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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars
Autoren: Isaac Asimov
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Farmsyndikate.«
    »Ach, das!« Conway zuckte die Schultern und tat damit das Problem der Farmsyndikate als unwichtig ab. »Sonst siehst du nichts?«
    »Ich sehe, daß die Erde allein keine fünf Milliarden Menschen ernähren kann.«
    »Genau das ist es! Wir kommen ohne Lebensmittel von den Kolonialplaneten nicht aus. Auf der Erde würde binnen sechs Wochen eine Hungersnot ausbrechen. Und doch, wenn die Leute vor marsianischen Lebensmitteln Angst haben, läßt sich das nicht verhindern, und ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergehen kann. Jeder neue Todesfall ist eine neue Krise. Und eines Tages wird es sich vor dem Fernsehen nicht mehr verheimlichen lassen. Vielleicht schon diesmal. Und dann kommt zu allem Überfluß noch Gus' Theorie.«
    Dr. Henree lehnte sich zurück und stopfte sich seine Pfeife. »Ja, David, ich bin überzeugt, daß diese Lebensmittelvergiftungsepidemie keine natürliche Erscheinung ist. Dafür ist sie viel zu weit verbreitet. An einem Tag passiert etwas in Bengalen, am nächsten Tag in New York und dann wieder in Sansibar. Dahinter steckt ein planender Geist.«
    »Aber ich sage dir doch ...«, begann Conway.
    »Laß ihn ausreden, Onkel Hector«, bat David.
    »Wenn irgendeine Gruppe versuchen sollte, die Kontrolle über die Erde zu übernehmen, was könnte sie dann Besseres tun, als uns an unserer schwächsten Stelle anzugreifen – unserer Lebensmittelversorgung? Die Erde ist der am dichtesten bevölkerte Planet in der ganzen Galaxis. Das ist auch ganz natürlich so, da sie ja die ursprüngliche Heimat der ganzen Menschheit ist. Aber damit sind wir auch sehr leicht verletzbar, weil wir nämlich nicht autark sind. Unser Brotkorb hängt am Himmel: Mars, Ganymed, Europa. Wenn die Importe gedrosselt werden – sei es durch Piratentätigkeit oder durch noch heimtückischere Methoden wie jetzt –, sind wir schnell hilflos. Das ist alles.«
    »Aber«, meinte David, »wenn das der Fall wäre, würde dann die verantwortliche Gruppe nicht mit der Regierung Verbindung aufnehmen – und sei es nur, um ein Ultimatum zu stellen?«
    »So scheint es, aber vielleicht verhandelt sie auch direkt mit den Farmern vom Mars. Die Kolonisten hegen der Erde gegenüber Mißtrauen und könnten durchaus mit diesen Verbrechern gemeinsame Sache machen, falls sie ihre eigene Existenz bedroht sehen. Vielleicht«, er paffte aus seiner Pfeife, »vielleicht sind sie selbst sogar die Drahtzieher – aber ich will nichts behaupten.«
    »Und meine Aufgabe?« fragte David. »Was soll ich tun?«
    »Laß mich es ihm sagen«, sagte Conway. »David, wir möchten, daß du zum Zentrallaboratorium auf dem Mond fliegst. Du wirst ein Mitglied des Forschungsteams sein, das sich mit diesem Problem befaßt. Im Augenblick gehen Proben von allen Importen vom Mars dorthin. Die Hälfte wird an Ratten verfüttert, die andere Hälfte mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln analysiert.«
    »Ich verstehe. Und wenn Onkel Gus recht hat, vermute ich, ist auf dem Mars ein weiteres Team?«
    »Ja, sehr erfahrene Männer. Aber bist du bereit, morgen abend zum Mond zu starten?«
    »Natürlich. Aber in diesem Fall würde ich gern jetzt gehen, um mich vorzubereiten.«
    »Natürlich.«
    »Und wäre etwas dagegen einzuwenden, daß ich mein eigenes Schiff nehme?«
    »Aber nein!«
     
    Die beiden Wissenschaftler befanden sich jetzt allein in dem Zimmer an der Spitze des Turmes und starrten auf die märchenhaft glitzernden Lichter der Stadt weit unter ihnen.
    Schließlich meinte Conway: »Wie er doch Lawrence ähnlich ist! Aber er ist noch so jung. Es wird gefährlich sein.«
    »Du glaubst also wirklich, daß es klappen wird?« fragte Henree.
    »Sicher!« lachte Conway. »Hast du bemerkt, wie er sich nach dem Mars erkundigt hat? Der denkt gar nicht daran, zum Mond zu fliegen. Ich kenne ihn doch. Und das ist zugleich auch der beste Schutz für ihn. In den offiziellen Akten wird stehen, daß er zum Mond reist. Die Leute im Zentrallabor haben Anweisung, seine Ankunft zu melden. Und wenn er schließlich auf dem Mars landet, haben unsere Verschwörer – immer vorausgesetzt, daß es sie gibt – nicht den geringsten Anlaß, in ihm ein Mitglied des Rates zu sehen. Und David selbst wird sein Inkognito natürlich wahren, damit wir nichts merken – glaubt er.«
    Conway nickte. »Ein kluger Bursche. Vielleicht gelingt ihm etwas, das wir anderen nicht zuwege brächten. Zum Glück ist er noch jung und manipulierbar. In ein paar Jahren wird das nicht mehr gehen.
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