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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur
Autoren: Daniel Holbe
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zur Salzsäule erstarrt, froren sämtliche Bewegungen Herzbergs ein, und seine Kinnlade fiel hinunter.
    »Wie können Sie es …«, schnaubte er, doch Sabine sprach unbeirrt weiter: »Die Pressemeldung ist ein wahres Fressen für die Bildzeitung.
Ausgleichende Gerechtigkeit
 –
Giftmörder tötet sich versehentlich selbst.
« Sie fügte ihrer überspitzten Bemerkung ein höhnisches Kichern zu.
    »Blödsinn!«, schrie Herzberg auf. »Malte ist unschuldig!«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Angersbach stirnrunzelnd, und Sabine winkte nur ab. Herzberg trat wutentbrannt gegen die Fußleiste des Regals, und sein Brustkorb hob und senkte sich panisch. Tränen schossen ihm in die Augen.
    »Er ist … ich habe … Das
können
Sie nicht machen«, keuchte er außer sich. »Elsass …«
    »Victor Elsass ist unschuldig«, konterte Sabine und blitzte ihn an.
    »Elsass ist alles andere als unschuldig!«, herrschte Herzberg sie an. »Er ist ein Giftmischer, ein Janusgesicht, eine falsche Schlange! Ein williger Handlanger von Ulf.«
    »Deshalb haben Sie eine Brotkrumenspur zu ihm gelegt, wie?«, lächelte Sabine eisig.
    »Das Gift, das Reitmeyer und Kötting getötet hat, erfordert weder ein Labor noch profunde biochemische Kenntnisse«, warf Angersbach in monotoner Ruhe ein. »Wenn wir Elsass ausschließen und Sie Kötting …«
    »… bleiben am Ende nur noch Sie«, beendete Sabine den Satz und streckte die Hand in Richtung ihres Kollegen. Dieser trat nach vorn, in seiner Hand lag ein Papier, mit dem er schwenkte.
    »Wir sind gekommen, um Sie zu verhaften, und zwar wegen des vorsätzlichen Mordes an Ulf Reitmeyer, der fahrlässigen Tötung Malte Köttings sowie schwerer räuberischer Erpressung.«
    Im selben Moment flog ein Glaszylinder in ihre Richtung, und Sabine duckte sich reflexartig zur Seite. Herzbergs Kopf war puterrot, die Schläfenadern pulsierten unter der dünnen Haut, und den Bruchteil einer Sekunde später zerbarst die Wodkaflasche an der Wand hinter den beiden.
    Wutschnaubend und verzweifelt schrie dieser: »Ihr Schweine! Das könnt ihr mir nicht beweisen! Ihr werdet es nie …«
    Die Hasstirade verebbte, und Herzberg taumelte zur Sessellehne, um sich festzuhalten.
    »Er muss bestraft werden, es darf nicht ungesühnt bleiben«, wimmerte er. Weißer Schaum stand ihm in den Mundwinkeln, sein Gesicht war nunmehr kreidebleich, er schien kurz vor dem Kollaps zu stehen. Tränen rannen ihm über die Wangen, und seine Stimme war kaum mehr als ein hauchendes Stammeln.
    »Jemand muss dafür bezahlen, jemand …« Dann flog sein Kinn nach oben, und ein kehliges Lachen erklang. In seinen Augen loderte eine diabolische Leidenschaft, als er zischte: »Ihr könnt mir nichts beweisen!«
    »Dass Sie sich da nicht mal irren«, erwiderte Sabine kalt. »Mir genügt es, wenn wir Sie eines der Verbrechen überführen, und glauben Sie mir, das werden wir.«
    Sie wandte sich ab, trat ans Fenster und sah nach draußen. Dünne Dunstfäden stiegen aus den Schornsteinen der Häuser und verloren sich, nachdem sie kerzengerade Linien gezeichnet hatten, im kalten Blau des Himmels. In ihrem Rücken sprach Angersbach, der neben Herzberg getreten war: »Sie müssen nichts mehr dazu sagen, was Sie belasten könnte. Sie haben außerdem das Recht auf einen Anwalt. Kommen Sie freiwillig mit, oder soll ich die Beamten hinzurufen?«

[home]
    Samstag, 9 . März
    S ie hatten sich für den späten Vormittag verabredet. Es war beinahe elf Uhr, als Sabine den Parkplatz der Dienststelle erreichte. Zu ihrer Verwunderung erwartete Ralph sie bereits. Es war weniger die Tatsache, dass er früher als sie angekommen war, die Sabines Augen größer werden ließ, sondern vielmehr der Wagen, an dem er lehnte. Sie schälte sich eilig aus dem Renault und schloss diesen ab. Angersbach grinste breit und ließ sein Schlüsselbund klirren. Hinter ihm stand der grüne Lada Niva, der ermattete Lack war frisch gewaschen, und sogar die Scheiben schienen abgeledert zu sein.
    »Ist der neu?«, erkundigte sich Sabine lachend.
    »Wo denken Sie hin«, erwiderte ihr Kollege. »Ein paar Eimer Wasser, das war’s. Ich sagte doch bereits, dass diese Fahrzeuge praktisch unzerstörbar sind.«
    Irgendwo zwischen Karben und Bad Vilbel, so nahm Sabine an, würde ein Waschstraßenbetreiber verzweifelt eine völlig verdreckte Reinigungskabine absperren müssen, weil eine halbe Tonne Erdreich und Grasfetzen auf dem Boden festfroren. So viel zu den »paar Eimern Wasser«, doch
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