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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars
Autoren: Isaac Asimov
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»Das hat keinen Sinn. Der Mann ist tot.«
    »Was?« rief der andere Gast aus. Er riß die Augen auf. »Manning tot!«
    »Bitte, seien Sie ruhig!« redete der Geschäftsführer auf ihn ein. »Ich lasse trotzdem sofort einen Arzt kommen, damit er diesen armen Mann untersuchen kann. Hier in meinem Restaurant darf es keine Unregelmäßigkeit geben.«
    »Tut mir leid, Mr. Gaspère, aber ich muß im Augenblick verbieten, daß dieser Mann durch irgend jemand untersucht wird.«
    »Wovon reden Sie denn? Wenn dieser Mann an einem Herzanfall stirbt ...«
    »Bitte – keine nutzlose Aufregung. Wie heißen Sie, Sir?«
    »Eugene Forester«, sagte der andere Gast mürrisch.
    »Nun, Mr. Forester, dann möchte ich wissen, was Sie und Ihr Begleiter gerade gegessen haben.«
    »Aber, mein Herr!« Der kleine Geschäftsführer sah David mit großen Augen an. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß im Essen ...«
    »Ich will gar nichts sagen. Ich habe eine Frage gestellt.«
    »Sie haben kein Recht, Fragen zu stellen. Wer sind Sie? Ich verlange, daß der Mann von einem Arzt untersucht wird.«
    »Mr. Gaspère, das ist eine Sache des Rats der Wissenschaften.«
    David schob den Ärmel vom Handgelenk zurück, und plötzlich erschien auf seiner Haut ein ovaler Fleck, der gleich schwarz wurde. In ihm tanzten kleine, gelbe Lichtpunkte und bildeten das vertraute Muster der Konstellation des Großen Wagens und des Orions.
    Die Lippen des Geschäftsführers zitterten. Der Rat der Wissenschaften war keine offizielle Regierungsbehörde, aber seine Mitglieder standen beinahe über der Regierung.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir«, sagte er.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wollen Sie jetzt meine Frage beantworten, Mr. Forester?«
    »Wir hatten das Menü Nummer drei«, murmelte Forester.
    »Siebeide?«
    »Ja.«
    »Und man hat nichts ausgetauscht?« wollte David wissen. Er hatte die Speisenkarte auf seinem eigenen Tisch studiert. Die Spezialitäten des Café Supreme waren extraterrestrische Delikatessen, aber Menü Nummer drei war eher konservativ zu nennen: Gemüsesuppe, Kalbsschnitzel, Bratkartoffeln, Erbsen, Eiscreme und Kaffee.
    »Ja, doch. Manning hat als Nachtisch gekochte Marspflaumen bestellt«, erklärte Forester.
    »Und Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Und wo sind die Marspflaumen jetzt?« David hatte selbst welche gegessen. Das waren Pflaumen, die in den riesigen Gewächshäusern des Mars gezüchtet wurden; saftige, kernlose Früchte mit leichtem Zimtgeschmack.
    »Er hat sie natürlich gegessen«, erklärte Forester. »Was denken Sie denn?«
    »Wie lange dauerte es, bis er zusammenbrach?«
    »Vielleicht fünf Minuten, denke ich. Wir hatten noch nicht einmal unseren Kaffee zu Ende getrunken.« Der Mann war jetzt ganz bleich geworden. »Waren die Früchte vergiftet?«
    David gab keine Antwort, sondern sah nur den Geschäftsführer an.
    »Aber ich versichere Ihnen ...« brauste Gaspère auf, erinnerte sich dann aber, daß die Wände Ohren hatten, und wurde leiser. »Sie waren ganz frisch vom Mars, von der Regierung freigegeben. Wir haben an den letzten drei Abenden mindestens hundert Portionen verkauft. Und nie ist etwas passiert.«
    »Trotzdem sollten Sie die Pflaumen zunächst von der Speisenkarte streichen lassen, bis wir sie noch einmal untersucht haben. Aber wir sollten auch die Reste des übrigen Essens hier sicherstellen. Vielleicht können Sie mir eine Schachtel bringen lassen.«
    »Ja, sofort.«
    »Und Sie werden natürlich mit niemandem darüber sprechen.«
    Ein paar Augenblicke später kam der Geschäftsführer zurück und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte er immer wieder. »Ich verstehe das nicht.«
    David verstaute die gebrauchten Plastikteller, an denen noch Speisereste klebten, in dem Karton, fügte die noch übrigen getoasteten Semmeln hinzu, verschloß die Wachspapiertassen, in denen Kaffee gewesen war, und stellte sie ebenfalls hinein. Gaspères Finger tastete nach dem Kontaktknopf.
    Davids Hand bewegte sich schnell, und der Geschäftsführer sah plötzlich mit Erstaunen, daß der andere ihn festhielt.
    »Aber, Sir, die Krümel!«
    »Die nehme ich auch.« Er holte sein Taschenmesser heraus und ließ die Klinge über das Kraftfeld des Tisches gleiten.
    David selbst hatte nicht viel für Kraftfeldtische übrig. Ihre völlige Durchsichtigkeit war alles andere als angenehm und gemütlich. Wenn man Teller und Bestecke einfach in der Luft hängen sah, mußte das die
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