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Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis
Autoren: Penny Jordan
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auch offensichtlich mehr als verärgert. Mit quietschenden Reifen fuhr er weiter.
    Mit ungläubiger Wut starrte Stefano Parenti auf den Parkplatzdieb. Dass es auch noch eine Frau war, die eine solche Unverfrorenheit besaß, machte die Sache nur schlimmer. Seit Generationen floss das Blut mächtiger Männer in ihm, das Blut von Männern, die Macht besaßen und uneingeschränkt herrschten. Im Moment raste dieses Blut heiß durch seine Adern. Stefano hätte sich niemals als Frauenfeind bezeichnet, im Gegenteil. Er mochte Frauen, sehr sogar. Im Allgemeinen allerdings in seinem Bett – nicht auf einem Parkplatz, auf den er mit einer Geduld gewartet hatte, die sowieso schon komplett gegen seine Natur ging.
    Da es keinen anderen Platz mehr gab, parkte er in zweiter Reihe, blockierte so zwei Autos und stellte den Motor ab. Dann stieg er aus und streckte sich erst einmal zu seiner vollen muskulösen Größe von einem Meter dreiundneunzig.
    Giselle ahnte noch nicht, dass sie wegen ihrer Unhöflichkeit zur Rede gestellt werden würde. Wie immer nutzte sie den Weg bis zum Aufzug, um die Maske aufzusetzen, die sie im Büro trug – die, mit der sie die Tatsache kaschierte, wie wenig ihr das männliche Interesse behagte, das ihr so häufig entgegenschlug. Und weil sie zu beschäftigt damit war, sich den Anschein von überheblicher Unnahbarkeit zu geben, bemerkte sie die Gefahr erst, nachdem es fast zu spät war. Sie war gezwungen, abrupt stehen zu bleiben, sonst wäre sie direkt gegen den Mann geprallt, der zwischen ihr und dem Ausgang stand.
    „Nicht so hastig. Ich hätte gern kurz mit Ihnen geredet.“
    Sein Englisch war makellos und passte irgendwie nicht zu seinem dunklen maskulinen Äußeren.
    Nun, sie gedachte allerdings keineswegs, mit ihm zu reden. Giselle wollte schlicht um ihn herumgehen und stellte entrüstet fest, dass er ihr wiederum den Weg versperrte. Zudem war er ihr nun so nah, dass sie seinen Duft wahrnehmen konnte – männlich, erotisch und noch etwas anderes … bedrohlich.
    „Sie stehen mir im Weg.“ Ihr ging es vor allem darum, kühl und beherrscht zu klingen, so ahnte sie nicht, welche Angriffsfläche sie ihm soeben geboten hatte.
    „Und Sie stehen auf meinem Parkplatz“, konterte er.
    Das mochte stimmen, nur würde sie das nicht zugeben. „Besitz wird normalerweise durch Gesetze geregelt“, gab sie kurz angebunden zurück.
    „Besitz gehört denjenigen, die stark genug sind, um ihn zu erwerben, und stark genug, um ihn zu behalten – ob es sich dabei um einen Parkplatz handelt oder um eine Frau.“
    Und er war definitiv ein Mann, der seine Frau besitzen würde. Diese jähe Erkenntnis war irgendwie durch ihr Schutzschild geschlüpft und löste eine schwindelerregende Aufregung in ihr aus … den unvernünftigen Wunsch, den Mann zu provozieren, um herauszufinden, wie weit seine Selbstbeherrschung ging.
    Das war ja verrückt! Nur weil er ein Mann war … Allerdings was für ein Mann! Selbst mit den hohen Absätzen unter den Füßen musste Giselle den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Jahrelang hatte sie sich verboten, körperlich auf Männer zu reagieren, doch diesen hier umgab eine derart mächtige männliche Aura, dass es wohl jeder Frau unmöglich wäre, sich seiner Gegenwart nicht bewusst zu sein.
    Unerwünschte und unbekannte Gedanken blitzten in ihrem Kopf auf – gefährliche Gedanken, heraufbeschworen allein durch die Tatsache, dass er ein Mann war. Nein, das Paradebeispiel eines Mannes. Perfektion für das Auge, in Design und Proportion. Es könnte leicht zu einem zwanghaften Trieb werden, ihn anzusehen, vermutete Giselle. Und wie musste es wohl erst sein, ihn anzufassen? fragte sie sich hilflos. Kein Gramm Fett an diesem Körper, nur Muskeln. Hartes Fleisch unter samtweicher Haut. Was für ein Erlebnis musste es sein, sich an einem so prunkvollen Hochgenuss männlicher Sinnlichkeit delektieren zu können? Kleine Pfeile trafen ihr Innerstes, infizierten sie mit dem Gift des Verlangens.
    Abwehrend hob Giselle die Hand und fasste sich an den Hals. So durfte sie nicht fühlen. Nicht für diesen Mann. Für keinen Mann. Niemals. Sie versuchte, den Blick abzuwenden und den sinnlichen Bann zu brechen, mit dem er sie belegt hatte, doch vergebens. Ihre Augen hatten einen eigenen Willen entwickelt und studierten sein Gesicht.
    Seine Züge sprachen nicht von angelsächsischen Vorfahren, dessen war sie sicher. Nicht bei diesen stolzen, fast römisch-byzantinischen Zügen, in
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