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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher REICH
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Dach seines Pick-ups. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen und jagte mit dem Wagen über das vor ihnen liegende Brachland. In nur wenigen Monaten, wenn der Mohn zum Leben erwachte, würde hier alles in voller Blüte stehen. Vergangenes Jahr waren auf diesen Feldern dreitausend Kilogramm Rohopium geerntet worden, mit einem Reingewinn von mehreren Millionen Dollar für die Bauern. Mehr als genug, um eintausend Männer bis an die Zähne zu bewaffnen.
    Das Dorf musste unbedingt in die Hand der Taliban fallen. Nicht so sehr aus religiösen, vielmehr aus ökonomischen Gründen.
    Ein Geschoss pfiff über Haqs Kopf hinweg, und einen Sekundenbruchteil später hörte er auch den Knall. Unbeeindruckt beobachtete er, wie die Männer im Dorf zu den Waffen griffen und sich hastig in Stellung brachten. Doch er erteilte seinen Kriegern noch immer nicht den Befehl, das Feuer zu erwidern.
    Sekunden später war die Steppe erfüllt vom Lärm unzähliger Schüsse. Bleisalven schossen durch die Luft wie ein aufgebrachter Schwarm Bienen. Ein Schuss durchschlug die Windschutzscheibe des Pick-ups, der neben Haq fuhr. Aus den Augenwinkeln sah Haq, wie das Blut des Fahrers auf die von Sprüngen übersäte Scheibe spritzte. Im nächsten Moment geriet der Wagen außer Kontrolle und fiel zurück.
    »Feuer«, befahl Haq seinen Männern über das Funkgerät.
    Die erste Granate landete mitten auf dem Dorfbazar. Eine Staubwolke schoss in den Himmel. Eine zweite Granate explodierte, gefolgt von einer dritten. Die bewaffneten Männer des Dorfes wussten nicht, auf was sie schießen sollten, und gaben nach und nach auf.
    Der Habicht beobachtete ihren Rückzug mit Genugtuung. Er hatte zwei Trupps südlich der Siedlung am Hang platziert, die das Dorf von hinten unter Beschuss nehmen sollten, während er mit seinen Männern von vorne angriff. Es handelte sich um ein klassisches Hammer-und-Amboss-Manöver aus dem Handbuch der Infanterie-Taktik der US-Army. Ironischerweise war ihm das Handbuch ausgerechnet in der Gefängnisbibliothek in die Hände gefallen. Er hatte sich den Text und die Illustrationen genauestens eingeprägt.
    Der Pick-up holperte über eine kleine Anhöhe. Dahinter tauchte das Dorf in voller Größe auf. Dort herrschte das blanke Chaos. Männer, Frauen und Kinder flohen in alle Richtungen und suchten vergeblich nach einem Versteck. Haq drehte sich zu dem Mann am Maschinengewehr um und tippte ihm leicht auf die Schulter. Wie auf Kommando feuerte der Mann eine Salve ab und gab damit den Schützen auf den anderen Wagen das Signal, den Dorfbewohnern mit gezieltem Beschuss den Fluchtweg abzuschneiden. Etliche der Fliehenden sanken blutüberströmt zu Boden. Die Wände von Läden und Häusern wurden durchsiebt und stürzten in sich zusammen. Aus einer der Hütten loderten Flammen.
    Mit einer Hand umklammerte Haq ein Remington-Scharfschützengewehr, das er in einem Kampf erbeutet hatte. Es war eine sehr präzise Waffe mit poliertem Ahornschaft. Auf dem Kolben waren die Worte »Barnes« und »USMC« eingraviert. Haq gab nur einen einzigen Schuss ab, aber mehr war auch nicht nötig. Als kleiner Junge hatte Haq Dickhornschafe in den zerklüfteten Bergen der nördlich gelegenen Provinz Kunar gejagt. Er war ein ausgezeichneter Schütze.
    Er erteilte dem Fahrer des Pick-ups den Befehl, langsamer zu fahren, und hob das Gewehr an die Schulter. Mithilfe des Zielfernrohrs suchte er nach einem geeigneten Opfer. Er entschied sich für einen jungen Mann, der mit einer Frau an der Hand in die Berge zu fliehen versuchte. Haq krümmte den Finger um den Abzug und drückte ab. Der junge Mann fiel zu Boden. Zufrieden signalisierte Haq dem Fahrer, dass er aufs Gas drücken solle. Der Pick-up jagte über eine letzte Anhöhe und erreichte schließlich das Dorf.
    Todesmutig stellte sich ein älterer Mullah dem Wagen in den Weg. Mit wild fuchtelnden Armen rief er: »Halt.«
    Haqs Fahrer brachte den Wagen neben dem alten Mann zum Stehen. Der Habicht sprang von der Ladefläche und verkündete mit lauter Stimme: »Dieses Dorf untersteht ab sofort meinem Befehl. Alle hier werden widerstandslos den Anweisungen von Abdul Haq und des Haq-Clans Folge leisten.«
    Der alte Mann nickte zerknirscht. Tränen liefen ihm über die zerfurchten Wangen. »Ich ergebe mich.«
    Haq hob den Arm. »Feuer einstellen!«
    Er wartete, bis seine Soldaten die Bewohner an einem Brunnen in der Mitte des Dorfplatzes zusammengetrieben hatten. Als alle versammelt waren, zwang er den Alten auf die Knie,
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