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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02
Autoren: Das heilige Feuer
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schlinge ihm die Arme um den Hals, als wollte ich ihn nie wieder loslassen. Aber das muss ich tun, weil ich ihm vertraue. Ich werde ihm immer vertrauen. Ich werde es tun. Ich bin stark genug.
    »Es ist in Ordnung. Ich tue es. Nur für dich.« Ich bringe ein Lächeln zustande. Ich will, dass er mich lächelnd in Erinnerung behält.
    »Ich möchte, dass du noch etwas für mich tust«, sagt er.
    »Natürlich. Was immer du willst.«
    »Dann lebe, Evie. Lebe einfach. Verbringe dein Leben nicht trauernd. Ich will nicht, dass du aufhörst zu lieben, nur weil ich … nur weil unsere Geschichte sich nicht so entwickelt hat, wie wir es uns einmal erhofft haben.«
    »Ich werde nie jemand anderen lieben«, sage ich leidenschaftlich. Sebastian lächelt, und da ist nur eine Andeutung von Trauer in seinen strahlenden Augen.
    »Oh doch, das wirst du, Evie. Und das musst du auch. Du musst lieben und heiraten und eine Tochter haben, die Haare wie Feuer hat und Augen wie das Meer. Und du wirst ihr sagen, dass kein Leben verschwendet ist, wie kurz es auch sein mag, wenn es von Liebe berührt war. Oh, Evie …«
    Eine letzte Umarmung. Der allerletzte Kuss.
    »Auf Wiedersehen, Mädchen vom Meer«, flüstert er. »Jedes Ende ist auch ein Anfang. Wir treffen uns wieder, das verspreche ich dir.«

    Sebastian lässt meine Hand los und geht zu dem Gedenkstein, der die letzten Sonnenstrahlen einfängt. Er legt sich auf den hellen Torf mit dem großen Stein an seinem Kopfende, schließt die Augen und faltet seine Hände über der Brust.
    »Bist du bereit, Evie?«, fragt Sarah leise.
    Mein Herz steht in Flammen, aber ja, ich bin bereit.
    Ich nehme den Talisman ab und lege ihn auf Sebastians Brust, wie einen Stern, dann strecke ich meine Hände aus. Sie füllen sich mit klarem Wasser, das ich in einem Kreis um uns herum auf das Gras spritze. Sarah nimmt den Silberdolch und zieht ihn über den Boden, folgt dem Kreis, den ich gemacht habe, und schneidet in die feuchte, süße Erde. Dann beschwört Helen einen Wind herbei, der in einem unentwegten Ring der Macht um uns herumrast, uns vor den Augen der Welt versteckt. Wasser, Erde und Luft. Drei Elemente. Drei Schwestern. Wir brauchen noch eine.
    Das Wasser unserer Adern ... Die Erde unserer Körper ... Die Luft unseres Atems ... Das Feuer unserer Begierden ... Kommt jetzt zu uns.
    Ich greife mit meinem Geist aus und sehe das heilige Feuer wie einen wilden, herrlichen Vogel aufsteigen. Ich schnippe mit den Fingern, und winzige Flammen tanzen an unserem Kreis entlang. Sie sehen aus wie Blumen, die im Gras tanzen. Jetzt ist das vierte Element, Agnes’ Macht, durch mich ebenfalls hier. Wasser, Luft, Erde und Feuer – wir sind bereit, dem Mystischen Weg zu folgen, dem Pfad des Heilens.
    Helen reicht mir das Buch. Es liegt schwer in meiner Hand, als ich die Seite aufschlage, die ich brauche.

    Das Geschenk des Todes . Das ist das Einzige, was ich Sebastian jetzt noch geben kann. Der Tod, so lange gefürchtet und vermieden, ist jetzt bereit, ihn zu retten, und nur ich kann das Tor öffnen. Dies ist mein letztes Geschenk an Sebastian. Die Seiten, die sich geweigert hatten, mir ihr Geheimnis zu enthüllen, öffnen sich jetzt unter meiner Berührung, und ich kenne ihre seltsamen Wahrheiten.
    Dass der Tod nicht das Ende ist. Dass der Schöpfer all denen ewiges Leben gegeben hat, die es wirklich suchen, nicht in diesem Leben, sondern jenseits der Schwelle unseres letzten Schlafes.
    Wir machen die Beschwörungen. Wir verstreuen die Opfergaben. Wir tun alles, was erforderlich ist, heimlich und wunderschön und geheiligt. Und dann tritt ein viertes Mädchen zu uns, unsere Schwester Agnes, die im Herzen des Geheimnisses steht. Ihre üppigen roten Haare fallen offen über ihr weißes Kleid; sie breitet die Arme freudig in meine Richtung aus, und ihre Augen sind voller Liebe. »Ich bin gekommen, um meinen Bruder zu holen«, sagt sie. »Es ist so weit.«
    Ich nehme den silbernen Dolch und gebe ihn Sebastian in die Hand. Er legt seine andere Hand auf meine, und wir verschränken unsere Finger, so dass wir ihn zusammen festhalten.
    »Nimm unseren Bruder in deine ewige Ruhe auf … Nimm ihn ins Licht auf«, sprechen Helen und Sarah und Agnes die Worte des Mystischen Weges, aber mein Herz ist zu voll, ich kann nichts sagen. »Nimm ihn ins Licht auf«, bitte ich stumm.
    Als das Messer in sein Herz gleitet, öffnet Sebastian die Augen und sieht zum Himmel hoch; sein Gesicht ist in
strahlendes Licht gebadet, das so blendend
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