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Ghosts 01 - Ghosthunter

Ghosts 01 - Ghosthunter

Titel: Ghosts 01 - Ghosthunter
Autoren: Derek Meister
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dann aber abgesprungen. Und da sich die Gebäude auch nicht als Großraumdiskothek verpachten ließen, waren sie dem Verfall preisgegeben worden. Der Abriss wäre zu teuer gewesen. Nun trafen sich auf dem ehemaligen Militärstützpunkt Jugendliche zu illegalen Autorennen, verliebte Pärchen, die sich auf den Rücksitzen ihrer Wagen vergnügten, und ein paar Schrauber vom BMW-Club aus Great Wakering.
    Bleierne, dunkle Klötze, dachte Ian. Wie große Särge lagen sie im Abendlicht. Ruinen wie Fallen. Obwohl Ian siebzehn Jahre alt war, machten die klobigen Hangars auf ihn noch immer den Eindruck, als lebten sie – als seien die Hallen mit ihren zerschlagenen Fenstern und den herausgerissenen Stahlträgern sterbende Tiere, die ihn aus unzähligen Augen anstarrten.
    Vor fünf Jahren war kaum jemand hier gewesen. Nur ein paar Jugendliche hatten nahe des eingefallenen Towers Fußball gespielt. Ian war bis zum späten Abend mit seinem Hund herumgestromert, hatte aber nur einen Bruchteil des Geländes gesehen. Zu groß, zu verwinkelt und zu unheimlich waren ihm die verfallenen Hallen, Türme und Büros vorgekommen. Vor allem zu unheimlich. Als die Nacht sich angekündigt und der Wind sich in den Betonstücken verfangen und mit zerrissenen Plastikplanen zu kämpfen begonnen hatte, war Ian lieber gegangen.
    Und jetzt stand er erneut auf diesem Schotterweg vor dem Zaun und konnte seinen Blick nicht von Cathys blonden Haaren und ihrem Top abwenden, unter dem sich ihre Brüste im letzten Sonnenlicht abzeichneten. Er warf Bpm einen Blick zu, doch sein Freund bemerkte ihn nicht. Wie immer hörte Bpm laut Musik. Seit seinem elften Geburtstag schien er seine Ohrstöpsel nur noch zum Schlafen rauszunehmen. Ian musste lächeln. Bpm hatte seinen Spitznamen nicht zu Unrecht. So wie andere morgens ihren Kaffee brauchten, um auf Touren zu kommen, so pushten Bpm Songs mit vielen Beats per minute.
    Bevor Ian durch den Zaun schlüpfte, sah er sich noch einmal um. Hinter ihm erstreckten sich die Häuser von Southend. Ein Schachbrett aus Giebeln und Dächern. Das rote Licht der untergehenden Sonne ließ die Schindeln der immergleichen Häuser in den immergleichen Straßen in einem immergleich schmutzigen Purpur schimmern.
     
    „Passt auf, wo ihr hintretet!“ Ian öffnete die rostige Eisentür. Der Geruch von Benzin und Staub schlug ihm entgegen. Glassplitter und abgeplatzter Putz knirschten unter seinen schwarzen Chucks, als er den Flur betrat. Ian hatte die knöchelhohen Schuhe mit weißem Edding beschrieben und mit Mangafiguren bemalt. Doch der Stoff war bereits an vielen Stellen abgeschrammt und die Sohlen brüchig geworden, sodass er jeden Stein unter seinen Füßen spürte.
    Der Büroflur, den man wie einen Schuhkarton in die Halle geschoben hatte, lag im Dunkeln. Licht drang nur durch ein paar Luftschächte und durch die zerstörten Plastikplatten der Decke. Irgendein Idiot musste sie mit einem Hammer bearbeitet haben, denn Isolierwolle und Kabel baumelten wie Eingeweide aus ihnen hervor. Graffitikünstler hatten sich an den Wänden versucht.
    Nur einige Fotos und eingerissene Poster von Düsenjägern zeugten noch davon, dass der Flur und die angrenzenden Büros einmal belebt gewesen waren. Eisentüren führten in drei leere Büroräume, einen ehemaligen Speisesaal und einen verwahrlosten Umkleideraum. Die meisten Türblätter sahen verbeult und rostig aus.
    Die beiden Jungen folgten Michelle und Cathy, die nach Steve riefen, aber keine Antwort erhielten. Ians ungutes Gefühl wuchs bei jedem Schritt und er hoffte, dass Steve nur einen dummen Scherz machte.
    Wir sollten gehen. Vergessen wir diesen Tresor. Da ist eh nichts drin.
    „Michelle?“ Bpm lüpfte seine Ohrstöpsel. „Da vorne ist der Tresor.“ Er wies auf eine offene Tür rechts des Gangs. Der Raum dahinter lag vollkommen im Dunkeln.
    „Wo ist Steve?“, fragte Cathy.
    „Wahrscheinlich kifft er irgendwo“, entgegnete Ian genervt und trat neben Bpm. Sein Freund präsentierte Michelle gerade sein neuestes Spielzeug, das sein Vater ihm letzte Woche zum siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte.
    Hundertsiebenundneunzig Funktionen und telefonieren kann man auch , hatte Bpm geschwärmt und Ian noch in der Disco gezeigt, wie man problemlos mit dem Handy im Internet surfen konnte. Seit Bpms Mutter Weihnachten vor drei Jahren die Koffer gepackt hatte, versuchte sein Vater, den Sohn mit großzügigen Geschenken bei Laune zu halten.
    Bpm steckte die Pilotenbrille in seine lockigen,
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