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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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machte eine Flasche billiger Fusel die Runde, deren Inhalt dafür sorgte, dass die anwesenden Männer damit prahlten, bald steinreich zu sein.
    »Ich werde Tag und Nacht arbeiten«, sagte ein rothaariger Bursche namens Elliot. »Nur wer fleißig ist, wird genug Gold finden, um sich ein schönes Leben machen zu können.«
    Ein anderer allerdings behauptete, dass man sich angeblich nur bücken musste, um die Goldnuggets aus dem Fluss zu fischen.
    Teils amüsiert, teils beeindruckt hörte Julia zu. Sie konnte kaum glauben, dass die kalifornischen Flüsse Gold für jeden bereithielten, der sich vorgenommen hatte, Schürfer zu werden.
    »Erst einmal müssen wir heil ankommen.« Elliot nahm einen weiteren tiefen Schluck aus der Flasche. »Vor uns liegt ein langer, gefährlicher Weg.«
    »Wir werden einen erfahrenen Führer haben«, widersprach der andere. »Was soll uns schon großartig passieren?«
    »Hast du eine Ahnung! Ich habe ein Buch gelesen, in dem der Oregon Trail genauestens beschrieben wird. Wir werden in Gegenden kommen, in denen es kein Wasser gibt, und dann die Berge. Ich schätze, es wird viele Todesopfer geben.«
    Sein Freund versetzte ihm einen schmerzhaften Rippenstoß. »Kannst du nicht ein wenig leiser reden? Du machst den beiden Ladys doch Angst.«
    Er hatte Julias erschrockenes Gesicht bemerkt, doch Lilly lächelte gleichmütig. »Wir wissen um die Gefahren, Gentlemen, und haben uns eingehend darüber informiert.«
    Das stimmte zwar nicht ganz, machte jedoch Eindruck auf die anwesenden Männer.
    »Für eine Frau wäre es sicherer, den Seeweg zu nehmen«, bemerkte Elliot, »so wie es diese Eliza Farnham vorhatte.«
    »Wieso vorhatte?«, mischte sich Julia ein. »Wir dachten, die Reise sei fest eingeplant.«
    »Das mag stimmen, doch Mrs Farnham ist krank geworden, und das Schiff wird wohl ohne sie und ihre Mädchen in See stechen.« Die beiden Frauen wechselten einen bestürzten Blick. Sie hatten insgeheim die Heimnäherinnen beneidet, deren Reise von einer energischen Frau bezahlt wurde und bei der man nichts tun musste, als bequem auf ein Schiff zu steigen, um in wenigen Wochen auf der westlichen Seite des Kontinents zu landen.
    »Wie enttäuscht die Frauen wohl sein müssen«, sagte Julia leise. »Sie selbst werden niemals das Geld für die Reise auftreiben können.«
    »Mit dem Treck ist es billiger«, entgegnete Elliot. »Und auf den Schiffen sollen so viele Passagiere sein, dass sie kaum stehen können. Da ziehe ich den Landweg vor, wir werden viel vom Land sehen.«
    »Sicher, aber wir werden erst im Herbst dort sein, in einem halben Jahr!«
    Doch Elliot hob nur vage die Schultern. »Was sind schon ein paar Monate, wenn uns auf der anderen Seite der Reichtum erwartet?«
    Er und Julia diskutierten angeregt weiter, während Lilly ein Nickerchen machte. Glücklicherweise wollte niemand etwas über Lillys angeblichen Ehemann wissen, der auf seine schwangere Frau wartete. Hatten sie erst einmal Independence erreicht, würden sie sich ohnehin aus den Augen verlieren.
    Es regnete in Strömen, als sie das Ziel erreichten. Es war kalt und stürmisch, und zunächst standen Julia und Lilly verwirrt zwischen den anderen Fahrgästen.
    »Wo ist denn der Treck?«, wisperte Julia, die so stark fror, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Fast bereute sie, auf Lilly gehört zu haben, doch nun war es zu spät.
    Die Frauen blickten sich um, und als sie sahen, dass sich auch die anderen Reisenden ratlos umsahen, beruhigten sie sich etwas.
    Irgendjemand rief: »Da hinten müsst ihr euch melden, wenn ihr am Treck teilnehmen wollt!«
    Fast gleichzeitig strömten die Leute nun zu einem Holzhäuschen am Rande des Handelspostens. Julia erkannte, dass sie und Lilly die einzigen Frauen waren, und fragte sich, ob auch alle anderen auf eine Mitfahrgelegenheit hofften.
    So schien es, denn vor der Hütte standen etliche Männer mit breitkrempigen Hüten, die ständig angesprochen wurden.
    »Tut mir leid«, sagte einer von ihnen mit bedauernder Miene. »Ich habe bereits zwei Mitfahrer, mehr will ich meinem Gespann nicht zumuten.«
    Lilly entdeckte einen anderen Mann, der etwas abseits stand und sich das Geschehen seelenruhig anschaute. Sie zog die irritierte Julia mit sich und baute sich mit einem charmanten Lächeln vor dem Mann mit dem sympathischen Aussehen auf.
    »Guten Tag, Sir«, zwitscherte sie. »Sie fahren nicht zufällig nach Kalifornien?«
    Zu ihrem Erstaunen lachte der Mann schallend. »Täte ich es nicht, wäre ich
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