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GK0196 - Die Spinnen-Königin

GK0196 - Die Spinnen-Königin

Titel: GK0196 - Die Spinnen-Königin
Autoren: Jason Dark
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los ist. Hast du Liebeskummer? Oder anderen Ärger? Mach doch mal endlich deinen Mund auf. Vielleicht kann ich dir helfen. Wir kennen uns schließlich lange genug.«
    Chuck Manners atmete tief ein. »Ja, das stimmt, Larry, wir kennen uns lange genug.«
    Manners blickte sein Gegenüber an. So wie Larry aussah, davon hatte er immer geträumt. Lund war ein Frauentyp. Schwarzes lockiges Haar, einen Clark-Gable-Schnäuzer auf der Oberlippe.
    Lund wußte, daß er gut aussah, und nutzte das beim anderen Geschlecht auch reichlich aus. Es gab kaum ein weibliches Wesen im Amt, das er noch nicht auf seine Lagerstatt gezogen hatte. Und da er in Soho wohnte, nannte man ihn den Vollstrecker von Soho.
    Jetzt griff Manners auch nach seinen Zigaretten. »Die Geschichte ist so unglaublich, Larry, daß du sie mir nicht glauben wirst.«
    »Warte es doch ab.«
    »Okay, denn. Du warst ja selbst mit bei dieser Madame Wu.«
    »Ja.«
    »Erinnerst du dich noch an die Spinnenfigur, die wir so bewundert haben?«
    Lund winkte ab, »Ach ja, das Ding aus Jade.«
    »Genau die. Aber du wirst lachen, Larry, die Figur läßt mir keine Ruhe. Die verfolgt mich in meinen Träumen.« Und dann erzählte Chuck Manners, was er in den letzten Nächten erlebt hatte. Und daß er an diesem Morgen aufgewacht war und Spinnweben in seinem Gesicht gefunden hatte.
    Zum Schluß sagte er: »Ich habe mir das alles nicht aus den Finger gesaugt, Larry. Alles ist wahr.«
    Lund schüttelte den Kopf. Seine Zigarette war im Ascher verqualmt. Er hatte sie vergessen, zu spannend war die Erzählung seines Freundes gewesen.
    »Also, wenn ich dich ja nicht so gut kennen würde, Chuck, dann würde ich sagen, du spinnst. So aber…«
    »Was würdest du denn an meiner Stelle tun?« erkundigte sich Chuck bei seinem Freund.
    »Ich würde zu dieser Madame Wu noch einmal hingehen.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    »Das hatte ich auch vor«, erwiderte Chuck Manners. »Nur - was soll ich der Frau sagen?«
    »Daß du dich für ihre Sachen interessierst, ganz einfach. Du gibst dich als Käufer aus. Sagst, du hättest dir die Sache überlegt und so. Ach, dir wird schon das Richtige einfallen.«
    Chuck Manners stand auf. »Tja, das werde ich dann wohl auch tun«, murmelte er. »Falls jemand nach mir fragen sollte…«
    »Ich weiß schon, du bist beim Arzt.«
    Manners lachte. »Den werde ich wohl bald in Anspruch nehmen müssen. Aber dann einen Psychiater.«
    Manners nickte Lund noch einmal zu und verließ das Büro. Er sah nicht mehr, wie sich Larry Lund gegen die Stirn tippte. »Verrückt«, murmelte er, »verrückt. Aber das ist wahrscheinlich das Wetter.« Dann widmete sich Lund wieder seinen statistischen Tabellen.
    Chuck Manners hatte inzwischen mit dem Paternoster das Erdgeschoß erreicht. Eine junge Kollegin grüßte ihn freundlich. Manners sah es kaum, zu sehr war er in seine eigenen Gedanken versunken. Manchmal schüttelte er sich auch, als würde er noch immer die Spinnweben auf seinem Gesicht fühlen.
    Sein Wagen stand auf dem Mitarbeiter-Parkplatz. Es war ein Mini Cooper.
    Dunkelgrün und mit einigen Rostflecken versehen.
    Chuck Manners startete und fuhr los.
    Der morgendliche Berufsverkehr war bereits vorbei, und er kam gut voran. Er bog auf den breiten mehrspurigen Victoria Embankment ein und fuhr immer an der Themse entlang, deren Fluten sich grau und träge dem Meer entgegenwälzten. Am gegenüberliegenden Ufer sah er die Piers.
    Nach einer Fahrt von zwanzig Minuten erreichte er den Vorort Stepney. Chuck Manners hatte die breite Fahrbahn des Victoria Embankment verlassen müssen. Er kurvte jetzt über schlechtere Nebenstraßen und durch miese Wohngebiete. Mietskaserne reihte sich an Mietskaserne. Jedes Haus war viergeschossig. Hinter zahlreichen Scheiben hingen keine Gardinen, und der Zahn der Zeit hatte an den Hauswänden genagt.
    Dann bog Chuck Manners in eine schmale, unbefestigte Straße ein, die geradewegs zum Themseufer führte. Gärten säumten den Weg. Das Land war flach wie ein Brett, und es gehörte bereits zum Überschwemmungsgebiet des Flusses. Die Leute, die hier ihre Gärten pflegten, mußten unverbesserliche Optimisten sein.
    Manners konnte bereits die Schiffe sehen, die die Wellen durchpflügten. Noch eine Kurve, und er erreichte den schmalen Streifen der Uferbefestigung, auf dem das Unkraut bald kniehoch wucherte.
    Manners stellt den Wagen ab und stieg aus. Er hatte seinen Mini Cooper neben zwei anderen Schlitten geparkt, den Mantel
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