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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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nach einem Keks griff und hineinbiss.
    »Hm«, sagte er kauend, »lecker.«
    Abgefahren, dachte Anne, total abgefahren. Wenn der wüsste, dass er gerade auf einen Trip geschickt wird!
    »Das freut mich, dass die Kekse dir schmecken«. Auf Oma Brownies Gesicht lag das unergründliche Buddhalächeln. »Anne wird sie dir bestimmt auch gern backen, wenn du möchtest, denn sie hat dich ja all die Jahre immer gut versorgt, das hat sie doch, stimmt’s, Joachim?«
    »Ja, stimmt.« Er wunderte sich selbst über das, was er sagte.
    »Sie ist ein toller Mensch, eine gute Mutter und eine aufregende Frau, aber das hab ich jetzt gesagt, widersprich mir, Joachim, wenn ich falsch liege, doch das alles kann man schon von Anne behaupten, oder, Joachim?«
    Tief Luft holend sah er kurz zu Anne, dann nickte er.
    Tess staunte Bauklötze. Sie vergaß sogar, ihren Wein zu trinken.
    »Nimm noch einen Keks, Joachim, die tun dir gut, die holen dich aus der Unterzuckerung, und dann möchtest du bestimmtein bisschen mit Anne allein sein, oder täusche ich mich? Nein, ich spüre es, du sehnst dich danach, dich einfach mal auszustrecken, nach diesem viel zu langen Tag, der dich gerädert hat, ist doch so, oder, Joachim?«
    »Ja, ich bin total hinüber.« Er hatte mittlerweile fast alle Kekse aufgegessen. Die Röte war aus seinem Gesicht gewichen, die Angriffslust, die Wut. Auf dem Küchenstuhl saß nur noch ein müder, erschöpfter Mann, der sich ausruhen wollte.
    »Wie es der Zufall will, habe ich gerade heute Morgen mein Bett frisch bezogen. Anne, zeigst du deinem Mann den Weg?«
    Ohne Protest ließ sich Joachim von Anne ins Schlafzimmer führen. Es war eher eine Schlafhöhle, die an das Kuschelzimmer in der »Villa Sonnenschein« erinnerte. Das breite Bett war bedeckt von unzähligen Kissen in allen Rotschattierungen dieser Welt, darüber hing an vier Holzpfosten ein roter Schleier und bildete einen duftigen Betthimmel. Eine geschnitzte Stehlampe mit einem roten Schirm verbreitete gedämpft schimmerndes Licht.
    So, wie er war, mit Anzug und Krawatte, sank Joachim auf das Bett und streckte die Arme nach Anne aus. »Ich habe dich so vermisst«, flüsterte er.
    ***
    Es war zwölf Uhr mittags. Aus dem Garten hörte man Kindergeschrei, in der Küche klapperten Töpfe. Auf einen Ellenbogen gestützt, betrachtete Anne ihren Mann. Noch nie hatte er so lange geschlafen. Und noch nie hatten sie eine solche Nacht der endlosen Zärtlichkeiten verbracht. Ob das Tantra-Sexgewesen war oder einfach der galaktische Einfluss der Hasch-Kekse, vermochte Anne nicht zu sagen. Sie wusste nur, dass es stundenlang gedauert hatte, ohne dass Joachim auf den Gipfel zugestürmt wäre.
    Jetzt, mit seinem verstrubbelten Haar und den entspannten Gesichtszügen, sah er aus wie ein kleiner Junge. Anne fiel auf, wie viel Ähnlichkeit er mit Lars hatte. Süß. Und liebenswert. Zärtlich strich sie ihm das Haar aus der Stirn.
    Mit einem tiefen Seufzer schlug Joachim die Augen auf. Verwirrt sah er sich um. »Wo sind wir?«
    »In einer anderen Welt«, antwortete Anne.
    Ruckartig setzte er sich auf. »Bitte sag nicht, dass wir in dem verrumpelten Chaoshaus deiner Mutter sind.«
    »Wir sind an einem Ort, wo wir absolute Freiheit haben«, sagte Anne. »Und genug Zeit, uns alles zu sagen. Wirklich alles. Willst du anfangen?«
    »O Gott«, er ließ sich zurück auf das Kopfkissen fallen, »wird das jetzt etwa ein Beziehungsgespräch?«
    »Bitte, wenn du willst. Aber darauf habe ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust. Mich interessiert viel mehr, was in dir vorgeht. Was erwartest du noch vom Leben? Wovon träumst du? Gibt es etwas, was du immer schon mal tun wolltest?«
    Er rieb sich verblüfft die Augen. »Wie meinst du das – was ich immer schon mal tun wollte?«
    Anne stopfte sich ein paar von den roten Kissen in den Rücken und machte es sich an seiner Schulter bequem. In dieser Kuhle zwischen seinem Schlüsselbein und seinem Oberarm, in die ihr Kopf perfekt hineinpasste.
    »Stell dir vor, du würdest heute sterben. Was würdest du am meisten bedauern? Was hättest du versäumt?«
    Joachim biss sich auf die Lippen. »Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt.«
    Anne lächelte. »Jetzt hast du Gelegenheit, sie zu beantworten.«
    Die nächsten Stunden wurden die spannendsten in Annes Ehe. Nach längerem Überlegen erzählte Joachim von Dingen, mit denen sie nicht im Entferntesten gerechnet hätte. Dass er von einer Kajakfahrt in Kanada träumte, von der Sahara, von Lagerfeuern am
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