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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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mit dem steinernen Gesicht und den Kriegeraugen begegnen.
    Ein verirrter Krieger – ein Krieger ohne eine Sache, für die er kämpfen konnte.
    Catriona runzelte die Stirn und rutschte noch tiefer unter die Bettdecken. Als sie sein Gesicht zum ersten Mal in ihren Träumen gesehen hatte, hatte sie tief in ihrem Inneren gefühlt, dass Die Herrin ihr schließlich und endlich einen Gefährten sandte – den einen, der ihr treu zur Seite stehen würde, der gemeinsam mit ihr die schwere Bürde der Verantwortung für den Schutz des Tales und seiner Bewohner tragen würde – den Mann, den sie in ihr Bett lassen würde. Endlich. Jetzt jedoch …
    »Sein Gesicht ist zu markant. Bei weitem zu markant«, murmelte Catriona vor sich hin.
    Für sie als die Herrin des Tales war es zwingend notwendig, dass sie der dominante Partner in ihrer Ehe war, so wie ihre Mutter es in ihrer Ehe gewesen war. Es stand in Stein geschrieben, dass kein Mann sie beherrschen konnte. Ein arroganter, dominanter Ehemann kam für sie einfach nicht in Frage - das würde niemals gut gehen. Was in diesem Fall wirklich ein Jammer war.
    Sie hatte augenblicklich die Quelle seiner Ruhelosigkeit erkannt, die Ruhelosigkeit derer, die kein Lebensziel hatten; aber sie hatte noch nie zuvor etwas Derartiges erlebt wie jenes Verlangen, das in seinem Inneren wütete. Wie eine lebendige, fast greifbare Macht, hatte er seine unsichtbaren Finger nach ihr, Catriona, ausgestreckt und sie berührt, und sie hatte einen unwiderstehlichen Drang verspürt, diesen Hunger zu stillen. Ein instinktives Bedürfnis, diesen rastlosen Fremden zu beruhigen und zu trösten, ihm Halt zu geben und Erleichterung zu verschaffen. Ihn zu …
    Ihre Stirn legte sich in Falten; aus irgendeinem Grund konnte Catriona nicht die passenden Worte finden, aber sie hatte so etwas wie Erregung empfunden, ein seltsames Gefühl des Wagemuts, der Herausforderung. Nicht unbedingt Emotionen, die sie normalerweise in ihrem täglichen Trott von Pflichten und Aufgaben wahrnahm. Andererseits … vielleicht waren es ja auch bloß ihre Heiler-Instinkte, die sie anspornten? Catriona schnaubte verächtlich. »Was auch immer mich so an ihm reizt, er kann einfach nicht der Lebensgefährte sein, den Die Herrin für mich ausersehen hat – nicht mit einem solchen Gesicht.«
    Sandte Die Herrin ihr vielleicht ein verwundetes männliches Wesen, eine schwache, flügellahme Ente, die sie gesund pflegen sollte? In seinen Augen und den harten, kantigen Zügen waren jedoch keinerlei Anzeichen von Schwäche zu erkennen gewesen.
    Nicht, dass das irgendeine Rolle spielte; sie hatte ihre Anweisungen, und die würde sie befolgen. Sie würde ins Hochland reisen, zum McEnery House, und dann abwarten, was – oder vielmehr, wer – sie dort erwartete.
    Mit einem Seufzer kroch Catriona tiefer unter die Bettdecke. Sie drehte sich auf die Seite, schloss die Augen – und zwang sich, ihre Gedanken in andere Bahnen zu lenken.

1
    5. Dezember 1819 Keltyburn,
The Trossachs
Schottisches Hochland
    »Wünscht Ihr sonst noch etwas, Sir?«
    Richard fiel auf diese Frage nur eine Antwort ein: ein reizvolles Arrangement geschmeidiger, wohlgeformter, verführerischer nackter weiblicher Glieder. Der Gastwirt hatte gerade die Überreste seines Abendessens abgeräumt – die weiblichen Glieder würden seinen ungestillten Appetit befriedigen. Aber …
    Richard schüttelte stumm den Kopf. Es war nicht etwa so, dass er befürchtete, seinen überaus korrekten Kammerdiener, Worboys, zu schockieren, der steif und kerzengerade aufgerichtet neben ihm stand. Worboys, seit nunmehr acht Jahren in Richards Diensten, konnte schon lange nichts mehr schockieren. Er war allerdings kein Zauberer, und Richard war der festen Überzeugung, dass magische Kräfte erforderlich wären, um hier in Keltyburn ein zufrieden stellendes Angebot an Weiblichkeit aufzutreiben.
    Erst als das letzte Tageslicht aus dem bleigrauen Himmel schwand, waren sie in dem einsamen kleinen Weiler eingetroffen. Die Dunkelheit war ziemlich rasch hereingebrochen und hatte sich wie ein schwarzes Leichentuch über die Landschaft gelegt. Der dichte Nebel, der sich auf die Berge herabgesenkt und in schweren, nasskalten Schwaden über ihrem Weg gehangen hatte, sodass sie schließlich kaum noch die schmale, kurvenreiche Straße hatten erkennen können, die den Keltyhead hinauf zu ihrem Ziel führte, hatte die Vorstellung, die Reise zu unterbrechen und die ungemütliche Nacht in der fragwürdigen Behaglichkeit
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