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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
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in die Arme gelaufen“.
    „Ich habe in die Hose gemacht vor Angst“. Herbert war endgültig aufgetaut und funkelte Sven empört an. Ohne erkennbaren Grund kicherte er plötzlich los, als habe er einen besonders guten Witz gemacht, um schließlich in einem Hustenanfall zu enden. Als er sich wieder gefangen hatte, keuchte er:
    „Entschuldigt, es geht mir gut. Durch die Anspannung und den Schlafentzug bin ich etwas daneben. Ich fühle mich wie nach einem Marihuana Zigarettchen. Dann bekomme ich auch so unkontrollierbare Lachanfälle“.
    Herbert verstummte.
    „…war ein Laster meiner Studentenzeit“, fügte er rasch hinzu, da ihm klar wurde, dass er in einem Polizeiwagen saß.
    Sven schaute nachdenklich in den Rückspiegel.
    „Wir sollten eine Blut- und Haaranalyse bei Euch durchführen. Die Saturnloge benutzt gerne Drogen, um Mitarbeiter gefügig und leistungsfähiger zu machen. Unseren eingeschleusten Leuten wurde es über Espressomaschinen in den Kaffee gemischt, weil das Zeug in warmen Getränken sehr schnell seine Wirkung entfaltet und das starke Aroma des Kaffees den bitteren Beigeschmack überdeckt. Wir konnten das Gemisch mehrerer Halluzinogene eines Pilzes identifizieren, wissen aber nicht, um welchen Pilz es sich handelt“.
    Sie schwiegen, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Christopher fiel Silvias teure Espressomaschine ein und die Enthemmtheit, mit der er über sie hergefallen war. Sie hatte ihm im Klosterhotel ein Stück eines Pilzes in den Mund gesteckt, um seine Erregung zu steigern. Das erklärte auch den Kater, den er stets danach hatte.
    Sven grübelte darüber nach, wie sehr die Situation erschwert wurde durch seine Liebe zu Carolin, die ausgerechnet jetzt zu neuem Leben erwacht war. Er umklammerte so fest das Steuer, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Dann erklärte er Christopher und Herbert seinen Plan.

20.
     
    Hannes Molander war ein waschechter Ostfriese. Sein Haar war ursprünglich rot gewesen. Inzwischen durchzogen es viele graue Strähnen, die auch vor seinem dichten Schnurrbart nicht haltgemacht hatten.
    Er sah aus wie eine gealterte Robbe, was sich durch seinen Watschelgang zu einem fröhlichen Gesamtbild komplettierte. Er war ein Gemütsmensch und das ständige, aufrichtige Lächeln hatte kleine Fältchen um seinen Mund und die Augen hinterlassen.
    Seine Jugend war vom Fischfang seines Vaters und Großvaters geprägt worden, und die Konsequenz aus dem täglichen Anblick der unmenschlichen Plackerei war sein Entschluss gewesen, nach dem Abitur die kleine Welt seiner Ahnen zu verlassen, an der Universität Oldenburg ein Studium der Ornithologie und Biologie aufzunehmen, um mit summa cum laude erheblich früher als seine Kommilitonen abzuschließen.
    Er führte seinen Erfolg scherzhaft darauf zurück, dass man über Ostfriesen regelmäßig die nach ihnen benannten Witze machte, sie deshalb vollkommen unterschätzte, und dann, wenn man bei ihnen überrascht durchschnittliche Intelligenz diagnostizierte, sie behandelte und hofierte wie eine Zirkusattraktion.
    Tatsächlich war Hannes Molander herausragend auf seinem Gebiet und verblüffte die übrige Fachwelt gleichermaßen durch sein Wissen und seine Bescheidenheit, die sich auch in seiner unmodischen, abgetragenen Kleidung niederschlug. Er wurde auf Kongressen gewöhnlich für den Hausmeister oder einen Handwerker gehalten, bis er schließlich die Rednertribüne bestieg.
    Sein Vortrag, den er zur Jahresversammlung der Vogelwarte Helgoland abhielt, hatte ein Phänomen zum Thema, das er seit sieben Jahren beobachtete und nun durch beunruhigende Daten aus einem ganz anderen Fachgebiet erklären konnte.
    Jedes Jahr im Sommer zogen mehr als hundert Millionen Zugvögel über Südafrika in die Antarktis. Ein Studienkollege und Freund, den es nach Kapstadt verschlagen hatte, meldete ihm zum ersten Mal vor acht Jahren, dass ungewöhnlich viele tote Vögel an den Stränden angespült würden. Nachdem er die einzelnen Arten identifiziert hatte, stellte er fest, dass es sich ausschließlich um Zugvögel handelte, die im Südwinter die Antarktis Richtung Norden verließen.
    Da zunächst auch Krankheiten und Unterernährung wegen des knapper werdenden Futterangebots der sich erwärmenden Meere infrage kamen, hatten sie sich Aufschluss durch die Obduktion der kleinen, toten Körper erhofft.
    Leider ohne Erfolg. Sowohl das Körpergewicht als auch die kumulierten Giftstoffe und Symptome bekannter Krankheiten lagen im langjährigen
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