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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Wochen hatte er eine Reihe kleinerer Dinge erledigt, die ihm wichtig waren. Unter anderem hatte er sich – unbefristet – krankschreiben lassen. Und als der kurze Angelurlaub zu Ende war, als Gideon schließlich seine Telefone wieder angestellt und seine Nachrichten abgehört hatte, befand sich darunter auch eine Nachricht von Glinn. Der Ingenieur hatte einen weiteren Auftrag für Gideon – wenn dieser denn Lust habe, ihn zu übernehmen; einen Auftrag von »erheblicher Bedeutung«. Gideon war im Begriff, kurzerhand abzulehnen, hielt dann aber inne. Warum nicht? Anscheinend war er gut in solchen Dingen. Wenn er anderen helfen wollte, sollte er sich dem vielleicht nicht verweigern.
    Sogar sein Zorn auf Glinn, der ihn während des Einsatzes im Stich gelassen hatte, war verraucht. Gideon verstand langsam, dass sich Glinns Vorgehensweise – auch wenn sie in der Hitze des Gefechts schwer zu ertragen war – als erstaunlich effizient erwiesen hatte. In diesem Fall hatten Glinn und seine Leute sich geweigert zu helfen, weil sie das deutliche Gefühl hatten, dass Gideon die besten Aussichten auf Erfolg hatte, wenn er auf sich allein gestellt blieb.
    Und so war er nach New York zurückgekehrt, bereit, das nächste Kapitel in seinem kurzen Leben aufzuschlagen. Gideon atmete tief durch und schaute sich um. Es war ein wunderschöner Nachmittag am Wochenende, und im Washington Square Park herrschte viel Betrieb. Er verweilte wie verzaubert vor dem Treiben – die dominikanischen Trommler, deren fröhliche Rhythmen die Luft erfüllten; eine Gruppe von ungelenken jugendlichen Inline-Skatern mit Helmen und Knieschützern, deren Mütter eng beisammensaßen und sich sorgten; zwei Männer in teuren Anzügen, die Zigarren rauchten; ein alter Hippie, der seine Gitarre zupfte und Münzen einsammelte; ein Schauspieler, der hinter den Leuten herging und zu ihrer Verärgerung ihre Art zu gehen nachahmte; ein Kümmelblättchen-Spieler, der seine Karten mischte und dabei nach der Polizei Ausschau hielt; ein Stadtstreicher, der tief und fest auf einer Bank schlief. Der Park stand für die Menschheit in all ihrer Komplexität, ihrem Reichtum und ihrem Glanz. Aber an diesem Tag schien die Freude, der Reichtum besonders intensiv zu sein. New York fühlte sich ganz anders an als beim letzten Mal, als er hier gewesen war und sich das Taxi von einem rüpelhaften, betrunkenen Geschäftsmann hatte wegschnappen lassen. Die Terrorbedrohung, die die Stadt zur Hälfte geleert hatte, war vorüber, und die Menschen schienen verändert zurückgekehrt zu sein. Sie waren solidarischer, toleranter, glücklicher, lebten mehr im Augenblick.
    Die Stadt hatte sich verändert, und er auch. Wir alle müssen daran erinnert werden, was wirklich wichtig ist im Leben, dachte Gideon. Diese Menschen waren daran erinnert worden. Genauso wie er.
    Es war alles vorbei; das Land war in den Normalzustand zurückgekehrt. Seine eigenen Sorgen und Nöte hatten sich gelegt; die Videoaufnahmen im USAMRIID, Blaines Laptop und Dart, der vom Krankenhausbett aus alles zugegeben hatte, hatten die Lücken gefüllt und die ganze Geschichte erzählt. Novak war festgenommen worden, zusammen mit den anderen Verschwörern in Los Alamos und den Zirkeln im Verteidigungsministerium und in den Geheimdiensten. Dass Chalker Opfer eines Komplotts geworden war, war offengelegt worden, er war als unschuldiges Opfer rehabilitiert. Glinn war eingeschritten, um dafür zu sorgen, dass Gideons wahre Rolle in dem Drama weiter ein großes Geheimnis blieb. Das war für Gideon von entscheidender Bedeutung. Es würde den Rest seines kurzen Lebens ruinieren, wenn er berühmt werden, als Held belobigt, sein Gesicht überall auf den Titelseiten erscheinen würde. Was für ein Alptraum.
    Dann war da noch Alida. Sie war für immer fort. Diesen Teil seines Herzens musste er noch einpacken und verstauen. Daran war nichts mehr zu ändern.
    Er ging um den Springbrunnen und blieb vor den dominikanischen Trommlern stehen. Sie spielten wie die Verrückten. Ein Riesenlächeln auf den Gesichtern, Glückseligkeit in den Augen, trommelten sie die kompliziertesten Synkopen, die man sich vorstellen konnte: nicht nur zwei Betonungen gegen drei, sondern fünf gegen drei und wohl sogar sieben gegen vier. Es war wie das Schlagen des menschlichen Herzens; das erste Gefühl, das wir alle am Beginn des Lebens erlebten, mit tausend multipliziert und verwandelt in etwas Rauschhaftes, Wildes.
    Während er der Musik lauschte, empfand
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