Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
denen die unverkennbare Andeutung von Grausamkeit zu lesen stand. Und noch etwas drückten seine Züge aus – Intelligenz und Arroganz, beste Ausbildung und Eleganz. Gebräunte Haut spannte sich glatt über hohe Wangenknochen, über ein markantes Kinn und eine gerade Nase. Wären da nicht diese verblüffenden silbergrauen Augen, hätte sie gesagt, der Mann stamme von einer Linie aus dunkelsten Zeiten ab, von Menschen, die durch Geburtsrecht und Stärke dazu bestimmt waren, jeden, der sich ihrem Willen widersetzte, erbarmungslos hinwegzufegen.
    Jetzt traf der Blick aus diesen grauen Augen wie ein Laserstrahl auf ihre Schutzhülle aus Eis. Das hier war ein Mann mit einem großen „M“, all-männlich und all-mächtig. Ein Mann, der nie daran zweifelte, dass sein Wille, seine Wünsche und seine Bedürfnisse jederzeit und allerorts Vorrang hatten.
    Der Schock, dass er sie konfrontiert hatte, übte eine gefährliche Wirkung auf sie aus. Irgendwie war es ihren Sinnen gelungen, sich aus dem mentalen Keuschheitsgürtel zu befreien, in dem Giselle sie sonst gefangen hielt. Und jetzt benahmen sie sich wie eine Horde wild gewordener Teenager, die gierig das Idol ihrer Träume anhimmelten. Giselle hatte allerdings nicht vor, so etwas zuzulassen. Zudem hatte sie jahrelange Erfahrung damit, diese kleine Gruppe im Zaum zu halten, sodass sie ihr gehorchte. Das rief sie sich in Erinnerung, während sie darum kämpfte, die eisig-distanzierte Fassade aufrechtzuerhalten.
    Sie mochte ihn nicht. Nein, er war ihr gänzlich unsympathisch, beschloss sie in Gedanken. Viel zu arrogant und viel zu männlich für ihren Seelenfrieden. War das der Grund, weshalb sie ihn nicht mochte? Weil sie instinktiv wusste, dass seine männliche Sinnlichkeit ihr gefährlich werden konnte und sie lange nicht so immun dagegen war, wie sie hätte sein sollen? Nein, natürlich war das nicht der Grund, versicherte sie sich entschieden.
    Stefano musterte die Frau vor sich mit erfahrenem Kennerblick. Mittelgroß, schlank – obwohl die schlichte Kombination von weißer Bluse und schwarzem Rock eher an eine Uniform erinnerte und zudem, da beides eine Konfektionsgröße zu groß wirkte, kein genaueres Urteil über weibliche Formen zuließ. Das blonde Haar trug sie in einen straffen Chignon gedreht, der die feinen Züge ihres Gesichts hervorhob und hohe Wangenknochen und schimmernden Teint betonte. Die goldenen Enden ihrer Wimpern, die im Neonlicht aufleuchteten, zeigten, dass sie keinen Mascara aufgetragen hatte.
    Dieser Rühr-mich-nicht-an-Look mochte die Neugier mancher Männer reizen, für die dieser Grace-Kelly-Typ eine Herausforderung bedeutete. Doch er gehörte nicht zu diesen Männern. Er mochte seine Frauen anschmiegsam und nachgiebig und bereitwillig. Er hielt nichts von Eisprinzessinnen, die voraussetzten, dass ein Mann ihr Eis erst zum Schmelzen bringen müsse.
    Doch selbst wenn sie sein Typ gewesen wäre … im Moment ging es ihm um Wiedergutmachung, nicht um Verführung.
    „Lassen Sie mich endlich vorbei“, forderte Giselle entschieden. Es wurde Zeit, dass sie wieder an die aktuelle Situation dachte.
    Ihre Forderung goss Öl auf das Feuer von Stefanos verärgerter Ungeduld. Sie hatte ihm den Parkplatz gestohlen, und jetzt weigerte sie sich stur zuzugeben, dass sie im Unrecht war. Mit ihrem Benehmen verlangte sie geradezu danach, von ihm auf ihren Platz verwiesen zu werden.
    Er würde also nicht aus dem Weg gehen, aber sie hatte auch nicht vor, zu spät zu kommen. Giselle machte einen Schritt zur Seite … und er packte sie bei den Armen. Sie fühlte seinen Griff hart und heiß durch den Stoff ihrer Kleidung, fast so, als würde er ihre nackte Haut berühren. Das Gefühl versetzte ihr einen Schock, und in Wut und Panik ballte sie die Fäuste, um sich von ihm abzustoßen.
    „Lassen Sie mich gehen!“, forderte sie wütend.
    Sie gehen lassen? Nichts würde er lieber tun. In fünf kurzen Minuten hatte sie ihm mehr Schwierigkeiten gemacht, als er sich von jeder anderen Frau je hatte gefallen lassen. Er sah ihr direkt ins Gesicht. Es war bleich und hart, die Augen sprühten Funken, und ihr Mund …
    Er nahm die eine Hand von ihrem Arm und wischte mit dem Daumen den Lippenstift von ihren Lippen, so als wolle er sich bereit machen, sie zu küssen. Sie stand stocksteif, schockiert über die intime Geste. Der Moment schien ewig zu dauern, während ihre Blicke sich ineinander verhakten. Giselle war fassungslos über die jähe Sehnsucht, die in ihr aufschoss …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher