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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street
Autoren: Josh Ericson
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schießen.
    Jenn beschloss, auf Nummer sicher zu gehen. Nachdem sie den Bus auf ihrer Fahrt aus der Stadt gründlich mit den Augen abgesucht und nichts Verdächtiges gefunden hatte, ging sie zum Fahrer. Sie zeigte ihm ihren Ausweis. »Jennifer McAvoy, Savannah Police. Fahren Sie bitte ruhig weiter und lassen Sie sich nichts anmerken.«
    »Polizei? Was ist denn los?«
    »Nur ein anonymer Hinweis, dem wir nachgehen müssen, Sir.« In gewisser Weise stimmte das sogar. »Sie haben den Bus bei der Übernahme heute Morgen doch sicher überprüft.«
    »Natürlich, das ist Vorschrift.«
    »Irgendwas Ungewöhnliches?«
    »Nein, alles wie immer.«
    »Konnte jemand an den Bus ran? In der vergangenen Nacht, meine ich.«
    »Nur der Sicherheitsdienst. Der Bus stand die ganze Nacht im Depot. Hey, glauben Sie etwa, da hat jemand …«
    »Wir glauben gar nichts«, fiel Jenn dem Fahrer ins Wort. »Reine Routine, wie gesagt.«
    »Das kenn ich aus dem Fernsehen.«
    »Sie sollten nicht alles glauben, was Sie im Fernsehen sehen, Sir. Da kriegen Busfahrer auch die reiche hübsche Frau oder gewinnen ein paar Millionen in der Lotterie. Im wirklichen Leben geht es anders zu«
    Jenn blickte auf ihre Armbanduhr. Kurz nach halb neun. Wenn Alessa recht hatte mit ihrer Vermutung, dass der Killer um 8 Uhr 42 zuschlagen würde, wurde es höchste Zeit. Sie blickte nach draußen. Die letzten Häuser von Savannah blieben zurück und weite Maisfelder bestimmten das Bild. Auf einem Hügel tauchte die nächste Haltestelle auf. »Halten Sie dort«, befahl Jenn und drehte sich zu den Fahrgästen um. Außer Florence Hawkley waren noch acht weitere Passagiere in dem Bus.
    Jenn hielt ihren Ausweis hoch, warf Florence Hawkley, die direkt hinter dem Busfahrer saß und sie erschrocken anstarrte, einen beruhigenden Blick zu und stellte sich vor. »Ich möchte alle Passagiere bitten, an der nächsten Haltestelle auszusteigen«, fuhr sie fort. »Es besteht kein Grund zur Panik, wir gehen lediglich einem anonymen Hinweis nach. Bitte steigen sie durch die mittlere Tür aus und laufen Sie den Hügel hinab.«
    Der Busfahrer gehorchte und hielt an der Haltestelle. Es war 8 Uhr 37. Ein ziemlich riskantes Spiel, auf das siesich da eingelassen hatte. Die Mitteltüren öffneten sich zischend. Leise murrend stiegen die Passagiere aus.
    »Das gilt auch für Sie«, sagte Jenn zum Busfahrer. »Steigen Sie bitte aus.« Sie wartete, bis der Mann den Bus verlassen hatte, und blickte noch einmal nach vorn. Wenn es eine Bombe im Bus gab, würde der Klansmann irgendwo in den Büschen liegen und sie genau um 8 Uhr 42 zünden. Wenn er einen Sprengsatz werfen wollte, würde er mit dem Wagen kommen und eine Handgranate oder etwas Ähnliches in den Bus schleudern. Blieb zu hoffen, dass die aufsteigende Sonne ihn blendete und die aussteigenden Passagiere vor ihm verbarg. Wenn er kam, würden Harmon und sie ihn in Empfang nehmen. Jonas und Carlyle brauchte sie nur, falls er abhaute.
    Noch zwei Minuten. Jenn zog ihre Pistole und stieg aus dem Bus, lief an der Böschung entlang, bis sie weit genug von dem Bus entfernt war. Falls er explodierte, wollte sie nicht in seiner Nähe sein. Sie sah Harmon näher kommen und duckte sich hinter einen Felsen am Straßenrand. Wieder ein Blick auf die Armbanduhr: 8 Uhr 41 …
    Und wenn er die Bombe in die Tasche eines Passagiers geschmuggelt hatte? Sie dachte an den offenen Einkaufsbeutel, den Florence Hawkley bei sich hatte. Noch dreißig Sekunden.
    Jenn rannte die Böschung hinunter. »Mrs Hawkley! Florence!«, rief sie, wütend auf sich selbst, weil sie nicht früher daran gedacht hatte. Der Klansmann musste kein raffinierter Verbrecher sein, um eine Bombe in den Einkaufsbeutel einer alten Lady zu schmuggeln.
    Ohne jede Warnung riss Jenn ihr den Beutel aus der Hand und schleuderte ihn im hohen Bogen auf ein nahes Maisfeld. Noch in der Luft explodierte er mit ohrenbetäubendem Getöse. Heftiger als jeder Feuerwerkskörper, deram Unabhängigkeitstag gezündet wurde, und stark genug, um Florence Hawkley zu töten. In einer schwarzen Rauchwolke segelten die Fetzen des Beutels zu Boden.
    Ein Aufschrei ging durch die Passagiere. Ein Mann fluchte ungeniert, eine junge Frau sackte erschrocken zu Boden und hielt sich die Ohren zu.
    Nur Florence Hawkley blieb ruhig und blickte verstört auf die Rauchwolke. »War etwas?«, fragte sie verstört.
    Sie war schwerhörig.

36
    »Euer Ehren, meine Damen und Herren Geschworene«, begann Joe Mercer mit seinem Plädoyer,
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