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Ghouls in Manhattan

Ghouls in Manhattan

Titel: Ghouls in Manhattan
Autoren: Jason Dark
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auf.
    Das Kreuz hing jetzt vor meiner Brust. In der rechten Hand hielt ich das Schwert, der silberne Dolch steckte am Gürtel. So gerüstet, mußten wir es eigentlich schaffen, denn Suko trug ebenfalls schlagkräftige Waffen.
    Der Chinese ließ mich vorgehen, und ich sah mich zuerst als Spiegelbild an der gegenüberliegenden Wand. Der Ballettsaal war leer. Auf dem Parkettboden sah ich graue Streifen. Die Handläufe der Griffstangen waren dunkel vom Schweiß.
    Nach allen Seiten sichernd, betraten wir den Raum. Niemand hielt sich hier auf.
    Und doch waren sie hier gewesen. Man roch es.
    »Die Wendeltreppe«, hauchte Suko.
    Da hatte er recht. Sie führte nach oben. Dort mußte es dann zum Schnürboden gehen. Licht sah ich nicht. Die letzten Stufen verliefen im Dunkeln.
    Aber wir hörten Schritte.
    Sie klangen über uns auf und befanden sich in Nähe der Wendeltreppe.
    Dann erreichten sie die Stufen, und ich hörte das Tappen, das auch von einem Teppich nicht unterdrückt werden konnte.
    Jemand kam.
    Zuerst sah ich die Schuhe. Schwarz, mit einer Staubschicht überzogen.
    Dann die Beine, verdeckt von einer hellen Hose.
    So eine Hose hatte auch Jo Barracuda getragen. Mein Herz klopfte plötzlich schneller. Schweiß brach mir aus, neben mir hörte ich Suko scharf atmen.
    Ihn quälten dieselben Gedanken wie mich. Normal lief diese Person nicht die Treppe hinab. So wie sie ging, konnte sie nur ein Zombie, eine lebende Leiche sein.
    Jo Barracuda ein Zombie?
    Er ging weiter vor. Jetzt sahen wir es deutlich. Kein Zweifel bestand mehr. Es war Jo, der da mit langsamen Schritten die Stufen hinunterstieg.
    Noch eine Kehre.
    Jetzt hatte er die Treppe hinter sich gelassen.
    Fünf Schritte vielleicht trennten uns. Wir schauten ihn an, er schaute uns an.
    Und dann hatte ich das Gefühl, mich würde der Schlag treffen!
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken, denn Jo Barracuda, unser Freund, bot ein Zerrbild des Schreckens. Die Zombies hatten ihn in ihren Klauen gehabt und selbst zu einem lebenden Leichnam gemacht. Die Apokalypse war eingetreten, und sie traf uns mit der Wucht eines Vorschlaghammers.
    Bis zur Schulter sah der dunkelhäutige Jo Barracuda völlig normal aus.
    Was dann folgte, war so schlimm, daß ich am liebsten die Augen geschlossen hätte. Es half nichts, ich mußte mich mit den Tatsachen abfinden.
    Die Zombies hatten ihn getötet. Er war in den Hals gebissen worden.
    Normalerweise wäre er gestorben, doch durch einen Zombie-Biß lebte er als Untoter weiter. Er war selbst zu einer lebenden Leiche, zu einem Zombie, geworden.
    Und das machte die Sache so schlimm.
    Mehr möchte ich nicht beschreiben. Es war schlimm genug, was wir zu sehen bekamen, und es war auch klar, wie wir reagieren mußten.
    Jo Barracuda durfte nicht mehr weiterexistieren. Wir mußten ihn töten.
    Verdammt auch. Ich schluckte hart, weil es mir heiß die Kehle hochstieg.
    Jo war zu einem Freund geworden. Er hatte uns in Florida geholfen, als wir gegen die Besatzung des Vampir-Schiffs kämpften. Er hatte uns in New York zur Seite gestanden, wir hatten uns auf ihn verlassen können, und er hatte auch hier und jetzt gegen die Mächte der Finsternis antreten wollen.
    »Jo«, sagte ich.
    Er hörte mich nicht oder wollte mich nicht hören. Er ging weiter, und ich sah seine blutbesudelte Kleidung. Die Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft, die Augen waren verdreht.
    Suko begriff, was in mir vorging, deshalb fragte er: »Soll ich es machen, John?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, damit muß ich fertigwerden. Ich werde Jo den Frieden geben.« Meine Stimme klang krächzend.
    »All right.« Der Chinese trat zurück, behielt uns aber im Auge, um eingreifen zu können, falls es nötig war.
    Welche Waffe sollte ich nehmen? Eine Silberkugel wollte ich nicht verschwenden, deshalb nahm ich das Kreuz.
    Ich streifte es über den Kopf. Mit dem Schwert konnte ich einfach nicht arbeiten. Ich würde es nicht übers Herz bringen, Jo den Kopf abzuschlagen.
    Er kam näher.
    Dabei ging er wie von Fäden gehalten. Mal bewegte er den linken Arm höher, dann den rechten. Dann wieder kippte er etwas auf die Seite, fing sich wieder und ging weiter.
    Er griff nach mir. Seine Hand hatte sich geöffnet, die Finger schlossen sich —und genau um das Kreuz.
    Etwas schien durch seinen untoten Körper zu fließen. Einem Stromstoß gleich zuckte er in die Höhe, sein Mund öffnete sich, ein schreckliches Röcheln drang hervor, und wo das Kreuz die Hand berührt hatte, vernahm
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