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Girl

Girl

Titel: Girl
Autoren: David Thomas
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gleichzeitig auch ganz wunderbar. Weil ich wusste, dass man mit allem auf mich eingeprügelt hatte, was es auf der Welt nur geben kann … und ich hatte es überstanden.
    Sie können sich gar nicht vorstellen, wie stark man sich danach fühlt. Es ist wie im Boxring, wenn einem der Gegner seine sämtlichen Schläge versetzt hat, und man steht immer noch auf den Beinen. Was soll er da noch groß machen? Wie soll er einem da noch was anhaben?
    Sie haben mir mein Geschlecht genommen, meinen Job, meine Würde. Und ich bin los und habe ein neues Geschlecht bekommen, einen besseren Job, und ich bin stolz, stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich bin heute glücklicher, als ich es je zuvor war. Ich habe echte Freunde, auf die ich mich verlassen kann. Außerdem hatten Sie in einem Punkt unrecht: Es gibt da draußen Männer, die mich lieben und mich als wirkliche, sexuell attraktive Frau begehren.«
    Ich grinste durchtrieben. »Helen McGoldrick hatte allerdings auch in einem Punkt recht. Ich habe tatsächlich eine beachtliche Kollektion fantastischer Designer-Kostüme im Schrank, und sie soll in Zukunft noch um einiges Größer werden. Also bitte, keine Entschuldigung, ich bin Ihnen zutiefst dankbar.«
    Sir Rodericks Mund stand gähnend weit offen, wie bei einem Fisch, der gerade an die Angel gegangen ist. Ich nahm seine Hand und tätschelte sie leicht. »Kommen Sie«, sagte ich. »Die versammelte Presse wartet auf ein Statement. Gehen wir raus, die Tiere füttern.«
    Wir liefen rasch durch die große Haupthalle des Gerichtsgebäudes und traten auf den Treppenabsatz. Wenige Meter entfernt erblickte ich Marcus Pinkney, der neben der geöffneten Tür eines Taxis auf uns wartete. Aber zwischen ihm und mir wogte die schwitzende Masse der Medien Meute, die ihre Linsen und Mikrophone in meine Richtung hielt, sich um die besten Plätze raufte und wild durcheinanderrief.
    Als ich mich gerade für meinen letzten öffentlichen Auftritt sammelte und auf sie zusteuerte, kam ein junger Mann im schwarzen Anzug auf mich zu gerannt und drückte mir einen Zettel in die Hand. Vom Lauf ganz außer Puste blieb er eine Weile wie angewurzelt stehen und keuchte dann: »Würden Sie es bitte gleich lesen, Miss Barrett? Ich bin gebeten worden, mit Ihrer Antwort zurückzukehren.«
    Beim zweiten Hinsehen erkannte ich, dass es sich um einen der Junganwälte handelte, die Helen McGoldrick assistiert hatten. Was konnte sie jetzt noch von mir wollen? Ich blickte auf die Notiz und spürte, wie mein Herz zu rasen begann, als ich den Absender erkannte. »Liebste Jackie«, stand da, »jetzt, da der Alptraum vorüber ist, kann der Traum beginnen …« Mein Gott, wie pathetisch – aber das störte mich nicht. Der Rest der Nachricht lautete: »Möchtest Du heute und an vielen weiteren Abenden mit mir essen gehen? Voller Hoffnung und Erwartung, Dein James.«
    Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Sir Roderick auf seine Uhr schaute, als wolle er mir bedeuten, nun endlich anzufangen. unten am Fuß der Treppe wurden die Reporter langsam ungeduldig. Ich drehte mich wieder zu Helen McGoldricks Assistenten. »Sagen Sie ihm, meine Antwort ist ›Ja‹«, sagte ich, »ein uneingeschränktes ›Ja‹.«
    Er blinzelte mir zu – der gerissene Kerl hatte die Notiz bestimmt vorher gelesen – und rannte zurück ins Gerichtsgebäude. Sir Roderick Welton sah mich fragend mit hochgezogenen Brauen an. Darm wandte er sich der Presse zu, hob seinen Arm und bat um Ruhe.
    »Miss Barrett wird ein kurzes Statement abgeben. Und dann, meine Damen und Herren, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sie für den Rest ihres Lebens in Ruhe lassen würden. Ich hoffe, Sie verstehen, dass sie Schreckliches mitgemacht hat.«
    »Wer hat sie denn diesmal unter Vertrag«, brüllte einer.
    »Niemand«, sagte Sir Roderick gereizt. »Über ihr Statement hinaus steht Miss Barrett jetzt und in Zukunft für keinerlei Nachfragen zur Verfügung.«
    »Sollte es nicht ›Mr. Barrett‹ heißen?« spöttelte ein anderer Reporter.
    Der Anwalt ignorierte ihn und gab mir ein Zeichen vorzutreten. Für einen Augenblick erstarb aller Lärm, während die Reporter gespannt meiner Ansprache entgegenfieberten. Nicht dass ich viel zu sagen hatte – bloß ein paar Notizen, die ich auf einem Gerichtsblock notiert hatte.
    »Ich möchte nur Sir Roderick und allen meinen Rechtsberatern dafür danken, dass sie der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen haben. Die vergangenen Monate waren sehr schwer und oft auch sehr leidvoll
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