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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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ist ganz schön was los, habt ihr schon gehört? Irgendein Wahnsinniger will das Trinkwasser vergiften.«
    Die Jungen nickten bloß.
    »Hoffentlich schnappt die Polizei diesen Herrn bald«, sagte Chelsea, »sonst können wir uns den Film schenken. Jean telefoniert gerade mit der Redaktion, wie’s weitergehen soll. Eigentlich sollte jetzt Mister Carmichael vor den Toren der Stadt an einem Ortsschild gefilmt werden. Wenn die Aufnahmen gelingen, könnte das zugleich Anfang und Ende sein«, erklärte sie den drei ??? ihre Idee.
    Jean kam aus dem Motel, und wenig später fuhr die Truppe gut gelaunt los. Die Zentrale des Musik- und Nachrichtensenders in San Diego hielt die Erpressung noch nicht für sehr wichtig, erzählte die Journalistin. Weiter wie abgesprochen, hieß also die Devise.
    Während der Fahrt blätterten Justus, Peter und Bob in dem Skript, das Jean ihnen im Flugzeug in die Hand gedrückt hatte. Der Film befasste sich zwar auch mit den Musikern und Gruppen, die nach Sedona gekommen waren. Im Mittelpunkt stand aber ihre Bedeutung für die Kleinstadt – positiv wie negativ. Die Übernachtungszahlen schnellten in die Höhe, die Hoteliers und Wirte verdienten an wenigen Tagen mehr als ihre Kollegen an anderen Orten in drei Monaten. Die Stadt hatte praktisch keine Schulden. Selbst auf die Ansiedlung von Industriebetrieben wirkte sich Sedonas Ruf bei Jazz- und Rockfans gut aus. »Für gut bezahlte Fachleute aus der Großstadt, die sich einen Wechsel aufs flache Land überlegen«, hatte Jean in dem Skript geschrieben, »kommt sehr viel auf den Freizeitwert an. In einem Vergleich liegt Sedona vorn. Dank der Musikfestivals kann es mehr bieten als eine normale Kleinstadt ähnlicher Größe.«
    »Schaut mal aus dem Fenster«, unterbrach Jean die Jungs bei ihrer Lektüre. »Meine goldenen Worte könnt ihr später auch noch lesen.«
    Vor ihnen breitete sich ein dichtes Waldgebiet aus, das die Sommerhitze – bisher jedenfalls noch – in sattem Dunkelgrün überstanden hatte. »Das ist der Coconino National Forest«, erklärte Mister Carmichael, »und dort im Norden beginnt der Oak Creek Canyon.« Beherrscht aber wurde die Szenerie von den roten Felsentürmen, die dem Ganzen etwas Kulissenhaftes gaben.
    »Wie in diesen klassischen Western«, schwärmte Peter.
    Justus hatte eher Lust, sich mit etwas sehr Realem zu befassen. »Wie ist eigentlich die Trinkwassersituation in Sedona?«, fragte er Carmichael.
    »Im Unterschied zu vielen anderen Gemeinden in der Umgebung haben wir trotz der langen Hitzeperioden eigentlich keine Probleme«, antwortete der Fahrer bereitwillig. »Nur wenn’s extrem lange nicht regnet, gibt’s manchmal Engpässe.«
    »Wann war das zum letzten Mal?«
    »Unser Wasserspezialist«, mischte sich die Kamerafrau lachend ein, aber Justus war nicht zu beirren. Auch nicht durch Bobs Stirnrunzeln.
    »Also, das letzte Mal, das war so vor drei oder vier Monaten«, erinnerte sich Carmichael. »Da wurden für zwei Tage sogar alle Leitungen stillgelegt und wir mussten uns aus großen Lastwagentanks mit Wasser versorgen.« Der Fahrer stockte. »War irgendwie komisch. Kurz davor hat es ein paarmal richtig geregnet.«
    Zufrieden lehnte sich Justus in seinem Sitz zurück. Wie immer, wenn er nachdachte, zupfte er an seiner Unterlippe. Ging ja doch beides: Kabelrollenschleppen und Ermitteln. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht nur nach Sedona geflogen waren, um Jean und den anderen bei ihrem Filmprojekt zu helfen. Aber das waren Gedanken, die er besser für sich behielt. Genauso wie diese inzwischen hartnäckig pochenden und stechenden Schmerzen in seiner rechten Schulter.
    Sie waren auf der Arizona 179 angekommen, die nach Flagstaff und weiter zum Grand Canyon führte. Beim Ortsschild parkte Carmichael den Bus am Straßenrand.
    »Justus, übernimmst du bitte die Notizen«, sagte Jean in einem nicht unsympathischen, aber ziemlich geschäftsmäßigen Ton. Sie drückte ihm eine kleine Schreibplatte in die Hand, an die mit einer großen Klammer Papier geheftet war, und dazu eine Stoppuhr. Zugleich mit dem Signal »Kamera läuft« sollte er auf die Uhr drücken, um Stichworte des Interviews und die jeweilige Zeit aufschreiben. Später beim Filmschnitt konnten die betreffenden Stellen dadurch sofort gefunden werden.
    »Alles klar?«, fragte Jean.
    »Wenn’s sonst nichts ist«, gab Justus zurück und wischte den Schweiß von der Stirn. Das kann ja lustig werden, dachte er, wenn es hier schon vormittags so heiß ist wie
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