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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur
Autoren: Daniel Holbe
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Malte Kötting in diese Theorie? Sie haben doch gesehen, wie sehr dessen Tod Herzberg zu schaffen machte.«
    »Das war der zweite Punkt meines Telefonats«, lächelte seine Kollegin triumphierend. »Kötting hatte laut seiner E-Mail an Herzberg einen Disput mit Reitmeyer. Das deckt sich mit der Aussage von Frau Finke, bei der er ebenfalls aufschlug. Er war demnach am Samstag in Reitmeyers Büro …«
    »… und hat sich dort an dessen Knabbereien gütlich getan«, vollendete Angersbach den Satz. »Weit hergeholt, aber nicht unmöglich. Ein letaler Zufall. Ein doppelter sogar.«
    »Doppelt? Wieso?«
    »Nicht nur, dass es mit demselben vergifteten Zeugs eine zweite Person trifft«, erklärte der Kommissar zynisch. »Sondern ausgerechnet Herzbergs bester Freund begeht diesen tödlichen Mundraub. Wenn ich’s genau betrachte, ließe sich dadurch auch seine Sauferei erklären. Denn wie ein langjähriger Alkoholiker hat er auf mich nicht gewirkt.«
    »Auf mich auch nicht.« Sabine nickte und sprach langsam weiter: »Aber auch die ganzen anderen Widersprüche würden nun mehr Sinn ergeben, insbesondere der Tod Köttings. Der störte unsere bisherigen Theorien stets am meisten.«
    »Na ja, aber die Erpressung?«, gab Angersbach zweifelnd zurück. »Die passt meines Erachtens nach noch immer nicht ins Bild. Was hatte es damit auf sich?«
    »Ich behaupte ja nicht, allwissend zu sein«, gab Sabine spitzzüngig zurück. »Warum fragen wir Herzberg nicht einfach selbst?«
     
    Eine halbe Stunde später klingelten die beiden an Herzbergs Tür. Es dauerte eine Weile, bevor sich im Inneren etwas regte. Die Person, die nach schier endlosem Warten öffnete, machte einen noch erbärmlicheren Eindruck als bei ihrer ersten Begegnung.
    »Was wollen Sie?«, lallte er mit heiserer Stimme, und eine Alkoholfahne wehte den beiden entgegen.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte Sabine höflich, und Herzberg nuschelte mürrisch. Die Uniformierten warteten wie vereinbart im Wagen, doch dann trat der Mann, der einen verwaschenen Bademantel trug, mit einem fahrigen Nicken zur Seite.
    Die Wohnung wirkte sehr viel unaufgeräumter als bei ihrem letzten Besuch, es roch nach kalter Pizza, und in der Küche stapelte sich das Geschirr.
    »Wir haben Victor Elsass verhaftet«, ließ Sabine wie beiläufig verlauten und beobachtete Herzbergs Reaktion. Er wirkte nicht überrascht. Betont gleichgültig zuckte er mit den Schultern. »Sind Sie nur hierhergekommen, um mir das zu sagen?«
    »Wir dachten, Sie freuen sich darüber.« Sabine zog die Schlinge ein wenig enger, doch Herzberg zeigte sich unbeeindruckt.
    »Hm«, brummte er, und sein Blick suchte das Wohnzimmer ab, möglicherweise nach etwas Alkoholischem, wie die Kommissarin vermutete. Endlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte, und Herzberg bewegte sich zielstrebig auf das Wandregal zu. Ralph wollte zu ihm eilen, vermutete offenbar eine Gefahr, doch Sabine hielt ihn am Arm zurück. Der Mann zog eine halbleere Flasche billigen Wodkas hinter einem Stoß Wäsche hervor. Er hielt kurz inne, vergewisserte sich, dass die beiden Beamten keine Anstalten machten, ihn aufzuhalten, und schraubte knirschend den silberblauen Metalldeckel auf.
    »Sie sind wohl im Dienst«, konstatierte er in einem sarkastischen Anflug, »also biete ich Ihnen hiervon nichts an.«
    Er schluckte, hustete kurz und wischte sich zufrieden mit dem Handrücken über das stoppelübersäte Gesicht.
    »Wie lange trinken Sie schon?«, fragte Sabine tonlos.
    »Was geht Sie das an?«, reagierte Herzberg mürrisch.
    »Betäuben Sie damit den Schmerz über Ihren Verlust?«
    Herzberg kratzte sich am Kopf und machte ein dümmliches Gesicht. Zeit für einen Hakenschlag.
    »Wir lassen Victor Elsass wieder frei.«
    Lag es am Alkoholpegel oder auch nicht, Herzberg misslang der Versuch, seine Überraschung zu unterdrücken. Seine glasigen Pupillen weiteten sich, und um ein Haar wäre ihm die Flasche entglitten.
    »Warum das?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    »Er ist unschuldig und hat zudem ein Alibi.«
    »Alibis kann man fälschen«, widersprach Herzberg prompt, und Sabine hob die Augenbrauen.
    »Wie auch immer«, sagte sie, »wir sind zu einem anderen Schluss gekommen.«
    Sie machte eine taktische Pause und fixierte Herzberg so unnachgiebig, dass dieser schließlich auswich und hastig einen weiteren Schluck Wodka kippte.
    »Sie können sich Ihre Trauer also sparen«, sagte die Kommissarin dann, »denn der Mörder war Malte Kötting.«
    Wie
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