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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur
Autoren: Daniel Holbe
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unterbrach sie jedoch nicht. »Er arbeitet nach Lust und Laune mit, aber nicht, weil er materiell davon abhängig ist, sondern um alles und jeden ausspionieren zu können. Er hat mitbekommen, dass im Betrieb nicht alles lupenrein abläuft, und fortan für meinen Vater die Drecksarbeit erledigt. Seit dieser tot ist«, seufzte sie abschließend, »rückt er mir auf die Pelle.«
    »Was will er von Ihnen?«
    »Er ist größenwahnsinnig!« Claudia stieß verächtlich ihren Atem aus. »Ich soll ihm den Hof überschreiben. Eine Hälfte sofort und den Rest als Erbe. Lächerlich!«
    »Und sein Druckmittel sind die Bio-Betrügereien?«
    »Da Sie ohnehin davon wissen …«, erwiderte sie tonlos und senkte ihren Blick. »Ich werde dem wohl nachkommen. Der Skandal um den vergifteten Kefir und das Gemüse aus Almeria wird uns das Genick brechen. Der Betrieb geht den Bach runter, egal, was passiert.« Sie schluckte schwer und verstummte.
    »Warten Sie damit noch ein paar Tage«, sagte Sabine Kaufmann in die Stille hinein, und sofort flog Claudias Kopf nach oben.
    »Warum?« Banges Hoffen schwang in ihrer Frage mit, die Sehnsucht nach einem Strohhalm.
    »Sollten Sie sich in der Betrugssache selbst nicht schuldig gemacht haben«, begann Sabine, »empfehle ich Ihnen, die Machenschaften Ihres Vaters und aller Beteiligten offenzulegen.«
    »Damit ruiniere ich ja seinen Namen!«, schoss es empört zurück.
    »Es ist Ihre einzige Chance«, bekräftigte Angersbach. »Entweder
BIO
gut
geht unter, oder Sie nutzen Ihre Position und waschen den Namen rein.
BIO
gut
steigt wie der Phönix aus der Asche und wenn schon nicht der Name Ihres Vaters, so ist zumindest das Familienerbe gesichert. Es ist allein Ihre Entscheidung.« Er machte eine kurze Pause, stellte den Karton auf die Tischplatte und fügte dann verschwörerisch hinzu: »Allerdings dürfte es schwierig werden, Ihre Mitwisserschaft zu widerlegen.«
    »
Darin
finden sich keine Beweise«, entgegnete Claudia.
    »Der Presse dürfte das herzlich egal sein«, antwortete Ralph gelassen. »Die basteln sich ihre eigene Theorie, basierend auf dem Wortlaut unserer Pressekonferenz.«
    »Moment mal.« Langsam schien der Frau etwas zu dämmern. »Wollen
Sie
mich jetzt auch noch erpressen?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ganz im Gegenteil«, verneinte Angersbach. »Aber eine Hand wäscht die andere. Wir helfen Ihnen, unbeschadet durch den Skandal zu kommen, und Sie helfen uns mit Informationen über Ihren, ähm«, er korrigierte sich, »über Philip Herzberg.«
    »Über Phil?«, wiederholte Claudia verzweifelt. Ganz offensichtlich behagte es ihr überhaupt nicht, dass sie nun gleich beide Männer belasten sollte, die ihr zeit ihres Lebens Vaterfiguren gewesen waren. »Muss das wirklich sein?«, fragte sie flehend.
    »Ja, muss es«, bestätigte Sabine, und Ralph nickte dazu.

[home]
    Montag, 11 . März
    S abine hatte es sich im Büro gemütlich gemacht, es war längst Dienstschluss, aber im ruhiger werdenden Betrieb der Polizeistation schien es die ideale Zeit, um den Abschlussbericht zu tippen. Falls es für diese oft so lästige Pflicht überhaupt einen guten Zeitpunkt gab.
    Victor Elsass war mittlerweile auf freiem Fuß. Er hatte erklärt, dass er Deutschland nun endgültig den Rücken kehren würde, erklärte sich jedoch bereit, eine umfassende Aussage über die Praktiken seines Arbeitgebers zu tätigen. Dass er dabei Claudia Reitmeyer half, ihre eigene Rolle reinzuwaschen, nahm er trotz aller Aversionen in Kauf.
    Philip Herzberg befand sich nach wie vor in Haft und wurde darüber hinaus psychologisch betreut. Seine Verhaftung hatte ihn schonungslos mit der Realität konfrontiert, er gestand den Mord an Ulf Reitmeyer und erklärte, dass er dessen Tod wie einen Unfall hatte tarnen wollen. Reitmeyer war die Wurzel allen Übels, er machte ihn verantwortlich für die Zerstörung seiner Familie, denn ohne ihn hätte er seine Frau behalten und wäre selbst irgendwann Vater geworden. Die unmögliche Kombination der Blutgruppen, von der Herzberg erst nach Erhalt des Schreibens von der DKMS erfuhr, hatte den ganzen Frust wieder aufkochen lassen. Doch weder der Tod Köttings noch die Erpressung waren beabsichtigt gewesen, so bekräftigte er. Es war, nachdem die Polizei nach Köttings unglücklichem Ableben wegen Giftmordes ermittelte, der verzweifelte Versuch gewesen, eine falsche Fährte zu legen. Als vermeintlicher Täter kam Elsass ihm gerade recht, denn dieser habe sich schon lange mit Ulf gegen ihn
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