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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street
Autoren: Josh Ericson
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Angeklagte während der Zeugenvernehmung hart angegangen, und das ganz bewusst. Gerade weil ich ihren Ehemann gefunden und sie unmittelbar nach der Tat erlebt hatte, versuchte ich, mich von allen Emotionen loszusprechen und so dem Vorwurf der Befangenheit vorzubeugen. Aber als Staatsanwältin ist es auch meine Pflicht, neue Fakten in mein Plädoyer einzubeziehen. Und die, meine Damen und Herren, lassen nur den Schluss zu, dass Lydia Murrell tatsächlich in Notwehr gehandelt hat.«
    Ihren Worten folgte Stille. Nur das Klappern ihrer Absätze hörte man, als sie auf ihren Platz zurückkehrte. Sie tauschte einen Blick mit der Angeklagten und sah ihr dankbares Lächeln.
    Das Urteil lautete: Freispruch.

37
    »Und was hat Ihr Einsatz gebracht?«, fauchte Sunflower. »Kein Stück weitergekommen sind wir in dem Fall. Und das alles nur, weil eine übereifrige Polizistin meint, sie müsse die knallharte Lady aus Chicago mimen.«
    Nach dem Bombenanschlag auf den Linienbus hatte der FBI-Agent zu einem Meeting in die Barracks gebeten. Außer ihm waren Lieutenant Stabler, Jenn und Harmon, Bezirksstaatsanwalt Jack Crosby und seine Mitarbeiterin Alessa Fontana gekommen.
    »Ich tue nur meine Pflicht«, konterte Jenn. »Wenn ich ein Verbrechen verhindern kann, dann tue ich es und vergeude keine wertvolle Zeit mit dem Dienstweg. Oder hätte ich Sie um sechs Uhr früh aus dem Bett klingeln sollen? Dazu war keine Zeit, Agent.«
    »Mich kann man zu jeder Zeit aus dem Bett holen, wenn es um einen wichtigen Einsatz geht. Keine Alleingänge, hatte ich gesagt. Sie sehen ja, was dabei herausgekommen ist.«
    »Wir haben verhindert, dass ein Linienbus in die Luft gesprengt wurde.«
    »Und der Klansmann ist immer noch auf freiem Fuß.« Sunflower war sichtbar verärgert. »Woher wussten Sie, dass der Klansmann sich diese Frau …«
    »Florence Hawkley.«
    »… dass er sie sich an diesem Morgen schnappen würde? Wer hat sie informiert?«
    »Ich habe es ihr gesagt«, meldete sich Alessa. Sie hielt sich an einem Kakaobecher fest, leider nur aus dem Automaten,und ahnte, dass sie als Nächste einen Rüffel bekommen würde. »Ich habe sie angerufen. Detective McAvoy war die Einzige, die ich um diese Zeit aus dem Bett holen konnte. Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie frühmorgens auch schon … nun ja, außerdem handelte es sich nur um eine Vermutung.«
    »Und woher hatten Sie den Tipp? Hat Ihnen etwa ein Geist etwas ins Ohr geflüstert, Miss Fontana?«
    Alessa zwang sich zu einem Lächeln. Sunflower hatte keine Ahnung, wie nahe er mit seiner Vermutung der Wahrheit war. »Ein anonymer Anruf, Agent. Eine Quelle, die ich leider nicht nennen kann. Tut mir sehr leid.«
    »Sie wollen behaupten, Sie hätten den Anrufer nicht erkannt? Einer Ihrer Informanten vielleicht? Auch Staatsanwältinnen haben Informanten, nicht wahr? War es einer Ihrer Freunde?«
    »Ich hab keine Freunde in diesen Kreisen«, entgegnete Alessa ungehalten.
    Jenn hätte selbst gern gewusst, wer der Anrufer war. Auch sie hatte das Gefühl, Alessa würde etwas verheimlichen. »Vielleicht war es der Killer? Er hat uns zweimal reingelegt und hält sich immer noch für den Größten. Vielleicht war er so eingebildet, dass er glaubte, wir würden auf seinen mickrigen Trick mit der Tasche reinfallen?«
    »Mickrig?« Harmon saß jetzt noch der Schreck in den Gliedern. »Wenn ich mich recht entsinne, hätte er fast geklappt, und dann wäre nicht viel von der schwarzen Lady übrig geblieben.«
    Lieutenant Stabler spielte wieder einmal den Schlichter. »Es hat doch keinen Sinn, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Wir sind alle nicht frei von Fehlern, selbst das FBI nicht.« Den kleinen Seitenhieb konnte er sich nicht verkneifen. »Entscheidend ist doch, wie wir in Zukunft gegenden Klansmann vorgehen wollen. Einen weiteren Toten darf es nicht geben, das ist uns allen ja wohl klar. Die Medien würden uns öffentlich zerfleischen, vor allem Melinda Stone, die hat sich regelrecht auf uns eingeschossen.« Wieder ein leicht spöttisches Grinsen in Richtung Sunflower. »Sie kennen die Dame ja.«
    »Ein Grund mehr, dass wir jetzt alle an einem Strang ziehen und auch Detectives wie Sie, McAvoy, auf mein Kommando hören.« Er trank von dem Kaffee, den er sich aus dem Automaten gezogen hatte. »Zuerst einmal möchte ich vorschlagen, die alte Lady … wie war doch Ihr Name? Florence …«
    »Hawkley«, ergänzte Jenn.
    »Nun, Florence Hawkley sollte weiter unter Polizeischutz bleiben. Das können auch die
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