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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges
Autoren: Loren Coleman
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Mastes. Whit Gregori trug eine lange Eisenstange -ein Stemmeisen zum Aufbrechen von Türen. Zwei andere Ijori-De-Guäng-Mitglieder waren damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zu einem tragbaren Laser zusammenzubauen.
    Einer von ihnen hatte bereits den Wartungskasten der Laterne geöffnet und zwei Kabel auf den Gehweg gezogen. »Spät dran«, stellte er fest, während er half, den Laser auf einem Dreibeinstativ zu montieren. Er arbeitete hier in Yiling bei den Stadtwerken und hatte keine Ahnung, wer Evan war.
    »Beeilt euch«, konterte Evan.
    Es dauerte nur Sekunden. Sie hatten in der vorherigen Woche jeden Handgriff geübt und warteten nur noch auf den Endverstärker, den Evan mitbrachte. Der vierte Mann, ein Infanterist im Ruhestand, zog eine gelbe Schutzbrille über die Augen und ging hinter den Handgriffen des Lasers in Stellung. »Lädt auf ... bereit.«
    Evan schaute über die Hecke zum Eingangstorbogen, dem hell erleuchteten Wachhäuschen und einer kleinen Gruppe Spätheimkehrer, die debattierten, ob sie auf den Campus bleiben oder hinüber zum Unfall gehen sollten. Er nickte.
    »Feuer.«
    Der Laser pulsierte und schleuderte grelle Pfeile saphirgrüner Energie durch die Nacht. Ein paar Schreie ertönten, wurden zahlreicher. Die Trillerpfeife des Polizisten gellte und er befahl die Passanten zurück ... fort vom Park. Bewegung! Noch kein Funkverkehr. Die Verwirrung des ersten Augenblicks.
    Evan stand reglos da und fühlte die Hitze, die vom bohrenden, schneidenden, zertrümmernden Laser ausging.
    Dann war es vorbei. Die Ijori-De-Guäng-Mitglieder nahmen ihre Ausrüstung in noch kürzerer Zeit auseinander, als sie zum Zusammenbauen gebraucht hatten. Evan packte den Endverstärker wieder ein und sie verteilten sich. Whit Gregori blieb bei ihm, bis sie den Park verlassen hatten, dann verschwand auch er und der Student stolperte durch die Straßen davon. Hinter ihm hörte man die ersten Sirenen.
    Evan saß entspannt an einem Bistrotisch auf dem Bürgersteig vor YiChas Gourmet-Cafe und nippte an einem Zitronensaft. Er saß mit dem Rücken zum Ladenfenster und sein Blick wanderte links die Straße entlang, dann rechts zur Kreuzung, schließlich geradeaus durch den Straßenverkehr zur geschäftigen Haltestelle der Einschienenbahn. Die Sonne lugte gerade eben über das Dach des nahen Einkaufszentrums. Ihre Strahlen fielen schräg auf die schmale Straße, über den Bordstein und den besonders breiten Bürgersteig und wärmten Evans linke Gesichtshälfte. Es sah nach einem prachtvollen Tag aus, wie er für den wunderbaren Spätherbst in diesen Breiten Liaos typisch war. Ihm folgte dann ein kurzer Winter, der in diesem Jahr auf die Terranormmonate Juni und Juli fiel.
    Wieder links. Rechts.
    Entdeckt.
    Evan erstarrte mit halb zum Mund geführtem Becher, als sich David Parks um die Ecke schob, den Rücken stets zur Wand gedreht. Er sah ihn nur aus dem Augenwinkel, der rote Bürstenhaarschnitt war jedoch ebenso unverkennbar wie der schwarze Ran-ge-Rider-Mantel, der ihm so gefiel.
    Parks griff in die Manteltasche. Nach einer Waffe.
    Mit einer schnellen Drehung hätte ihm Evan den Becherinhalt ins Gesicht schütten können - nur hätte das Davids Laune nicht verbessert, und der Saft war noch zu frisch und kalt, um ihn so einfach zu verschwenden.
    Stattdessen trank er weiter, während er die bis dahin locker auf dem Schoß liegende Linke hob und mit zwei Fingern eine Pistole formte, mit der er über die Schulter zielte.
    »Du bist tot, David.«
    David sprang vor und legte Evan einen muskulösen Arm um den Hals. Evan spannte sich unwillkürlich an, zwang sich aber zur Ruhe, als ihn sein Freund würgte. »Morgen, Evan. Morgen kriege ich dich.«
    Jenna Lynn Tang kam herüber, als David gerade noch einmal zudrückte und Evan dann losließ. Mark Lo folgte ihr. »Wenn ich mich recht erinnere, Dave, sagst du das schon seit drei Tagen.« Sie lächelte Evan matt zu. »Ich bin diese Woche jeden Tag umgebracht worden.«
    »Das dient alles dem Wohl der Bewegung«, antwortete David. »Wir müssen bereit sein.« Er verriet nicht, wozu, aber sie alle wussten, dass er vom Ijori Dé Guäng sprach. Er redete ständig vom Beitritt. Mit einem zu offensichtlichen Zwinkern in Evans Richtung drehte er sich zur Tür des Cafés um und verschwand drinnen.
    Jen setzte sich an dem kleinen Tisch auf einen freien Stuhl. Sie sammelte ihre vielen Haarzöpfe in einer Hand und band sie mit einem schmalen roten Bändchen zusammen. Jen hatte helle Haut und grüne
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