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GK0196 - Die Spinnen-Königin

GK0196 - Die Spinnen-Königin

Titel: GK0196 - Die Spinnen-Königin
Autoren: Jason Dark
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gehabt hatte, was in seinem Unterbewußtsein nachgewirkt hätte.
    Aber da war nichts - oder?
    Sicher, vor genau acht Tagen waren er und zwei seiner Freunde bei Madame Wu gewesen.
    Madame Wu! Eine schillernde Persönlichkeit. Angeblich aus China geflohen, hatte sie sich in London festgesetzt, um Kunstgegenstände aus ihrer alten Heimat zu verkaufen. Sie hatte diese Antiquitäten tonnenweise über die Grenze geschmuggelt, wohnte jetzt auf der Themse in einem Hausboot, das gleichzeitig auch als Geschäft fungierte.
    Zu dritt waren sie dagewesen, hatten sich die Sachen angesehen, aber nichts gekauft.
    Madame Wu war sehr freundlich gewesen, und beim Abschied hatte sie geheimnisvoll gelächelt. Ja, daran konnte sich Chuck Manners noch genau erinnern.
    Nur - was hatte Madame Wu mit Spinnen zu tun?
    Manners zündete sich die zweite Zigarette an. Unruhig wanderte er in seiner Küche auf und ab.
    Spinnen - Madame Wu - Spinnen. Die beiden Begriffe kreisten in seinem Schädel.
    Und dann wußte er es.
    Ja, er hatte bei ihr eine Spinne gesehen. Aber keine, die lebte. Sondern eine Spinne aus Jade. Sie hatte unter einer Glasvitrine gestanden, ihre Augen waren aus unzähligen Diamantsplittern zusammengesetzt und hatten ebenso gefunkelt wie die im Traum.
    Sollte da etwa ein Zusammenhang bestehen?
    Möglich war es.
    Aber wie kamen dann die Spinnweben in sein Gesicht?
    Ein Rätsel, das er wohl nie lösen würde. Es sei denn, er würde Madame Wu selbst fragen, auch wenn sie ihn auslachte.
    Chuck Manners drückte die Zigarette aus. Er nahm sich vor, dieser Madame Wu am nächsten Tag einen Besuch abzustatten, oder vielmehr am gleichen Tag, denn Mitternacht war schon vorbei.
    Chuck Manners betrat wieder sein Schlafzimmer. Trotz des Teppichbodens hatte er kalte Füße.
    Manners bewohnte ein Zweieinhalb-Zimmer-Apartment. Er war Junggeselle, achtundzwanzig Jahre alt und verdiente relativ gut. Einige Frauengeschichten hatte er schon hinter sich, doch für eine feste Bindung hatte es nie gereicht.
    Außerdem war Manners nicht gerade ein Adonis. Er hatte trotz seiner jungen Jahre schon einen beachtlichen Bauch, und auch seine Stirn konnte man als recht hoch bezeichnen. Weniger rücksichtsvolle Typen nannten es Halbglatze. Manners' Haar war dünn, eine Farbmischung zwischen Braun und Schwarz, und die Haare, die ihm auf dem Kopf fehlten, wuchsen auf der Brust um so dichter. Manners' Gesicht war rund, die Lippen zu schmal, die Augen ebenfalls, aber die Wangen waren rund und leicht angerötet. Aus diesem Grund nannten ihn seine Arbeitskollegen auch Rotbäckchen.
    Manners störte das nicht. Hauptsache, man ließ ihn in Ruhe. Er war früher in der freien Wirtschaft tätig gewesen, doch der Job dort war ihm zu hart geworden. Bei der Stadt hatte er dann den richtigen Posten gefunden. Dort arbeitete man sich nicht tot. Es sei denn am Montag, wenn zwei Kalenderblätter abgerissen werden mußten.
    Manners ging wieder ins Bett.
    Er versuchte etwas zu schlafen, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen.
    Immer wieder mußte er an Madame Wu denken und an ihr rätselhaftes, geheimnisvolles Lächeln…
    ***
    »Du siehst schlecht aus, mein Lieber«, stellte Larry Lund fest, als Chuck Manners das gemeinsame Büro betrat.
    Manners hatte sich verspätet. Unter seinen Augen lagen tiefe, dunkle Ringe, die Haut war faltig und die Krawatte unordentlich gebunden. Er hatte sich nicht rasiert.
    Chuck Manners ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen. Mit der linken Hand drehte er den Riegel des Fensters zurück und zog die rechte Hälfte der zweigeteilten Scheibe auf.
    Kühle, nasse Luft strömte in das Büro. Es war draußen viel zu warm für die Jahreszeit. Nach dem vielen Schnee war das Thermometer um zahlreiche Grade geklettert, und jetzt herrschten schon Vorfrühlingstemperaturen. Das Wetter machte die Menschen nervös und reizbar. Die Selbstmordquote in London war schlagartig in die Höhe geschnellt.
    Chuck Manners wischte sich über das Gesicht.
    »Verspätet hast du dich auch«, sagte Larry Lund.
    Manners nickte. »Ich weiß.«
    »Und?«
    »Wieso und?«
    Lund legte den Kugelschreiber, den er bisher in der Hand gehalten hatte, zur Seite. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Während er den blauen Rauch ausstieß, sagte er: »Mit dir stimmt was nicht, Chuck. Das geht doch nicht nur heute so. Schon die letzten Tage ist mir aufgefallen, daß du nicht mehr so bist wie früher. Du hast schlechte Laune, wirkst unausgeschlafen, bist gereizt. Mensch, Chuck, sag mir, was
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