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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars
Autoren: Isaac Asimov
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schnellen Reflexen eines Sportlers und dem scharfen, präzisen Gehirn eines erstklassigen Wissenschaftlers. Und dann brauchte man ihn nur anzusehen – sein braunes, leicht gewelltes Haar, seine weit auseinanderliegenden braunen Augen, die senkrechte Falte an seinem Kinn, die verschwand, wenn er lächelte – und man glaubte, Lawrence vor sich zu sehen.
    David hatte bei der Abschlußprüfung von der Oberschule die bestmögliche Note überhaupt erreicht. Dann, in seiner Studentenzeit, hatte er hervorragende Arbeiten in Biophysik geschrieben und war schließlich der jüngste Mann, dem man je die volle Mitgliedschaft im Rat der Wissenschaften angeboten hatte.
    Und doch war Conway nicht zufrieden. Vor vier Jahren war er zum Vorsitzenden des Rates gewählt worden – eine Ehre, für die er sein Leben gegeben hätte –, und dennoch wußte er, daß die Wahl einen anderen getroffen hätte, hätte Lawrence Starr noch gelebt.
    Auf diese Weise hatte er den Kontakt mit dem jungen David Starr beinahe völlig verloren, denn als Vorsitzender des Rates war sein Tag von morgens bis abends mit Problemen ausgefüllt. Selbst bei der Abschlußprüfung hatte er David nur aus der Ferne gesehen. Im Laufe der letzten vier Jahre hatte er vielleicht viermal mit ihm gesprochen.
    So war seine Freude zu verstehen, als sich die Tür öffnete. Er wandte sich um und ging schnell auf die beiden zu, als sie eintraten.
    »Gus, Alter!« Er streckte ihm die Hand hin. »Und David, mein Junge!«
     
    Eine Stunde verging. Es war mitten in der Nacht, als sie endlich aufhörten, von sich zu sprechen, und sich anderen Dingen zuwandten.
    David war es, der schließlich herausplatzte. »Heute habe ich meine erste Vergiftung gesehen, Onkel Hector«, sagte er. »Ich habe zum Glück eine Panik verhindern können. Ich wollte, ich hätte auch dem Mann das Leben retten können.«
    Conway sah ihn lange an. »Das kann niemand. Vermutlich war es wieder ein marsianisches Produkt.«
    »Das kann man nicht sagen, Hector. Aber jedenfalls hatte der Betreffende eine Marspflaume gegessen.«
    »Wie wäre es«, meinte David Starr, »wenn ihr mir etwas mehr über diese Geschichte sagen würdet?«
    »Das ist denkbar einfach«, sagte Conway. »Schrecklich einfach. Im Laufe der letzten vier Monate sind etwa zweihundert Menschen gestorben, und immer, nachdem sie irgendwelche Marsprodukte gegessen hatten. Es handelt sich aber um kein bekanntes Gift, und die Symptome sind völlig unbekannt. Zuerst kommt eine schnelle und vollständige Lähmung der Atemnerven und der Brustmuskeln. Praktisch eine Lungenlähmung, die innerhalb von fünf Minuten tödlich ist.
    Und es geht noch viel tiefer. In den wenigen Fällen, wo wir die Opfer rechtzeitig fanden, haben wir künstliche Atmung und dann sogar Atmung mit Eisernen Lungen versucht. Dennoch starben sie nach fünf Minuten. Auch das Herz ist in Mitleidenschaft gezogen.«
    »Und was ist mit dem Essen, von dem sie vergiftet wurden?« fragte David.
    »Eine Sackgasse«, erklärte Conway. »Die betreffende Nahrung ist jedesmal schon völlig verbraucht. Andere Proben am Tisch oder in der Küche sind harmlos. Wir haben sie Tieren gegeben, ja sogar Menschen, die sich freiwillig dafür gemeldet haben. Und im Magen der Toten haben wir auch nichts Definitives gefunden.«
    »Woher weiß man dann überhaupt, daß es sich um Lebensmittelvergiftungen handelt?«
    »Weil der Tod jedesmal nach dem Genuß irgendeines marsianischen Produktes eintritt – ohne Ausnahme. Das ist mehr als reiner Zufall.«
    »Und ansteckend ist es sicher auch nicht«, sagte David nachdenklich.
    »Nein, dem Himmel sei Dank dafür! Trotzdem ist es schlimm genug. Bis jetzt haben wir das Ganze einigermaßen geheimhalten können. Die Planetarische Polizei hat uns dabei unterstützt. Zweihundert Todesfälle in vier Monaten sind in bezug auf die ganze Bevölkerung der Erde immer noch im Griff zu halten, aber der Anteil könnte zunehmen. Und wenn die Bevölkerung erst einmal auf den Gedanken kommt, daß jeder Bissen Marsnahrung ihr letzter sein könnte, so würde das schreckliche Folgen haben. Selbst wenn wir darauf hinwiesen, daß der Anteil der tödlichen Fälle nur fünfzig pro Monat bei einer Gesamtbevölkerung von fünf Milliarden beträgt, würde bestimmt jeder glauben, daß gerade er der nächste sein könnte.«
    »Ja«, nickte David, »und das würde bedeuten, daß der ganze Markt für Lebensmittelimporte vom Mars zusammenbrechen würde. Das wäre schlimm für die marsianischen
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