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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher REICH
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presste ihm den Lauf seiner Waffe an die Schläfe und drückte ab.
    Dann trat er einen Schritt zurück und zog eine Liste mit Namen aus der Tasche. »Wer von euch ist Abdullah Masri?«, rief er.
    Totenstille. Der Habicht nahm einen Mann mit spärlichem Bartwuchs ins Visier und schoss ihn kaltblütig nieder. Dann wiederholte er die Frage. Ein kräftig gebauter Mann trat aus einem Laden, in dem neben japanischen Fernsehern DVDs mit westlichen Filmen verkauft wurden.
    »Bist du Masri?«, fragte Haq.
    Der Mann nickte.
    Seelenruhig schob Haq eine neue Patrone in den Lauf seines Gewehrs. Dann hob er die Waffe, zielte auf den Kopf des Mannes und drückte ab.
    »Wer von euch ist Muhammad Fawzi?«
    Nacheinander ließ Haq alle Honoratioren des Dorfes vortreten und exekutierte sie. Er erschoss den Dorflehrer, den Besitzer des Lebensmittelgeschäfts, einen Homosexuellen und eine angebliche Ehebrecherin. Monatelang hatte er das Dorf sorgfältig ausspioniert und sich auf diesen Moment vorbereitet.
    Schließlich blieb nur noch eine Sache zu tun.
    Mit einem Satz sprang der Habicht auf den Beifahrersitz des Pick-ups und deutete auf ein großes weiß getünchtes Gebäude, in dem die Schule untergebracht war. Wie fast alle Häuser hier war es aus Lehm und Stein errichtet worden. Haqs Fahrer setzte den Wagen rückwärts vor eine Wand des Schulhauses. Ein zweiter Wagen stellte sich neben ihn. Auf das Signal des Anführers rammten beide Pick-ups mit dem Heck das Schulhaus, setzten vor und wieder zurück, so lange, bis die Wand in sich zusammenstürzte. Dann fuhren die Pick-ups zur nächsten Wand. Auf diese Weise machten sie die Schule dem Erdboden gleich.
    Anschließend suchten Haqs Männer aus den Trümmern alle Bücher, Hefte und Unterrichtsmaterialien zusammen, die sie finden konnten, und warfen sie auf einen Haufen. Haq holte einen Kanister aus dem Pick-up und übergoss alles mit Benzin.
    Als er den Haufen anzünden wollte, stürzte ein Junge aus der Menschenmenge nach vorn und rief verzweifelt: »Halt. Wenn ihr die Bücher verbrennt, können wir nicht mehr lernen.«
    Mit kaltem Blick musterte Haq den mutigen Jungen. Was sein Interesse weckte, waren nicht dessen beherzte Worte, sondern der Castverband an dessen linkem Arm. Soweit Haq informiert war, gab es im Dorf lediglich eine einfache Krankenstation. Verletzungen wie diese wurden überall im Land nur mit einem Gipsverband ruhiggestellt. Einen so modernen Glasfaserverband wie diesen hatte er in seinem ganzen Leben nur einmal zuvor gesehen. »Woher hast du den?«, fragte er den Jungen und legte ihm eine Hand auf den verletzten Arm.
    »Vom Heiler«, sagte der Junge.
    Haq wurde hellhörig. Von einem Heiler, der sich in diesem Teil Afghanistans aufhielt, wusste er nichts. »Wer ist dieser Heiler?«
    Der Junge wich seinem Blick aus.
    Mit eisernem Griff packte Haq ihn am Kinn. Seine scharfen Nägel hinterließen lange rote Kratzer auf der Wange des Jungen. »Wer ist er?«
    »Ein Kreuzritter«, meldete sich jemand aus der Menge zu Wort.
    Haq wandte sich aufgebracht um. »Ein Kreuzritter? Bei uns? Allein?«
    »Er hat einen Assistenten bei sich. Einen Hazara, der sich um seine Tasche mit Medikamenten kümmert.«
    »Ist dieser Heiler Amerikaner?«, wollte Haq wissen.
    »Er kommt aus dem Westen«, erwiderte ein anderer. »Er spricht Englisch und ein wenig Paschto. Wir haben ihn nicht gefragt, ob er Amerikaner ist. Er macht viele Leute gesund. Er hat das Magenleiden des Khan kuriert und das Knie meiner Kusine geheilt.«
    Haq ließ den Jungen los und stieß ihn unsanft von sich weg. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, aber es gelang ihm, seine Erregung hinter dem Wutausbruch zu verbergen. »Wo ist er jetzt?«
    Ein alter Mann deutete mit der Hand auf die Berge. »Da oben.«
    Nachdenklich betrachtete Haq die steilen Ausläufer des gewaltigen Hindukusch. Dann schleuderte er mit einem gezielten Wurf ein brennendes Feuerzeug auf die aufgetürmten Bücher, machte auf dem Absatz kehrt und ging unbeeindruckt von den auflodernden Flammen zurück zu seinem Wagen.
    »Fahr los«, wies er den Fahrer an. »In die Berge.«

2.
    Jonathan Ransom fuhr aus dem Schlaf hoch und wusste augenblicklich, dass etwas nicht stimmte.
    Er richtete sich kerzengerade auf seinem Schlafplatz auf, streifte den Schlafsack hinunter bis auf die Hüfte und lauschte. Von der anderen Seite des Raumes ertönte das laute Schnarchen seines Assistenten Hamid, der zusammengerollt in einer Ecke auf dem Boden lag. Durch die verriegelten
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