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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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sich dann voll und ganz auf die näher kommende Gestalt – es war Begierde auf den ersten Blick. Voller Vorfreude verzog er seine Lippen zu einem wölfischen Lächeln und drehte sich schweigend um, um die Bekanntschaft der Dame zu machen.
    Catriona eilte raschen Schrittes den Weg entlang, ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst, ihre Stirn nachdenklich gerunzelt. Sie war schon zu lange eine Jüngerin Der Herrin, um nicht zu wissen, wie sie ihre Bitte um Aufklärung formulieren musste; die Frage, die sie gestellt hatte, war knapp und unmissverständlich gewesen. Sie hatte nach der wahren Bedeutung jenes Mannes gefragt, dessen Gesicht sie in ihren Träumen verfolgte. Und die Antwort Der Herrin, die Worte, die sich in Catrionas Kopf geformt hatten, war schonungslos kurz und bündig gewesen: Er wird der Vater deiner Kinder sein.
    Eine Antwort, die – ganz gleich, wie sie die Worte auch drehte und wendete – nicht sonderlich viele Auslegungsmöglichkeiten zuließ.
    Was Catriona vor ein sehr großes Problem stellte. Denn so beispiellos und unerhört es auch sein mochte, Die Herrin musste sich einfach geirrt haben. Dieser Mann, wer immer er auch sein mochte, war arrogant, rücksichtslos und dominant. Sie aber brauchte ein sanftes, schlichtes Gemüt, einen Mann, der damit zufrieden war, eine eher untergeordnete Rolle zu spielen und sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen, während sie selbst das Regiment führte. Sie brauchte keine Stärke, sondern Schwäche. Es war absolut sinnlos, ihr einen Krieger ohne Anliegen zu schicken.
    Catriona stieß einen ratlosen Seufzer aus, wobei ihr Atem kleine weiße Dampfwölkchen vor ihrem Gesicht bildete. Durch den sich auflösenden Dunst erspähte sie – das Letzte, was sie in diesem Moment zu sehen erwartete – plötzlich ein Paar große, schwarze, glänzend polierte Schaftstiefel, die ihr direkt im Weg standen. Sie versuchte anzuhalten, doch ihre Füße fanden keinen Halt auf dem vereisten Pfad, und der Schwung ihrer Schritte ließ sie hilflos weiter vorwärts schlittern. Sie versuchte, mit den Armen zu rudern, doch sie waren unter ihrem schweren Umhang gefangen. Mit einem erschrockenen Aufkeuchen blickte sie auf, genau in dem Moment, als sie mit dem Besitzer der Stiefel kollidierte.
    Die Wucht des Zusammenstoßes war so stark, dass es ihr den Atem aus den Lungen presste, und für einen flüchtigen Moment hatte Catriona das Gefühl, gegen einen Baum geprallt zu sein. Aber dann grub sich ihre Nase in ein weiches Halstuch oberhalb des V-Ausschnitts einer seidenen Weste; das Kinn des Fremden schob sich über ihren Kopf, und ihre Kopfhaut prickelte, als es sanft ihr Haar streifte. Arme wie aus Stahl schlossen sich langsam um sie.
    Mit einem Schlag erwachten Catrionas Instinkte. Sie riss nervös die Hände hoch und stemmte sich gegen seine Brust.
    Ihre Füße kamen prompt ins Rutschen, dann glitten sie unter ihr weg.
    Sie keuchte abermals erschrocken auf – und klammerte sich wie wild an den Fremden, statt ihn wegzustoßen. Der Griff der stahlharten Arme um ihren Körper verstärkte sich, und plötzlich berührten nur noch ihre Zehenspitzen den Schnee. Catriona holte Luft, doch es war ein zu flacher Atemzug, um das wirbelnde Schwindelgefühl in ihrem Kopf zu vertreiben. Ihre Lungen fühlten sich an, als ob sie zugeschnürt wären; ihre Sinne waren in hellem Aufruhr und ließen sie in atemloser Ausführlichkeit wissen, dass sie, von der Brust bis zu den Schenkeln, an einen Mann gepresst wurde.
    Es war jedoch nicht irgendein Mann – sondern einer mit einem Körper wie warmer, biegsamer Stahl. Sie musste sich zurücklehnen, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    Blaue, tiefblaue Augen erwiderten ihren Blick.
    Catriona hielt reglos inne und starrte den Fremden entgeistert an. Dann blinzelte sie. Sie brauchte einen Moment, um seine Züge zu mustern – die arrogante Miene, das energische Kinn – und sich darüber klar zu werden, dass er der Mann aus ihrer Vision war.
    Sie verengte die Augen zu Schlitzen und blickte ihn fest an; wenn Der Herrin nun doch kein Irrtum unterlaufen war, dann sollte sie besser gleich zu Anfang so energisch auftreten, wie sie auch weiterhin aufzutreten gedachte. »Lasst mich runter!«
    Sie hatte schon früh von ihrer Mutter gelernt, wie man Gehorsam einforderte; in ihren simplen Worten schwang Autorität mit und ein drohender, gebietender Unterton.
    Er hörte die Worte und reagierte darauf, indem er den Kopf schief legte, eine schwarze Braue hochzog
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