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Girl

Girl

Titel: Girl
Autoren: David Thomas
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völlig korrekt.«
    »Miss Barrett, bitte!« sagte der Richter und hämmerte auf sein Pult. »Ich dulde keine solche Ausdrucksweise vor Gericht. Und Sie, Sir Roderick, unterlassen bitte Fragen, die geeignet sind, derartige Ausbrüche zu provozieren.«
    »Ich bitte ausdrücklich um Entschuldigung, Mylord«, sagte Sir Roderick, dass ihm der Schleim fast schon aus den Ohren quoll, »ich werde mich ausschließlich auf rein sachliche Fragen beschränken, wenn es das Hohe Gericht wünscht. Nun, Miss Barrett, woher oder von wem haben Sie Ihre Geschlechtsorgane bekommen?«
    »James … Mr. Mandelson, er hat sie gebildet.«
    »Aus den Resten Ihres männlichen Geschlechtsteils?«
    »Ja.«
    »Indem er sie nach innen gestülpt hat…«
    »Ja.«
    »Und Ihr hübsches, feminines Gesicht, von dem Miss McGoldrick so geschwärmt hat – Mr. Mandelson ist auch dafür verantwortlich, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Würden Sie dem Gericht bitte genau erklären, welche Prozedur dazu notwendig war?«
    Ich war verzweifelt. »Bitte, Sir Roderick… muss das sein?«
    »Antworten Sie bitte auf meine Frage … Mister Barrett. Auf welche Weise genau ist Ihr Gesicht entstanden?«
    Ich blickte mich nach James um. Diesmal glich sein Nicken eher einer Geste der Niederlage. Er wollte mir bedeuten, mich geschlagen zu geben und zu tun, was man von mir verlangte. Ich betete die ganze Liste herunter, mit der Lebendigkeit der telefonischen Zeitansage.
    »Mr. Mandelson schabte Knochen- und Knorpelsubstanz von meiner Nase, um sie schmaler zu machen, dann zertrümmerte er sie und baute sie in der gewünschten Form wieder auf. Er entfernte gleichfalls Knochengewebe an Kiefer und Kinn, damit es spitzer wurde. Und schließlich implantierte er feine Streifen festen Silikons auf meine Wangenknochen, um sie stärker hervortreten zu lassen.«
    »Also«, sagte Sir Roderick, »war Ihre ganze Unterhaltung mit meiner geschätzten Kollegin, die vor keiner halben Stunde in eben diesem Gerichtssaal stattgefunden hat, von Anfang bis Ende ein Gespinst gegenseitiger Täuschung. Sie sagen, dass Sie sich als Frau betrachten, aber das ist ausgemachter Unfug. Es ist sogar schlimmer als das. Es ist eine Beleidigung für jede natürliche Frau, die heute hier anwesend ist.« Das Publikum schnappte geschockt nach Luft.
    Dennoch kannte Sir Roderick keine Gnade. Er glich einem Boxer, der seinen Gegner wehrlos in den Seilen hatte, aber unvermindert weiter auf ihn einprügelte. »Ich weise Sie darauf hin, Bradley, alias Jacqueline Barrett, dass Sie sowohl ein Kunstgeschöpf als auch unfruchtbar sind und dass die meisten normalen Männer in Ihnen wenig mehr als eine Witzfigur sehen – eine Zielscheibe des Spottes. Ist dem nicht so?«
    Diesmal musste ich für mich selbst einstehen. »Nein, das ist nicht wahr.«
    »O bitte, Mister Barrett, versuchen Sie nicht länger sich selbst oder dem Gericht etwas vorzumachen. Mr. Linton McCourt hat Ihren Auftritt bei der Werbeagentur Wolf, Parkinson, White ja bereits beschrieben. Entsprach sein Bericht grundsätzlich den Tatsachen?«
    »Ja.«
    »Sie stimmen also mit mir überein, dass die Firma die Tatsache, dass Sie zu diesem Zeitpunkt den Kopf eines Mannes und weitestgehend den Körper einer Frau besaßen, schamlos verhöhnen wollte, nur um damit für den Verkauf ihrer Autoteile zu werben?«
    »Ja.«
    »Am Nachmittag des 13. Dezember letzten Jahres besuchten Sie ein Fußballspiel zwischen Chelsea und Manchester United im Stamford Bridge Stadion. Würden Sie dem Gericht bitte erzählen, was sich nach dem Spiel ereignete.«
    »Ich war in der Herrentoilette und …«
    »Lauter, bitte, Mister Barrett.«
    »Ich sagte, ich war in der Herrentoilette im Stadion, und eine Gruppe von Chelsea-Fans erkannte mich und fing an, mich zu belästigen.«
    »Welcher Art war diese Belästigung?«
    »Sie sangen ›Ausziehn, ausziehn‹.« Im Saal war unterdrücktes Kichern zu hören, gefolgt von schuldbewussten Blicken auf den Gesichtern derer, die da gelacht hatten.
    Sir Roderick blickte sich im Saal um und bemerkte: »Wie es scheint, ist Ihre Fähigkeit, für Amüsement zu sorgen, ungebrochen. Doch würden Sie dem Gericht bitte erklären, welche Bedeutung Mr. Jonathan Roland für Ihr Leben hatte?«
    »Er war der erste Mann, mit dem ich ausgegangen bin.«
    »Also war er der Mann, von dem Miss Hadley in der Befragung durch meine werte Kollegin gesprochen hat?«
    »Ja.«
    »Er hat sie also zum Wein und zum Essen eingeladen, ist mit Ihnen tanzen gegangen, wie man das von einem
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