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Gewagter Einsatz

Gewagter Einsatz

Titel: Gewagter Einsatz
Autoren: Ann Voss Peterson
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bestanden, keinen Schutz zu brauchen, da sie geglaubt hatte, mit allem fertig zu werden, was Kane plante. Die Wahrheit lautete, dass sie dazu nicht in der Lage war.
    Trent hatte Recht. All ihre Forschungen auf dem Gebiet der Kriminalistik, all die Horrorgeschichten, die ihr dabei begegnet waren, hatten sie nicht auf das Blut auf der Fotografie vorbereiten können. Und Dixies symbolisch aufgeschlitzten Körper – eine eindeutige Todesdrohung für ihre Schwester.
    Glücklicherweise hatte Trent sie nicht, wie angedroht, über die Schulter geworfen, sondern sie nur aus der Zelle geschoben, hier abgesetzt und Duane aufgetragen, auf sie aufzupassen, bis er gemeinsam mit Wiley Kanes Sachen zusammengesammelt hatte.
    Verzweifelt presste sie die Lippen zusammen und verfluchte ihre Schwäche. Gott sei Dank war sie nicht ohnmächtig geworden. Dann hätte Trent sie sehr wahrscheinlich mit der Ambulanz ins nächste Krankenhaus schaffen lassen und den Ärzten befohlen, sie dort zu behalten, bis Dixie gerettet worden war – oder bis es für sie zu spät war. Hier konnte sie sich immerhin mit den Wärtern unterhalten. Vielleicht wussten sie irgendetwas von Bedeutung.
    Sie seufzte und blickte Duane an. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen, schon bevor er sie von Dixies heimlicher Hochzeit unterrichtet hatte.
    Jetzt bemerkte er ihren Blick und legte eine seiner breiten Hände auf ihren Arm. „Es tut mir wirklich Leid, was passiert ist, Professor."
    Sie schaute ihm in die müden Augen. „Danke. Das bedeutet mir viel."
    Zorn zeigte sich plötzlich auf Duanes Gesicht. „Verdammter Kane. Warum musste er Ihre Schwester mit hineinziehen?"
    „Ich weiß es nicht." Nur schwer widerstand sie dem Wunsch, aufzustehen und rastlos auf und ab zu laufen. Ihr Blick wanderte hinüber zum Eingang mit den schweren Gittertüren, die zu den dahinter liegenden Korridoren führten, gesichert mit weiteren Gittertüren. Sie vermochte sich nicht vorzustellen, wie ein Gefangener hier ausbrechen konnte, ohne Hilfe aus dem Gefängnis. „Wie gut kannten Sie Kane?"
    Duane verzog abschätzig seinen Mund. „Ich verstehe nicht ganz, wie Sie..."
    „Haben Sie sich jemals mit ihm unterhalten? Hatten Sie persönlichen Kontakt zu ihm?"
    Heftig schüttelte der Wärter den großen Kopf. „Mit solchem Abschaum wie Kane unterhalte ich mich nicht."
    „Niemals?"
    „Nicht, wenn ich es verhindern kann."
    „Sind irgendwelche anderen Wärter mit Gefangenen auf vertrautem Fuß? Oder, genauer gefragt, mit Kane?"
    Er überlegte einen Moment. „Keiner, der mir einfällt."
    „Wüssten Sie jemanden, der einen Grund haben könnte, Kane zu helfen?"
    Überrascht sah er sie an. „Ihm helfen?"
    „Ja. Bei der Flucht. Irgendjemand muss ihm aus dem Gebäude und über die Mauer geholfen haben, damit Dixie ihn wegbringen konnte."
    Duane zog die buschigen Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das sehen Sie falsch. Er muss es allein geschafft haben."
    „Aber wie denn? Mir erscheint es unmöglich für einen Gefangenen, allein hinauszugelangen."
    Der Wärter zuckte mit den breiten Schultern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand auch nur einen Finger für dieses Monster rührt. Aber vielleicht irre ich mich auch. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass ihn jemand hei..." Er unterbrach sich und wurde rot.
    „Sie können sich nicht vorstellen, dass ihn jemand heiratet, nicht wahr?" beendete sie seinen angefangenen Satz. „Ist schon okay, Duane. Ich auch nicht."
    „Das Beste wäre, jemand würde ihn auf der Flucht umlegen." Er sah sie düster an. „Den Mädchen, die er umgebracht hat, hat er auch keine Chance gelassen. Abschaum wie er verdient es nicht zu leben. Keinen einzigen Tag länger. Nicht einmal in einem Loch wie diesem hier."
    Risa hatte Mühe, nicht zustimmend zu nicken. Sie war keine Verfechterin der Todesstrafe.
    Zumindest nicht in der Theorie. Aber bei einem Mann wie Dryden Kane...
    Schnell verscheuchte sie die morbiden Gedanken. Kane den Tod zu wünschen würde auch nicht helfen, ihn zu finden. Und ganz bestimmt nicht, Dixie zu retten. „Nun, über sein Leben haben nicht wir zu entscheiden. Wir können nur bei der Suche nach ihm behilflich sein. Fällt Ihnen denn niemand ein, der freundlich mit ihm umgegangen ist?"
    Duane runzelte wieder die Stirn und seufzte, während er offenbar angestrengt nachdachte.
    Schritte näherten sich. Die Gittertür glitt zur Seite, und Trent schlenderte hindurch, in der Hand einen Karton.
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