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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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Südpol zum Beispiel. Ein Haus kam in diesen Erzählungen nicht vor, und auch seinen Job, seine Karriere erwähnte Joachim mit keiner Silbe.
    Zwischendurch holte Anne Tee und Brötchen aus der Küche, dann kuschelte sie sich wieder an Joachim und hörte ihm zu. Als er alles, alles gesagt hatte, fragte er: »Und du?« Nun schilderte Anne ihre Träume. Dass sie frei sein wollte, am liebsten als Malerin, dass sie ein zweites Kind wollte und, so wie Joachim, neugierig auf ferne Länder war. Danach lagen sie einfach nur da, schauten in den Betthimmel und spürten, wie ein tiefer Frieden in sie einzog.
    »Über eins haben wir noch nicht gesprochen«, sagte Anne nach einer langen Pause.
    »Und über was?«
    Sie räusperte sich. »Über unsere Phantasien. Unsere erotischen Phantasien. Willst du anfangen? Danach bin ich dran.«
    Joachim sog scharf die Luft durch die Nase ein. Offenbar fühlte er sich ertappt. Nervös spielte er mit der Bettdecke, ohne zu antworten.
    »Na los«, ermunterte ihn Anne. »Ich möchte deine geheimsten Wünsche und Phantasien erfahren.«
    Eine Stunde später zogen sie sich an. Leichtfüßig lief Annenach draußen, wo Oma Brownie und Tess an einem schmiedeeisernen Gartentisch hockten und frische Brownies verdrückten. Lars saß auf der Schaukel und alberte mit den Nachbarskindern herum, die auf dem neuen Klettergerüst herumturnten. Joachim folgte Anne auf dem Fuße, allerdings nicht gerade entspannt.
    »Schon aufgestanden?«, grinste Tess. »Ist doch erst halb vier.«
    »Möchtet ihr Tee? Und Kuchen?«, fragte Oma Brownie.
    Joachim legte einen Arm um Anne. »Ein andermal sehr gern. Wir müssten dann mal los.«
    Anne errötete leicht. »Wir haben was zu erledigen.«
    Auf der Fahrt nach Hause stellte Joachim einen neuen Rekord im Zuschnellfahren auf. Es war Anne egal. Seine Hand lag auf ihrem Schenkel, ein heißer Schauer nach dem anderen überrollte sie. Als sie in die Straße einbogen, in der sie wohnten, suchte Joachim keinen Parkplatz, sondern stellte den Wagen ganz gegen seine Gewohnheit im Halteverbot ab.
    »Komm, schnell«, sagte er heiser, während er sich abschnallte.
    Sie warteten nicht auf den Aufzug, sondern rannten die Treppen zum Dachgeschoss hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Schon auf dem Weg zum Schlafzimmer zogen sie einander aus, küssten sich, flüsterten sich verrückte Dinge zu. Anne holte zwei schwarze Tüten aus dem obersten Regal der Abstellkammer, dann fiel die Schlafzimmertür hinter ihr und Joachim knallend ins Schloss.
    Was sich an diesem Tag und in der anschließenden Nacht in der Wohnung der Westheimers abspielte, war und blieb ein Geheimnis. Nicht einmal Tess erfuhr, was genau Anne undJoachim miteinander angestellt hatten. Nur die alte Dame, die ein Stockwerk tiefer wohnte, wunderte sich, dass sie immer wieder erstickte Schreie hörte, die in etwa so klangen, als riefe jemand: »Gib’s mir!«

Epilog
vier Monate später
    »Ist euch gut bekommen, das Kanu-Rafting«, sagte Tess, während sie Anne und Joachim umarmte. »Ihr seht super erholt aus. Ein Glück, dass ihr pünktlich seid, ich sterbe fast vor Aufregung.«
    Anne knetete ihre Hände. »Frag mich mal, ob ich aufgeregt bin.«
    »Picasso hat auch klein angefangen«, witzelte Tess. »Nur Mut.«
    Das Foyer der Bankzentrale stand voller Stehtische mit langen, weißen Tischdecken. Zwei Kellner balancierten ganze Batterien von gefüllten Gläsern auf ihren Tabletts. Sie wurden von etwa hundert Gästen belagert, die sich lautstark unterhielten. Aber das war es nicht, was Annes Aufmerksamkeit fesselte. Mit einer Mischung aus Furcht und Stolz betrachtete sie die Bilder an den Wänden. Ihre Bilder. In schlichten schwarzen Rahmen dominierten sie den Raum, sprangen den Betrachter förmlich an.
    Es erstaunte Anne selbst, wie viele es waren. Schon während Joachims Sardinienreise hatte sie wie besessen gemalt, danach war sie in einen wahren Schaffensrausch verfallen.
    »Tante Tess!« Übermütig kitzelte Lars Annes Freundin. »Darf ich mit deinem Handy spielen?«
    »Später, großer Mann, oder willst du die erste Vernissage deiner Mami verpassen?«
    Lars zog die Nase kraus. »Mami, was ist eine Werssasch?«
    »Das kann dir Frau Landmann erklären, ich muss noch meine Rede üben«, erwiderte Anne. »Oh Mann, ich sterbe fast vor Lampenfieber!«
    Lars betrachtete seine Mutter misstrauisch. »Mami, werde ich dann auch krank? So wie bei Soja-Marie, als sie Schnupfen hatte?«
    Jetzt schaltete sich Joachim ein. »Komm, ich
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