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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Schlitzen verengt. Vor ihm wand sich der Weg in Serpentinen in die Höhe. Er führte geradewegs zur Burg. Wie ein Band zog er sich durch die felsige Landschaft, die von dem fahlen Mondlicht wie mit einem Schleier übergossen wurde.
    Noch war die Kutsche nicht zu sehen. Noch wurde sie von den Felsen verdeckt.
    Mikes Rücken spannte sich. In wenigen Sekunden war es soweit, würde es zu einer Entscheidung kommen.
    Die Geräusche waren lauter geworden. Mike hatte das Gefühl, der Boden unter seinen Füßen würde vibrieren.
    Und dann donnerte die Kutsche um die letzte Kehre.
    Es war ein unheimliches Bild.
    Die Räder schienen kaum den Boden zu berühren. Die vermummte Gestalt saß auf dem Bock und schwang eine Peitsche, deren Leder über die Köpfe der Pferde pfiff. Flammen stießen aus den Nüstern der Pferde, und das Gefühl der Angst wurde in Mike O’Shea übermächtig.
    Ein teuflisches Gelächter drang an seine Ohren. Noch einmal knallte die Peitsche des Unheimlichen.
    Riesengroß wuchsen die Rappen vor Mike O’Shea hoch. Der Ire riß in einer instinktiven Abwehrbewegung den linken Arm vors Gesicht.
    Jetzt überrennen sie dich, schoß es ihm durch den Kopf.
    Doch O’Shea täuschte sich.
    Der Unheimliche auf dem Kutschbock zerrte an den Zügeln. Auf der Hinterhand stiegen die Tiere in die Höhe, ein trompetenhaftes Wiehern jagte durch die Nacht, und dann standen die Pferde still.
    Eine Armlänge nur von Mike O’Shea entfernt.
    Die schwere Waffe in der Hand des Mannes zitterte. Der Herzschlag hämmerte gegen Mikes Rippen.
    Sekundenlang geschah nichts. Dann schwang sich der Unheimliche vom Bock der Kutsche. Der Wind spielte mit seiner grauen Kutte. Vergeblich versuchte Mike das Gesicht unter der Kapuze zu erkennen.
    Es war nicht vorhanden.
    Mike O’Shea hatte einen Gesichtslosen, einen Geist, einen Dämon vor sich.
    Der Unheimliche hielt nach wie vor seine Peitsche in der Hand. Neben einem der Pferde blieb er stehen.
    »Was willst du?« Die Stimme des Gesichtslosen hallte durch die Nacht.
    Mike O’Shea packte das Gewehr fester. »Ich werde heute mit dir fahren«, sagte er.
    Der Kuttenmann begann zu lachen. »Freiwillig?«
    »Ja.«
    »Warum hast du das Gewehr mitgebracht?«
    Die Frage kam überraschend, und Mike O’Shea fiel so schnell keine Antwort ein.
    »Willst du uns damit besiegen?«
    Unwillkürlich nickte O’Shea.
    »Du Narr! Du Tölpel!« Wieder begann der Gesichtslose zu lachen. »Weißt du denn nicht, daß Geister gegen solche Waffen immun sind? Wie kann man nur so dumm sein! Aber gut, du sollst deinen Willen haben. Ich werde dich mit ins Schloß nehmen. Du mußt dir jedoch darüber im klaren sein, ein Zurück gibt es nicht!«
    Mike O’Shea nickte.
    Er wollte noch etwas sagen, doch er brachte keinen Ton hervor. Es war alles ganz anders gekommen. Mike hatte vorgehabt, zu schießen. Aber jetzt war er dabei, den Befehlen des Gesichtslosen zu folgen. Er würde mit auf das Schloß fahren und dort…
    »Steig ein! Ich habe nicht viel Zeit!« Die Stimme des Unheimlichen unterbrach seine Gedanken.
    Mike O’Shea trat auf die Kutsche zu. Der Unheimliche lachte und öffnete ihm sogar die Tür.
    O’Shea ging dicht an dem Mann vorbei. Und wieder konnte O’Shea kein Gesicht erkennen. Unter der Kapuze befand sich nur ein dunkler verwaschener Fleck.
    Mike blickte auf die Hände des Unheimlichen, die den Türgriff hielten. Sie waren normal wie bei jedem Menschen. Vielleicht etwas schmäler, klauenhafter…
    Mike O’Shea bestieg das Innere der Kutsche.
    Er sah zwei Sitzbänke. Sie waren mit schwarzem Leder bezogen. Von der gleichen Farbe waren auch die Vorhänge, die die Fenster verdeckten.
    Mike O’Shea nahm Platz. Die Schrotflinte legte er über seine Knie. Die Waffe kam ihm plötzlich lächerlich vor, trotzdem hielt er sie fest umklammert.
    Der Gesichtslose knallte die Tür zu.
    Das Geräusch kam Mike O’Shea irgendwie endgültig vor, und er war sich bewußt, daß es jetzt kein Zurück mehr gab.
    Die Pferde drehten auf dem Weg.
    Und dann zogen sie an.
    Mike O’Shea wurde in die Polster gepreßt. Er hörte das Knallen der Peitsche. Die Räder tanzten über den unebenen Boden, und O’Shea wurde durchgerüttelt bis in den letzten Knochen.
    Der Ire zog die Vorhänge beiseite. Schemenhaft flog die Landschaft vorbei. Sich jetzt aus der Kutsche werfen zu wollen, wäre Selbstmord gewesen.
    Trotzdem suchte Mike nach dem Türriegel.
    Er fand keinen.
    Mike O’Shea war gefangen. Überdeutlich spürte er die Angst. Er
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