Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
welche Freiheiten er sich herausnahm. Er war nicht so töricht zu glauben, dass sie sich nicht losreißen und davonlaufen würde, wenn er ihr einen hinreichenden Anlass dazu gab. Sie war kein unbedarftes Mädchen vom Lande, keine naive Unschuld – ihre drei Worte, ihr Verhalten hatten eindeutig von Autorität gezeugt. Und sie war auch kein unreifes junges Ding; kein junges Mädchen hätte das unerschrockene Selbstbewusstsein besessen, ausgerechnet ihm zu befehlen: »Lasst mich runter!« Sie war kein Mädchen, sondern eine Frau – und sie passte so gut in seine Arme, ihr Körper war so weich und schmiegsam und kurvenreich.
    Wie perfekt sie tatsächlich in seine Arme passte und wie verführerisch die Rundungen waren, die sich so hart an ihn pressten, kam ihm erst jetzt voll und ganz zu Bewusstsein, und diese Erkenntnis heizte seine Wollust noch stärker an. Der weiche, seidige Schwung ihres schweren Haares, ein warmer, lebendiger Schleier, der über seinen Handrücken floss, und der betörende Duft – eine Mischung aus Wildblumen, einem Hauch von Frühling und schwerer, dunkler, fruchtbarer Erde –, der von ihren seidigen Locken ausströmte, verwandelte seine Wollust in Schmerz.
    Es war Richard, der schließlich zurückwich und den Kuss beendete – entweder das, oder er würde noch schlimmere Qualen leiden. Denn er würde sie wohl oder übel gehen lassen müssen, unberührt, unangetastet, sein verzehrender Hunger blieb ungestillt; ein tief verschneiter Friedhof mitten in einer kalten Winternacht war eine Herausforderung, vor der selbst er zurückschreckte.
    Außerdem wusste er, dass sie trotz der intimen Liebkosungen, die sie getauscht hatten, nicht jene Sorte Frau war. Er hatte ihre inneren Mauern durch schamlose Unverfrorenheit niedergerissen, ausgelöst durch ihren hochmütigen Befehl, sie wieder auf den Boden zu stellen. Im Moment hätte er sie am liebsten auf ebendiesem Boden flachgelegt, aber das sollte nicht sein.
    Er löste seine Lippen von ihrem Mund und hob den Kopf.
    Sie riss überrascht die Augen auf und starrte ihn an wie einen Geist.
    »Herrin, bewahre mich!«
    Catrionas Worte kamen als inbrünstiges Flüstern über ihre Lippen, ihr Atem, durch die Kälte kondensiert, bildete kleine weiße Dampfwölkchen. Sie durchforschte sein Gesicht – wonach, konnte Richard nicht erraten, und er zog mit gewohnter Arroganz eine Braue hoch.
    Lippen, samtweich und rosig – tatsächlich waren sie jetzt sehr viel rosiger als zuvor –, verzogen sich empört. »Beim Schleier der Herrin! Das ist doch der helle Wahnsinn!«
    Sie schüttelte den Kopf und stemmte sich mit beiden Händen gegen seine Brust. Vorsichtig stellte Richard Catriona wieder auf die Füße, dann ließ er sie los. Mit einem gedankenverlorenen Stirnrunzeln trat sie an ihm vorbei, dann wirbelte sie abrupt zu ihm herum. »Wer seid Ihr?«
    »Richard Cynster.« Er verbeugte sich mit schwungvoller Eleganz. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er ihren Blick fest. »Stets zu Euren Diensten.«
    Ihre Augen blitzten wütend. »Ist das eine spezielle Angewohnheit von Euch, arglose Frauen auf Friedhöfen zu belästigen?«
    »Nur, wenn sie mir direkt in die Arme laufen.«
    »Ich hatte Euch gebeten , mich loszulassen.«
    »Ihr habt mir befohlen , Euch loszulassen – und das habe ich auch getan. Letztendlich.«
    »Ja. Aber …« Ihre Schimpfkanonade – er war davon überzeugt, dass es zu einer Schimpfkanonade ausgeartet wäre – erstarb auf ihren Lippen. Sie blickte ihn verdutzt blinzelnd an. »Ihr seid Engländer!«
    Es klang eher wie ein Vorwurf als wie eine Feststellung. Richard zog abermals eine Braue hoch. »Wir Cynsters sind Engländer, richtig.«
    Mit zu Schlitzen verengten Augen betrachtete sie prüfend Richards Gesicht. »Von normannischer Abstammung?«
    Er lächelte voller Stolz. »Wir sind einstmals mit Wilhelm dem Eroberer herübergekommen.« Sein Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen, als er sie langsam von Kopf bis Fuß musterte. »Wir versuchen uns natürlich auch heute noch gerne auf diesem Gebiet.« Dann sah er wieder auf und hielt ihren Blick fest. »Hin und wieder eine kleine Eroberung, das hilft uns, in Übung zu bleiben.«
    Selbst in dem schwachen Licht des Mondes sah er ihren zornigen Blick, sah die Funken, die in ihren Augen blitzten.
    »Nun, dann lasst Euch gesagt sein, dass dies alles ein riesengroßer Fehler ist!«
    Damit machte Catriona auf dem Absatz kehrt und eilte zornschnaubend davon. Der Schnee knirschte laut unter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher