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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Geldscheinen, der eisernen Sparreserve.
    Mary nahm den Brief an sieh, stellte die Kassette wieder weg und ging zurück in die kleine Küche.
    Murmelnd las sie die Anschrift auf dem Brief. Oberinspektor John Sinclair, Victoria Street, London, Scotland Yard.
    Mary O’Shea starrte für einige Augenblicke auf den Brief. Fragen schossen ihr durch den Kopf. Wie kam Mike an diese Adresse? Er hatte mit ihr nie über den Empfänger, geschweige denn über den Inhalt des Briefes gesprochen.
    Im ersten Moment war sie versucht, das Kuvert aufzureißen, doch dann schüttelte sie den Kopf. Nein, so etwas hatte sie noch nie getan und würde sie auch nicht tun. Sie wollte den Brief aber abschicken und somit Mikes letzten Wunsch erfüllen.
    Marys Blick glitt zu der alten Standuhr. Bis die Kinder aus der Schule kamen, waren es noch zwei Stunden. Sie hatte Zeit genug.
    Mary O’Shea warf sich ihren Mantel über und verließ das Haus. Die kleine Poststelle lag am Ende des Dorfes.
    Mary O’Shea ging schnell. Sie wollte auch nicht aufgehalten werden und mit niemandem sprechen. Sie hatte eine Hand in die Manteltasche gesteckt, und die Finger umklammerten den grauweißen Briefumschlag.
    Dann wurde sie doch noch angesprochen. Ausgerechnet von der alten Irle McCally.
    Die Alte stand neben einem Handwagen und kicherte. »Nanu, Mary«, sagte sie mit ihrer hohen Fistelstimme. »Man hört ja so einiges im Dorf.«
    Mary O’Shea war stehengeblieben. »Was hört man denn so?« fragte sie scharf.
    Wieder kicherte die Alte. Sie war schon fast achtzig Jahre alt und in der ganzen Umgebung nur als das Kräuterweib bekannt. Tag für Tag zog sie durch die Wälder, sammelte Kräuter, um sie dann zu verkaufen. Manchmal wurde sie auch hinzugezogen, um Krankheiten zu heilen, denn man sagte ihr nach, daß sich selbst der Satan vor ihr fürchten würde. Das waren natürlich alles Gerüchte, doch Irle McCally tat nichts, um sie zu dementieren.
    Die Alte hob die Schultern. Die wieselflinken Augen in dem faltigen Gesicht huschten über Mary O’Sheas Gestalt. »Dein Mann ist nicht da, was? Ja, ja.« Die Alte nickte und drohte mit dem mageren Finger. »Gib nur acht, daß er in Glasgow nicht in schlechte Gesellschaft gerät.«
    Mary O’Sheas Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. »Da brauche ich keine Angst zu haben.«
    »Wie wohl, wie wohl. Aber vielleicht ist er gar nicht in Glasgow. Vielleicht hat ihn der Unheimliche mit der Teufelskutsche geholt?«
    »Was sagst du da? Du…«
    »Nichts, nichts. Ich meine ja nur. Aber denke daran, meine Tochter, die alte McCally weiß viel. Sehr viel.« Sie kicherte noch einmal hämisch, packte ihren Handkarren und ging weg.
    Im ersten Impuls wollte Mary O’Shea ihr nachlaufen, ließ es dann jedoch bleiben, sie hätte unter Umständen nur noch mehr Aufsehen erregt, und das wollte sie auf keinen Fall.
    Zwei Minuten später betrat sie das kleine Postgebäude. Hinter dem Schalter döste ein müder Beamter. Mary kannte den Mann gut, doch ehe er sie in ein Gespräch verwickeln konnte, kam sie sofort zur Sache.
    »Bitte, Curd, dieser Brief muß noch heute nach London weitergeleitet werden.«
    Wieder begann der Mann zu fragen, doch Mary gab nur ausweichende Antworten oder überhaupt keine. Schließlich klebte der Beamte die Marken auf den Umschlag, kassierte und warf den Brief in einen Postsack.
    Mary O’Shea atmete auf, als sie wieder draußen auf der Straße stand. Sie hatte getan, was ihr Mann verlangt hatte. Auf die weiteren Ereignisse hatte sie keinen Einfluß mehr. Sie war nur auf diesen Oberinspektor Sinclair gespannt…
    ***
    Die Zigarette gehörte ebenso zu Leo Lunt wie der Schnaps zum Trinker. Immer hing ein Glimmstengel zwischen Leos schmalen Lippen, und manche Leute behaupteten, Lunt würde auch die Zigarette beim Schlafengehen nicht aus dem Mund nehmen.
    Momentan war der Sargnagel erloschen und Lunt aufgeregt wie eine Fünfzehnjährige vor der ersten Verabredung. Lunts Nervosität war daran zu erkennen, daß er seinen Glimmstengel mehrmals in der Minute von einem Mundwinkel in den anderen wandern ließ und dabei ab und zu einen Fluch in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. Seine Finger trommelten einen arhythmischen Takt auf dem Lenkrad, und seine Füße scharrten unruhig auf der am Boden liegenden Gummimatte.
    Im Fond des dunkelgrünen Volvo saß Cora Benson.
    »Du sollst nicht so nervös sein«, sagte sie, blickte in ihren Taschenspiegel und schminkte sich gelassen die herzförmigen Lippen nach.
    »Du hast
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