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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Garry Disher
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Krach und Größe waren ein Problem, und Munition dafür aufzutreiben. Sugarfoots Traum war eine handliche abgesägte Schrotflinte, eine Remington Elfhundert, die Schrotkörner von der Größe einer .38er Kugel verschoß.
    Er hatte ein paar Gramm von dem Kolumbianischen in einer Plastiktüte in seinem Schuhputzkasten versteckt. Mit Strohhalm, Spiegel und Rasierklinge. Er hackte und ordnete das Koks zu zwei Linien und beugte sich – den Strohhalm im Nasenloch – darüber. Zwei schnelle, kurze Sniffs, in jedes Nasenloch einen, und warten, nicht allzu lange, bis sich die Entspannung breitmachte, die er jedesmal fühlte.
    Dann das Videogerät einschalten, die Long Riders einschieben und zuschauen, wie die Geschichte der Great Northfield, Minnesota Raid ihren Lauf nahm. Er befand sich im falschen Jahrhundert. Er gehörte in die Vergangenheit, nicht in die Gegenwart. Ein Gewehr tragen, es benutzen, ohne Fragen zu stellen. Schnelle Überfälle auf einsame Städte, dann dahin verschwinden, wo sie einen nicht aufspüren konnten.
    Keine der sinnlosen Arbeiten, die ihm Ivan auftrug. Ivan nannte ihn den Vollstrecker, damit er sich gut fühlte. Herumfahren und Schulden eintreiben, kleinen Spinnern drohen, die mit den Raten in Verzug kamen. Seine Muskeln sollte er benutzen, nie seinen Verstand.
    Ein langer Film. Bis zum Ende saß Sugarfoot vorgebeugt in seinem Sessel, fühlte sich konzentriert und lebendig. Davon wurde er nie müde: Minuten wunderschöner Kameraführung, Action in Zeitlupe, komplizierte Verwicklungen und Soundeffekte, als wäre man mittendrin, hörte jedes Gewehrfeuer, hörte das kaum wahrnehmbare Pfeifen einer heranfliegenden Kugel, hörte den dumpfen Einschlag, das Spritzen von Knochensplittern und Blut.
    Die Pferde wiehern. Die Younger Gang sammelt sich wieder. Sugarfoot rettet die anderen, sogar als Kugeln sich in ihn bohren. Außerhalb der Stadt sinkt er über dem Sattel zusammen, und als seine Männer ihn beunruhigt aufrichten, sagt er: ›Los, rettet euch, mit mir ist es aus.‹ Sie wollen ihn nicht zurücklassen, aber er besteht darauf. Sie heben ihn vom Pferd und betten ihn hinter einen umgestürzten Baumstamm. ›Gebt mir meine Winchester‹, sagt er. ›Ich halte sie euch vom Leib.‹ Schon können sie den Sheriff und seine Helfer hören. Innerlich zerrissen, den Tränen nahe, sitzen die Männer auf, wirbeln herum und galoppieren davon. Sugarfoot hält ihnen den erhobenen Daumen hin, aber sie sehen es nicht mehr, sehen nicht, wie er seine Winchester auf dem Baumstamm in Anschlag bringt, wie er feuert, als die Truppe des Sheriffs zwischen den Bäumen auftaucht.
    In der Nacht kehren die Männer zurück. Sie bringen seine Leiche zu einem geheimen Friedhof. Nun, jedes Jahr zur selben Zeit, starren die Männer schweigend, Gram im Gesicht, auf den Baumstamm. Jedes Jahr ist es ein Mann weniger. Man überlebt nicht lange bei dieser Art von Arbeit.
    Von allen Geschichten in seinem Kopf gefiel Sugarfoot diese besonders. Nachdem er die Long Riders gesehen hatte, mochte er es, sich noch einmal in das Geschehen zurückzuversetzen, bis in die kleinsten Details.
    In einer anderen Geschichte, mit der er manchmal spielte, bezeugen eine riesige Menschenmenge und Millionen Zuschauer sein Ende, Fernsehkameramänner filmen aus riskanten Positionen, wie er Inder kaltmacht, Schlitzaugen und von AIDS gezeichnete Schwule. Die Regierung versucht, seinen Tod und die Beerdigung zu vertuschen, aber das ist unmöglich, er hat den Nerv des Volkes getroffen.
    In dieser Geschichte war es allerdings ziemlich schwierig, alle Details zusammenzubekommen.
    Er spulte das Video zurück. Ihm fiel eine neue Geschichte ein. Eine, in der er dahinterkommt, was für einen Coup Wyatt abgezogen hat, ihn tötet und sich am Ende mit der Beute davonmacht.

Fünf
    Wyatt warf Sugarfoots Pistole in den nächsten Abflußkanal, dann steuerte er aus der Stadt, schob sich südwärts durch die winterliche Nacht, fühlte sich angefressen und unbehaglich.
    Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte er nur zwei oder drei große Jobs im Jahr gemacht, Banken und Geldtransporter. Vier Wochen arbeiten und achtundvierzig Wochen von den Einnahmen leben. Sechs Monate lang, irgendwo, wo es warm war – Italien, die Pazifischen Inseln, Südamerika –, und wenn das Geld knapp wurde, ging es wieder an die Arbeit, immer auf der Suche nach einem Job, der interessante Probleme aufwarf, immer nur mit Profis, nie mit Süchtigen, Freigängern, Cowboys.
    Er versuchte, das saure
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