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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult
Autoren: Jason Dark
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keine Polizei geholt?« Ben Strom sprang auf.
    »Beruhige dich«, sagte der Pfarrer. »Ich habe es versucht, doch man hat mir einen Drohbrief zugeschickt. Wenn ich die Polizei hole, werden die Werwölfe das gesamte Dorf ausrotten.«
    »Aber das können sie doch gar nicht!« Ben Strom lief unruhig in dem Zimmer auf und ab. »Wir wissen, woher sie kommen, und es muß für die Polizei eine Kleinigkeit sein, mit dieser Brut fertig zu werden. Mein Gott, was war ich bisher für ein Idiot.« Ben schlug sich gegen die Stirn.
    »Diese Gedanken habe ich auch gehabt«, sagte der Pfarrer. »Aber es kommt noch schlimmer. Die Werwölfe halten bereits viele unserer Mitbürger in ihren Krallen. Was ich dir jetzt erzähle, habe ich selbst gesehen. In Vollmondnächten gehen sie los wie Schlafwandler. Zwölf Personen habe ich gezählt. Ihr Ziel ist der Wald, und dort versammeln sie sich auf einer Lichtung. Sie stimmen ein Klagegeheul an und verwandeln sich in diese schrecklichen Bestien. Nach einer Stunde etwa kommen sie zurück, gehen wieder in ihre Häuser und wissen am nächsten Morgen nicht, was geschehen ist. Bis jetzt haben sie zum Glück noch nicht gemordet. Ahnst du nun, in welch einer Zwickmühle ich stecke?«
    »Mein Gott«, flüsterte Ben Strom und konnte nicht verhindern, daß er bleich wurde. »Bin – bin ich etwa auch bei diesen Menschen gewesen?« fragte er stockend.
    »Nein, du nicht. Aber andere. Leute, die du sehr gut kennst. Laß dir gesagt sein, mein Sohn, dieses Dorf ist verflucht. Die Polizei würde hier auf eine Mauer stoßen. Übrigens waren es nur Männer, die nachts zu der Lichtung gegangen sind.«
    Ben hatte sich wieder hingesetzt, den Kopf in den Nacken gelegt und mit beiden Händen sein Gesicht bedeckt. Für einen Augenblick hatte der Pfarrer Angst, daß der Holzfäller die Wahrheit nicht ertragen konnte, doch dann hatte sich Ben Strom wieder gefangen.
    »Und trotzdem, Herr Pfarrer, wir müssen diese Bestien bekämpfen. Wir können das nicht so ohne weiteres hinnehmen. Das Morden wird dann nie ein Ende haben. Wir müssen dagegen angehen. Sie und ich, wir beide werden diese Brut bekämpfen. Und der Herrgott möge uns die Kraft dazu geben.«
    Pfarrer Harker lächelte verloren. »Ich bin einverstanden. Wir können es versuchen.«
    »Wissen Sie schon, wer dahintersteckt, Herr Pfarrer? Ich meine, wer ist der Anführer dieser Werwölfe?«
    »Ich möchte niemanden verdächtigen, aber ich nehme an, es ist Dr. Cazalis.«
    »Der Irrenarzt, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich hätte es mir bald gedacht. Aber weshalb tut er so etwas? Welches Motiv hat er?«
    »Ich weiß es nicht, mein Sohn.«
    Ben Strom erhob sich. »Aber ich werde es herausfinden. Und wenn ich diesem Cazalis die Würmer einzeln aus der Nase ziehen muß.«
    »Keine voreiligen Aktionen«, warnte der Pfarrer.
    »Sie brauchen keine Sorgen zu haben«, erwiderte Strom. »Ich weiß, was ich mir zutrauen kann.«
    Der Holzfäller nahm seine Jacke, nickte dem Geistlichen noch einmal zu und verließ das Haus.
    Pfarrer Harker blickte nachdenklich auf die Tischplatte. »Wenn das nur gutgeht«, murmelte er…
    ***
    John Sinclair war kurz nach Mitternacht losgefahren. Bill Conolly hatte ihm den Wagen zurückgebracht und war noch auf einen Drink mitgekommen.
    John hatte sich gewundert, daß Bill trotz seines Armes fahren konnte, aber der Reporter hatte nur gegrinst und gemeint: »Alles nur Tarnung. Als Verletzter wird man viel mehr verwöhnt.«
    Der silberfarbene Bentley fraß die Meilen wie ein unersättlicher Moloch. Es ging in Richtung Norden. Die Autobahn war leer, und so konnte John ständig aufdrehen.
    In den frühen Morgenstunden begann es zu regnen. John hatte die Stadt Leeds schon hinter sich gelassen und durchquerte das Pennine-Chain-Bergland.
    John mußte mit der Geschwindigkeit herunter. Es war eine unwirtliche, romantische Gegend, durch die er fuhr. Dichter Wald, schroffe Felsen, Berge und grüne Täler.
    Der Tag war schon angebrochen. Die Sonne lauerte hinter den Dunstschleiern. John sah sie als verwaschenen, hellen Fleck. Der Regen ließ nach, und es klarte auf. Schlagartig besserte sich auch Johns Laune.
    Der Oberinspektor spielte mit dem Gedanken, irgendwo zu frühstücken, ließ es dann aber bleiben. Er wollte nicht noch mehr Zeit verlieren.
    Bald hatte er das Bergland hinter sich gelassen. Auf einer Landstraße ging es in Richtung Westen weiter, der Küste zu. Und prompt begann es wieder zu regnen. Die beiden großen Wischerblätter des Bentley waren
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