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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen
Autoren: Berte Bratt
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Kaninchenpest ihren Bestand befallen haben sollte!
    „Guten Morgen, Fräulein Liberg!“
    Astrid war dermaßen in das Studium der geheimnisvollen Kaninchenleber vertieft gewesen, daß sie den Tierarzt nicht hatte kommen hören. Jetzt fühlte sie, wie die Röte ihr in die Wangen stieg. Das ärgerte sie; und weil es sie ärgerte, errötete sie nur noch mehr.
    „Machen Sie anatomische Studien, oder haben Sie zum Mittagessen eingekauft?“ fragte Mostvedt, mit dem Kinn auf die Kaninchenleber deutend.
    Astrid erklärte den Sachverhalt, und der Tierarzt nahm die Schachtel mit dem „Geheimnis“ an sich und ging in sein Sprechzimmer.
    „Ich glaube wahrhaftig…“ Er holte das Mikroskop, schnitt ein kleines Stück von der Leber ab, schob Glasplatten zurecht, hantierte mit Pinzetten und blickte durch das Okular.
    „Wer, sagten Sie, hat diese Leber gebracht?“
    „Fräulein Harder.“
    „Harder? Das ist ja ganz in der Nähe des Mannes mit der Silberfuchsfarm. Ich werde heute nachmittag hinfahren und mir diese Kaninchenzucht ansehen. Sagen Sie das Fräulein Harder, wenn sie wiederkommt.“
    „Man möchte fast wünschen, Sie brauchten da draußen auch eine Assistentin!“ entfuhr es Astrid, und als diese Worte ihr entschlüpft waren, errötete sie über ihre eigene Kühnheit.
    „Schwärmen Sie etwa für Kaninchen? Oder glauben Sie, Sie könnten auf diese Weise billig zu einem Silberfuchspelz kommen?“ neckte Mostvedt sie.
    „Nein, ich… ich denke es mir sehr amüsant, alle diese süßen kleinen Chinchillakaninchen zu sehen…“
    „Dann kommen Sie doch mit“, sagte Mostvedt ruhig, während er die Glasplatte aus dem Mikroskop nahm.
    Ihr Herz machte einen wilden Sprung.
    „Ist das Ihr Ernst?“
    „Klar. Wenn Sie Lust haben, heißt es. Es ist eine scheußlich weite Autotour bis da draußen.“
    „Ja… mächtig gern…“
    „Hatten Sie auch nicht für heute nachmittag etwas Besseres vor?“
    „Nein… ganz und gar nicht…“
    Die Tür wurde geöffnet. Der erste vierbeinige Patient des Tages kam, und der übliche Tagesablauf begann. Er war diesmal nicht sehr aufregend. Die meiste Zeit saß Astrid an ihrem Schreibtisch, trug Protokolle ein und füllte Karteikarten aus. Und das war nur gut. Denn es war etwas in ihrem Innern geschehen, etwas, das sie selbst nicht näher bezeichnen konnte. Es verwirrte und beängstigte sie, und gleichzeitig war es unsagbar köstlich.
    Die Freude, die sie bei dem Gedanken an die Nachmittagsfahrt fühlte, war gar zu groß, gar zu beklemmend, als daß sie sich nur auf eine Silberfuchsfarm und eine Kaninchenfarm hätte beziehen können.
    Astrid machte keinen Versuch, sich darüber klarzuwerden, was mit ihr geschehen war. Sie ließ ihrer Freude nur freien Lauf. Sie breitete sich aus, erfüllte sie, pochte in ihrem Blut. Und alle Leute, die an diesem Tage zu Tierarzt Mostvedt kamen, fanden, das junge Bürofräulein habe ein ungewöhnlich strahlendes Lächeln und ihre Stimme klänge besonders fröhlich, lebhaft und zuvorkommend.
    Als Fräulein Harder wiederkam, hatte Mostvedt gerade zu tun. „Das macht nichts“, erklärte Fräulein Harder. „Er soll ja nicht mich untersuchen, sondern die Kaninchenleber. Was sagte er?“
    „Er fürchtet, es könne die Kaninchenpest sein. Aber er wird heute nachmittag hinkommen und sich Ihre Tiere ansehen.“
    „ Fein!“ Fräulein Harder nickte kurz und verschwand.
    Natürlich konnte Fräulein Harder einem leid tun, wenn sie fürchten mußte, ihre schönen Tiere zu verlieren. Und natürlich mußte man wünschen, sie hätte nie über eine Krankheit unter ihrem Bestände zu klagen gehabt. Aber dennoch – es fiel Astrid etwas schwer, sich lange bei der Schattenseite der Kaninchenpest aufzuhalten. Denn sie hatte auch eine lichte Seite, und diese wurde lichter und immer lichter, je länger Astrid über sie nachdachte.
    „Schön“, sagte Mostvedt, als der letzte Sprechstundenpatient des Tages behandelt war. „Ich hole Sie also gegen vier Uhr ab. Das heißt natürlich, wenn Sie wirklich Lust haben mitzufahren.“
    „Sicher…“
    Astrid sagte nichts weiter, ganz einfach deshalb nicht, weil ihre Stimme vor Freude gezittert hätte.
    „Ich komme etwas zu früh“, sagte Mostvedt, als er zwanzig Minuten vor vier Uhr läutete. „Ich konnte nicht wissen, daß ich mit Ingenieur Lundbys Setter so schnell fertig werden würde.“
    „Oh…“, sagte Astrid erfreut. „Ging es glatt?“
    „Fein. Acht Junge, und ich brauchte die Zange nur für das erste. Die
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