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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
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auch auf der Beobachtungsliste unserer Dienststelle, die ein Auge auf potentziell gefährliche Gruppen mit satanistischem Hintergrund wirft. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Tübinger Gruppe ein abgekoppeltes und komplett eigenwilliges Vereinsleben pflegt. Die anderen Saturnlogen leugnen ihre Existenz oder wenigstens jede Verbindung zu ihr. Ein charismatischer Führer, der sich den Künstlernamen Gryphius zugelegt hat, scheint sich sein eigenes esoterisches Süppchen zu kochen und vor allem sehr betuchte Mitstreiter ins Boot zu holen“.
    „Sein Name ist also nicht Gryphius?“, hakte Christopher nach. „Gryphus ist die lateinische Bezeichnung für den Vogel Greif. Ich dachte, dass Dir das sofort auffällt“, erwiderte Sven.
    „Ich Idiot. Natürlich. Ich habe bei Ihnen eine Bronzefigur des Greif gesehen“.
    Christopher errötete, denn ihm fiel auch ein, wo das gewesen war. Er lag in dem Moment auf der nackten und mit blutigen Symbolen bemalten Silvia.
    „Woher weißt Du diese Dinge?“, fragte Christopher.
    „Der Greif ist Schutzpatron des Lectorium Rosicrucianum und ebenso Symbol des Antichristen“.
    Und weil Christopher ihn weiterhin fragend ansah, fuhr Sven fort:
    „Wir waren Rosenkreuzer. Meine Eltern haben mich sehr früh in ihr pseudoreligiöses Gedankengut eingeführt. Sie waren viele Jahre aktive Mitglieder, mussten aber ihr Bekenntnis im evangelischen Calw geheim halten. Ich hasste diese ständige Geheimniskrämerei und war heilfroh, als meine Eltern mit den Rosenkreuzern brachen und eine neue Heimat bei der Fraternitas Rosae in Tübingen fanden. Das war zwar auch eine Geheimgesellschaft, allerdings weit offener für eine moderne Welt und die Bedürfnisse eines Heranwachsenden. Ich kenne bis heute nicht alle Gründe, weshalb es zum Bruch kam, doch die Person, die hinter all dem steckte, war ein Herr Doktor Magus Gryphius, der nach dem mysteriösen Ableben des alten Gemeindevorstehers die Macht an sich riss. Heute nennt er sich nur noch Gryphius und ist offensichtlich nicht mehr ausschließlich für die Rosenkreuzer tätig. Sein Name ist insofern vielleicht von Bedeutung, als Magus ebenso bewusst gewählt wurde wie Gryphius“.
    „Du denkst an Simon Magus“, ergänzte Christopher den Gedankengang. „Zweimal ein Bezug zum gefallenen Engel. Ich glaube auch nicht, dass das Zufall ist. Also kennen wir seinen richtigen Namen und seine Herkunft nicht“.
    „Es liegt damit nahe, dass seine Sekte satanisch ist. Sie warten gespannt auf den letzten Tag des Mayakalenders, um irgendeinen terroristischen Angriff zu starten, und das Land ins Chaos zu stürzen“, fuhr Sven mit seiner Erklärung fort.
    „Du kennst die Adeodatusgeschichte?“, fragte Christopher.
    „Wir haben ein Original der Vita Adeodati im Tresor in unserem Keller. Das Buch hat mein Vater vor dreißig Jahren in der Klosterbibliothek auf dem Odilienberg entdeckt. Er verbrachte seine ganze Freizeit mit alten Büchern und dieses Buch hatte es ihm besonders angetan, sodass er ein paar Fotos machte, und sie unglücklicherweise auch Gryphius zeigte. Der muss sehr penetrant gewesen sein und wollte ihn zwingen, das Buch zu stehlen. Es war mit ein Grund für den Bruch mit den Rosenkreuzern. Als mein Vater diese Begebenheit mit der Äbtissin auf dem Odilienberg besprach, übergab sie es ihm mit dem Hinweis, es sei nicht mehr sicher bei ihr, und er solle es der Rosenbruderschaft in Tübingen anvertrauen. Bei der Gelegenheit traten wir dann dort ein“.
    „Gryphius hat aber ein Original mit einem Anhang aus weiteren zwei Kapiteln, die Euch fehlen“. Christopher errötete, weil er damit indirekt den Einbruch in das Verbindungshaus zugab.
    Sven ging nicht weiter darauf ein und erwiderte:
    „Jetzt verstehe ich. Er wollte nur wissen, ob seine und unsere Ausgabe identisch sind und wie viel wir wissen“.
    „Woher ist diese zweite Schrift?“, fragte Christopher irritiert.
    „Vermutlich das Original, das Leo seinem Nachfolger Gregor und der wiederum Adeodatus übergeben hat, damit er seinen Auftrag bei seinem zweiten Besuch in Hirsau ausführen konnte. Abt Wilhelm von Hirsau hat es vielleicht dem Sterbenden abgenommen und eine Abschrift in seinem Skriptorium machen lassen. Sie mussten Gregor das Original über einen Boten zurückbringen lassen, sonst hätte er wohl sehr viel genauere Nachforschungen über den Verbleib des Adeodatus angestellt.“
    „Das Kapitel Resurrectio war von Leo verfasst worden, Reditio von Wilhelm. Dem Original in Rom
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