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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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drei ???. Schließlich hatte der Pressechef nachgeben müssen.
    Im Rathaus herrschte reges Treiben. Polizeibeamte in Uniform liefen hin und her, mehrere Kamerateams warteten vor einem abgesperrten Treppenaufgang zum Büro des Bürgermeisters. Wie ein Pfau stolzierte van Well an ihnen vorbei in ein großes, in Dunkelholz getäfeltes Büro.
    »Reichlich edel«, raunte Peter den beiden anderen zu. Verstohlen sahen sie sich um. Auf dem Schreibtisch lagen zwei niedrige, genau nebeneinander ausgerichtete Aktenstapel, die eher an Dekoration erinnerten. Die Stirnwand war mit einem Bücherregal verbaut. In einer Ecke stand ein Fernseher mit Video, in der anderen ein Flipchart.
    Justus stieß Peter an. »Da«, sagte er leise und deutete auf die großen weißen Blätter. Mit Strichen und Pfeilen verbunden hatte jemand Stichworte zum Erpressungsfall notiert. 22.11 Uhr stand in Rot ganz oben, 9.36 Uhr darunter.
    Van Well schien die Aufzeichnungen vergessen zu haben. Jedenfalls machte er keine Anstalten, sie umzublättern oder wegzudrehen. So sehr war er damit beschäftigt, sich auf seinem hochlehnigen Schreibtischstuhl in Position zu setzen.
    »Bob, bitte stell dich hier mit dem Scheinwerfer auf«, gab Chelsea ihre Anweisungen. Justus sollte wieder die Stoppuhr betätigen.
    »Welche finanzielle Bedeutung haben die Musikfestivals für Sedona?«, begann Jean das Interview.
    Mister van Well legte mit übertriebener Leichtigkeit seinen Arm auf den Schreibtisch, reckte sein Kinn nach vorn und setzte zu einer langen, umständlichen Antwort an.
    So ein Schnösel, dachte Peter, der nichts zu tun hatte, außer zuzusehen. Unauffällig lugte er zum Flipchart und begann, sich alle Details der Aufzeichnungen einzuprägen. Auch die Namen ›Walton‹ und ›Captain Kirk‹. Darunter stand ein Pluszeichen und ›25 Mann‹. Neben ein großes ›A‹ hatte jemand ein Fragezeichen gemalt.
    Langsam sah sich Peter noch einmal in dem Büro um. Das Flipchart konnte doch nicht alles sein und die Aktendekoration auch nicht. Die Gelegenheit war günstig. Alle waren mit van Well beschäftigt, vor allem der selbst. Vorsichtig, im Rückwärtsgang und auf Zehenspitzen, schlich der Zweite Detektiv zur Tür. Er spürte die Türfüllung am linken Ellenbogen, dann drückte er behutsam die Klinke herunter. Mit einem großen Schritt schlüpfte er hinaus.
    Gerade als er einen besonders schwülstigen Satz von Mister van Well aufschrieb, hörte Justus ein erstes Knarren.
    »Durch die Wertschätzung, die Sedona in der internationalen Musikszene genießt«, flötete der Pressechef ins Mikrofon, »ist unsere Kleinstadt zum Partner der Welt geworden.« Der ätzende Dialog war jetzt genau 5 Minuten und 18 Sekunden alt. Es knarrte wieder. Justus sah auf und merkte sofort, dass Peter fehlte. Noch ein Vollblutdetektiv, schoss es ihm durch den Kopf.
    Jetzt hatte auch Bob Peters Abgang bemerkt. Er warf Justus einen fragenden Blick zu und der zuckte kaum merklich die Schultern. Die rechte erinnerte ihn wieder nachdrücklich an den Kaktus. Er beachtete den Schmerz nicht, sondern vertiefte sich in seine Notizen.
    Der Pressechef pries inzwischen wortreich die Vorzüge von Montezuma Castle , einer direkt in den Berg gebauten Ruine, ganz in der Nähe. Die ersten Siedler hatten sie fälschlicherweise mit den Azteken in Verbindung gebracht, woher auch der irreführende Name stammte. »Eine weitere wunderbare Touristenattraktion in unserer an Höhepunkten nicht armen Umgebung«, schwärmte er.
    Jean unterbrach ihn mit einer konkreten Frage zum Verkehrs- und Müllaufkommen, was ihrem Interviewpartner offensichtlich überhaupt nicht passte.
    Unwirsch sah van Well auf die Uhr. »Ich lasse noch eine Frage zu«, sagte er, als wäre er der Pressesprecher im Weißen Haus.
    Jean ließ nicht locker. »Wie viele Fahrzeuge rollen an einem normalen Sommertag durch die Stadt?«
    »Keineswegs wenige, da haben Sie vollkommen recht, Gnädigste«, gab er reichlich unkonkret Antwort. Genauere Zahlen wisse er nicht, denn für so etwas sei sein Amt nicht zuständig.
    Jean konnte sich ein lang gedehntes »Sehr schade« nicht verkneifen. »Jetzt will ich noch die Gelegenheit nutzen, um Sie nach dem aktuellen Stand in dieser Erpressergeschichte zu fragen«, fuhr sie fort und kam damit Justus’ geheimen Wünschen entgegen.
    Van Well zog seine rechte Augenbraue hoch. »Aber ohne Kamera und Mikro«, verlangte er theatralisch, hatte dann aber nichts Neues zu erzählen, abgesehen davon, dass ein zweiter Anruf
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