch nie passiert«, murmelte er kopfschüttelnd. Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, daß es sich eigentlich nicht mehr lohnte, zum Amt zurückzufahren. Aber das Hausboot wollte er auch nicht mehr betreten. Auf keinen Fall.
    Beinahe fluchtartig verließ er das Ufergelände. Als er einmal in den Rückspiegel blickte, sah er Madame Wu auf dem Steg stehen. Sie hatte die Hände in beide Hüften gestützt, und Manners schien es, als lächele sie wissend.
    »Nein!« sagte er sich. »Nie mehr kehre ich hierher zurück. Niemals!«
    Chuck Manners sollte sich irren…
    ***
    Larry Lund war wütend und machte sich gleichzeitig Sorgen. Wütend war er deshalb, weil sein und Manners Vorgesetzter aufgetaucht war und nach Chuck gefragt hatte. Lund hatte erzählt, daß Manners zum Arzt sei, doch dem Gesichtsausdruck des Chefs hatte er entnommen, daß der Mann ihm keinen Glauben schenkte. Zum Glück hatte er nichts gesagt. Aber Lund wußte, daß der Chef sich solche Vorkommnisse genau merkte und sie auch nicht vergaß.
    Sorgen machte sich Lund deswegen, weil sich Chuck auch um vier Uhr nachmittags noch nicht gemeldet hatte.
    Larry Lund hatte Angst, daß seinem Kollegen etwas passiert war.
    Er hielt es nicht mehr länger aus, schnappte sich das Telefonbuch und suchte Madame Wus Rufnummer heraus. Er fand sie nach langem Suchen.
    Larry Lund konnte direkt durchwählen.
    Nach dem dritten Klingeln meldete sich die Chinesin.
    Larry stellte sich vor und fragte dann nach Chuck Manners.
    »Der war bei mir«, erklang die Stimme der Frau.
    »Und?«
    »Was meinen Sie?«
    Lund wechselte den Hörer von der Rechten in die Linke. »Ich meine, wann ist er wieder weggefahren? Er ist nämlich noch nicht an seinem Arbeitsplatz eingetroffen, und ich mache mir Sorgen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Madame Wu, »da kann ich Ihnen auch nicht helfen. Er hat mir nicht gesagt, wohin er gefahren ist. Vielleicht rufen Sie mal bei ihm zu Hause an.«
    »Mr. Manners hat kein Telefon.«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Na ja, schon gut. Auf jeden Fall bedanke ich mich für Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen, Mr. Lund.«
    Larry legte den Hörer auf. Und genau eine Sekunde später schrillte das Telefon.
    Chuck Manners war am Apparat.
    »Endlich«, stöhnte Lund. »Ich hatte schon wer weiß was gedacht, wo du steckst. Sag mal, was ist eigentlich los? Kommst du gar nicht mehr arbeiten?«
    »Nein, es ist schon zu spät.«
    Lund lachte gekünstelt. »Du hast vielleicht Nerven. Der Chef war schon da und…«
    »Der kann mich kreuzweise«,
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