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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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er Frieden. Echten inneren Frieden. Es war ein erstaunliches Gefühl, eines, an das er noch nicht gewöhnt war. War es das, was die meisten Menschen jeden Tag erlebten? Er hatte nie gewusst, was ihm fehlte. Das Aneurysma und der weise Arzt hatten ihm dieses Geschenk gemacht, schließlich, nach so vielen Jahren der Angst, Furcht, des Kummers, des Hasses und der Vergeltung. Es war eine riesige, ja, unerklärliche Ironie. Er würde an dem Aneurysma sterben – aber zunächst hatte es ihn befreit.
    Gideon sah auf die Uhr. Er würde sich verspäten, aber das machte nichts. Das Getrommel, das war im Moment wichtig. Er hörte fast eine Stunde lang zu, und dann, noch immer mit einem Gefühl des inneren Friedens im Herzen, ging er in westlicher Richtung den Waverly Place hinunter zur Greenwich Avenue, in Richtung des ehemaligen Meatpacking District.

    Das Gebäude von EES kam ihm so menschenleer vor wie immer. Man öffnete ihm, ohne dass ihn eine Stimme begrüßte. Niemand war da, der ihn in Empfang nahm oder ihn durch die höhlenartigen Laborräume zum Aufzug begleitete. Der Lift fuhr knarrend hoch und höher, schließlich öffneten sich die Türen. Gideon ging über den Gang zum Konferenzzimmer. Die Tür war geschlossen; alles war grabesstill.
    Er klopfte an, und da hörte er Glinns Stimme, ein knappes: »Herein.«
    Gideon öffnete die Tür – und wurde von einem Raum voll mit Menschen und plötzlich aufbrandendem Applaus und Jubelrufen empfangen. Glinn war da vorn, fuhr in seinem Rollstuhl auf ihn zu, streckte ihm seinen welken Arm entgegen, zog ihn zu sich herab und küsste ihn auf beide Wangen, auf europäische Art. Garza folgte mit einem ganz festen Händedruck und einem gewaltigen Schlag auf den Rücken, und dann kamen die anderen. Es mussten knapp hundert Personen sein, jung und alt, männlich und weiblich, von jeder denkbaren ethnischen Zugehörigkeit, manche in Laborkitteln, andere im Anzug, wieder andere in Kimono und Sari, dazu kamen eine Handvoll Leute, bei denen es sich wohl um weitere EES-Agenten handelte und die ihm mit anerkennenden Blicken alle die Hand schüttelten, ihm gratulierten. Ein überwältigender und unaufhaltsamer Strom von Begeisterung und menschlicher Wärme.
    Und dann fielen alle in Schweigen. Gideon wurde klar, dass sie erwarteten, dass er ein paar Worte sprach. Er stand verdattert da. Dann räusperte er sich. »Vielen Dank«, sagte er. »Hmm, wer seid ihr?«
    Das wurde mit Lachen quittiert.
    Glinn meldete sich zu Wort. »Gideon, das sind alles Mitarbeiter von EES, die Sie noch nicht kennengelernt haben. Die meisten von ihnen arbeiten hinter den Kulissen, sie halten unseren kleinen Betrieb am Laufen. Mag sein, dass Sie sie nicht kennen, aber sie alle kennen Sie. Und sie alle wollten hier sein, um Ihnen danke zu sagen.«
    Plötzlich losbrechender Applaus.
    »Wir können nichts sagen oder tun, und wir können Ihnen auch nichts geben, das angemessen unsere Dankbarkeit ausdrücken würde für das, was Sie geleistet haben. Also werde ich es nicht mal versuchen.«
    Gideon war gerührt. Sie wollten, dass er noch mehr sagte. Was sollte er sagen? Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass er so gut darin war, unecht zu sein, anderen etwas vorzumachen, dass er beinahe vergessen hatte, wie man aufrichtig war.
    »Ich bin einfach nur froh, dass ich in dieser verrückten Welt etwas Gutes tun konnte.« Er räusperte sich. »Aber ich hätte das nicht ohne meinen Partner, Stone Fordyce, schaffen können. Der sein Leben gab. Er ist ein Held. Ich dagegen habe nur ein paar Zähne eingebüßt.«
    Ein zurückhaltenderer Applaus.
    »Ich möchte Ihnen allen ebenfalls danken. Ich kann auch nicht ansatzweise wissen, was Sie getan haben, aber es ist schön, Ihre Gesichter zu sehen. So oft dort draußen hatte ich das Gefühl, auf mich allein angewiesen zu sein. Mir ist klar, dass das Teil meines Jobs ist – Teil Ihres Systems, nehme ich an –, aber wenn ich Sie alle hier so sehe, wird mir bewusst, dass ich in Wirklichkeit doch nicht allein war. Ich vermute mal, dass in gewisser Weise EES jetzt mein Zuhause ist. Ja, meine Familie.«
    Nicken, gemurmelte Zustimmung.
    Stille, dann fragte Glinn: »Wie war Ihr Urlaub?«
    »Ich habe eine Forelle gegessen.«
    Wieder Lachen und Applaus. Gideon dämpfte ihn, indem er die Hand hob. »In den letzten Tagen ist mir etwas aufgegangen. Das hier ist das, was ich tun sollte. Ich möchte weiterhin für Sie, für EES arbeiten. Ich glaube, ich kann hier etwas wirklich Gutes bewirken.
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