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GK0080 - Das Höllenheer

GK0080 - Das Höllenheer

Titel: GK0080 - Das Höllenheer
Autoren: Jason Dark
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mörderisches Heulen erfüllte die Luft. Schreie brandeten auf. Spitz, abgehackt. Blitze zuckten in die Felswände. Gestein löste sich polternd. Und in diesem Inferno aus Heulen und Schreien kämpfte Mandra Korab. Er hielt die Arme mit der Kugel weit von sich gestreckt. Eine urwüchsige Kraft – geboren und erhalten durch viele Jahrhunderte – ging von dem magischen Kristall aus. Die Kugel leuchtete in allen Farben des Spektrums, übertrug die Kraft, die in ihr steckte, auf Mandra Korab, der in diesen Augenblicken über sich selbst hinauswuchs.
    »Geht weg, Mächte der Finsternis! Ich verbanne euch in die tiefste Hölle!«
    Wie ein Denkmal stand der Inder in den gleißenden Lichtkaskaden. Seine Stimme schallte weit durch die Schluchten der Berge, trieb die mörderischen Dämonen zurück. Die magische Lichtwand der Höllengeister brach zusammen. Die Konturen der Dämonen verwischten. Wutgeheul brandete auf. Die Vogelmasken zerflossen und waren schließlich ganz verschwunden. Noch einmal zuckte ein Blitz auf, dann war auch dies vorbei. Stille breitete sich aus. Erst jetzt erwachte John Sinclair aus seiner Erstarrung. Der Kampf hatte nur Sekunden gedauert, doch John waren sie wie Ewigkeiten vorgekommen. An der rauhen Felswand zog John Sinclair sich hoch. Mit wankenden Schritten ging er auf Mandra Korab zu. Der Inder hielt noch immer die Kugel in den Händen.
    »Sie hat uns gerettet«, sagte er leise.
    John kam erst langsam wieder zu Atem. »Was ist geschehen?« fragte er mühsam.
    »Die Dämonen hatten eine magische Falle aufgebaut. Sie hatten Glück gehabt, Inspektor. Einen Schritt weiter, und es wäre aus gewesen. Vielleicht hat sie aber auch meine Kugel gerettet, denn als Sie den Sprung wagten, hielt ich sie schon in der Hand.« John fühlte, wie er in seiner Kehle trocken wurde. Trotz der kalten Luft war er schweißgebadet. Siedendheiß fiel ihm der Mongole ein.
    »Hoang Tu! Was ist mit ihm?«
    »Er liegt dort«, sagte Mandra Korab. Erst jetzt sah John den Körper des Mongolen. Er lag am Abgrund. Der rechte Arm pendelte schon über die Tiefe. John ging neben dem Mongolen in die Knie.
    »Er ist tot«, hörte er Mandra Korab sagen. »Wir können ihm nicht mehr helfen.«
    John knipste seine kleine Taschenlampe an, leuchtete in Hoang Tus Gesicht. Mandra Korab hatte recht. Dem Mann war nicht mehr zu helfen. Aber wie mußte er gelitten haben. Gesicht, Hände – alle freien Körperstellen waren verbrannt. John sah das schwarze Fleisch, aus dem nur die Augen wie starre Glasmurmeln hervorstachen.
    »Mein Gott«, murmelte der Inspektor erschüttert.
    »Er hat sich geopfert«, sagte Mandra Korab leise. »Er wußte, daß er sterben würde, er hat es mir gesagt. Hoang Tu hat die Dämonen in den letzten Sekunden seines Lebens noch abgelenkt, um uns den Weg zu ebnen. Wir haben ihm zu danken!«
    John zog den leblosen Körper auf den schmalen Pfad. »Wir werden ihn mit in das Kloster nehmen. Buddha wird sich seiner Seele annehmen«, sagte John.
    »Ja«, erwiderte der Inder. »Diesen Dienst müssen wir ihm erweisen.«
    Die beiden Männer hoben den Körper auf. Es würde noch beschwerlicher werden als vorher, denn ihren Führer hatten sie verloren. Plötzlich stutzte John Sinclair. Mandra Korab hatte die Reaktion des Inspektors ebenfalls bemerkt. »Was ist los?«
    »Ich habe Licht gesehen. Sollten die Dämonen zurückkehren?«
    »Wo?« Der Inder wandte den Kopf.
    John zeigte die ungefähre Richtung an. »Da, jetzt wieder!«
    Es waren kleine Lichtpunkte, die hin und hertanzten. John Sinclair und Mandra Korab zogen sich in den Schatten der Felswand zurück. Plötzlich hörten sie leisen Gesang. Er klang monoton und…
    »Es sind die Mönche«, sagte Mandra Korab. »Sie suchen bereits nach uns.«
    John Sinclair atmete auf.
    ***
    Dong…!
    Der Widerhall des Gongschlages dröhnte durch die große Tempelhalle. Das Gebet der über vierzig Mönche stockte. Der monotone Singsang endete wie abgeschnitten. Stille breitete sich aus. Die Mönche verharrten in kniender Stellung, wandten die kahlgeschorenen Köpfe dem großen Eingangsportal der Halle zu. Drei Männer erschienen dort. Einer von ihnen war Europäer, der andere Inder. Er trug einen Toten auf den vorgestreckten Armen. Neben Mandra Korab stand der Lama, das geistige Oberhaupt des Klosters. Er hatte die Hände in die weiten Ärmel seiner Kutte geschoben. Nichts regte sich in seinem Gesicht. Nur die Augen schienen zu leben. Sie glitten über die knienden Mönche. John hatte das
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