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GK0129 - Das Phantom von Soho

GK0129 - Das Phantom von Soho

Titel: GK0129 - Das Phantom von Soho
Autoren: Jason Dark
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sich selbst. Manche Leute meinten auch, daß ihn die Seelen seiner Opfer im Traum quälen würden und er deshalb keine Ruhe fände.
    Bald geriet Monty Parker in Vergessenheit, nur noch in den Polizeiakten war er vermerkt.
    Auch John Sinclair dachte nicht mehr an ihn. Er war weiterhin in seinem Job sehr erfolgreich und wurde nach zwei Jahren Superintendent Powell unterstellt, der eine Kommission leitete, die sich mit übersinnlichen, außergewöhnlichen Fällen beschäftigte. Auch hier hatte Sinclair große Erfolge zu verzeichnen und bekam schon bald den Spitznamen Geisterjäger.
    Mit Bill Conolly, der inzwischen geheiratet hatte, verband ihn eine feste Freundschaft, und so manches Abenteuer überstanden die beiden Männer gemeinsam.
    Über Monty Parker wurde wohl noch ab und zu an Nostalgie-Abenden gesprochen, sonst dachte keiner mehr an ihn.
    Fünf Jahre sollten vergehen, und John Sinclair war inzwischen zum Oberinspektor befördert worden, als Monty Parker sich wieder in blutige Erinnerung rief.
    Es geschah am zehnten Dezember 1975, genau zwei Wochen vor Weihnachten…
    ***
    Ein bleigrauer Himmel hing über London. Die Temperaturen lagen um null Grad, und es war naßkalt. Wer nicht eben hinaus mußte, blieb in seiner Wohnung hinter dem warmen Ofen oder der Heizung.
    Am Nachmittag fing es an zu schneien. Es war ein wäßriger Schneeregen. Die dicken, nassen Flocken fielen auf das Pflaster und schmolzen auf der Stelle.
    Ein kalter Wind pfiff durch die Straßen und trieb die Schneeflocken wie unzählige weiße Federn vor sich her. Schon bald lag in den Hinterhöfen der Häuser und auf den Dächern eine dünne weiße Schicht, und auf den Straßen hatte sich ein Matschfilm gebildet.
    Und doch herrschte viel Betrieb. Die Menschen kauften für Weihnachten ein. Sie vergaßen Wirtschaftskrise und Inflation und gaben manchen sauer ersparten Schilling aus.
    Zu den Menschen, die an diesem Tag zu Haus geblieben waren, gehörte auch Sir Hugh Crayton.
    Der ehemalige Richter war vor drei Jahren pensioniert worden und lebte mit seiner Frau in einem kleinen Häuschen im Londoner Vorort Hoxton. Er hatte das Haus nach seiner Pensionierung bezogen und fühlte sich pudelwohl.
    Untätig war Hugh Crayton nie gewesen. Oft wurde er als Berater für juristische Fragen hinzugezogen, und auch für das Gericht war er noch manchmal tätig, wenn es um Fälle ging, die weit in die Vergangenheit hineinreichten.
    An diesem naßkalten Frühwinterabend war Sir Hugh Crayton allein in seinem Haus. Er saß in seinem Arbeitszimmer, las in einem Buch, und aus den Lautsprechern der Stereoanlage ertönte Musik von Chopin.
    Hugh Craytons Frau war, verreist. Sie besuchte den Sohn in Liverpool, der dort in einer Anwaltskanzlei tätig war. Mrs. Crayton wollte drei Tage wegbleiben, und ihr Mann gönnte ihr den Kurzurlaub von ganzem Herzen.
    Die alte Standuhr in der Ecke schlug sechsmal.
    Der ehemalige Richter blickte unwillkürlich hoch. Noch eine halbe Stunde, dann würden seine beiden Bridgepartner kommen.
    Es waren ebenfalls ehemalige Juristen, sogar Studienkollegen von Hugh Crayton. Die Abende fanden einmal in der Woche statt, und jedes Mal war ein anderer der Gastgeber. Heute war Hugh Crayton wieder an der Reihe.
    Die Getränke hatte er schon bereitgestellt. Meist wurde 12 Jahre alter Whisky getrunken. Es war eine Marke, die es kaum zu kaufen gab, und der pensionierte Richter bezog die Flaschen direkt aus Schottland.
    Hugh Crayton fühlte sich wohl in der Atmosphäre seines Arbeitszimmers. Hohe Bücherregale bedeckten die Wände, Wandleuchten verbreiteten einen gemütlichen Lichtschein. Das Arbeitszimmer war groß, so daß außer dem antiken Schreibtisch auch noch ein Bridgetisch Platz hatte.
    Chopins Klavierkonzert näherte sich dem Ende, und der automatische Tonarm schwang zurück.
    Hugh Crayton wollte keine neue Platte mehr auflegen, dazu reichte die Zeit bis zur Ankunft seiner Bridgepartner nicht.
    Crayton erhob sich aus seinem Sessel und trat ans Fenster. Der ehemalige Richter trug einen grauen Anzug und ein Hemd, das am Kragen offen stand. Um den Hals hatte er sich einen Seidenschal gebunden. Das schlohweiße Haar war sorgfältig gekämmt und ließ den Vergleich mit einer Löwenmähne zu.
    Insgesamt war Crayton eine imposante Erscheinung, die Respekt einflößte.
    Crayton zog die dunkelblauen Vorhänge zur Seite und blickte durch die Scheibe.
    Draußen schneite es. Die Laterne vor dem Haus strahlte einen milchig verwaschenen Schein ab, in dem die
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