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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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»Ich würde sagen, viel Zeit haben Sie nicht mehr zu
verlieren .«
    »Nein, Ma’am.« Mit einem
glasigen Blick in den Augen, wich er rückwärts auf einen Sessel zu, verfehlte
ihn um Haaresbreite, so daß er schmerzlich gegen die Wand prallte, und tastete
sich dann wie ein Blinder seinen Weg bis zur Tür. Nach einer Weile des
Herumfummelns fand er die Klinke und verließ, noch immer rücklings, das
Appartement, den Blick unentwegt auf Charity Sumner
gerichtet.
    »Veranstalten Sie für das
gesamte Hauspersonal Striptease-Vorführungen ?« fragte
ich sie, nachdem sich die Tür endgültig und zögernd hinter dem Zimmerkellner
geschlossen hatte.
    »Das läßt mich so oder so
kalt«, sagte sie mit gleichgültiger Stimme. »Die Ansicht, daß ein Mädchen in
Ohnmacht fallen muß, wenn ein Kerl zufällig zusieht, wie sie ihren
Strumpfhalter zurechtzieht, ist ein bißchen altmodisch. Meinen Sie nicht auch ?« Sie nahm den zunächst stehenden Alexander vom Tablett und
nippte anerkennend daran. »Sie können sich Ihren Whisky bestimmt selber
eingießen, Lieutenant .«
    Ich stand vorsichtig auf und
ging noch vorsichtiger zu dem Kaffeetischchen. Es war nicht mehr allzu schlimm —
in zwei Jahren würde ich wahrscheinlich die Schmerzen nicht einmal mehr
bemerken. Ich schenkte mir ein gewaltiges Glas Whisky ein und nahm es mit zu
meinem Sessel. Charity setzte sich mir mit
übereinandergeschlagenen Beinen gegenüber, und ich wußte in diesem Augenblick,
daß mich diese goldenen Beine für den Rest meines Lebens durch alle meine
Wachträume verfolgen würden. Ich senkte den Flüssigkeitsspiegel in meinem Glas
mit einem Schluck um ein paar Zentimeter und spürte, wie die sanfte Wärme des
ausgezeichneten Scotch in sämtlichen einschlägigen
inneren Organen Behagen verbreitete.
    »Fühlen Sie sich jetzt etwas
besser, Lieutenant ?« fragte Charity .
»Was kommt eigentlich hinter >Lieutenant< ?«
    »Wheeler«, sagte ich. »Al
Wheeler.«
    Ihre Unterlippe schob sich vor.
»Sie sind der, der bei uns zu Hause war .«
    »Stimmt«, sagte ich und nickte.
»Ich nehme an, es war Bruder Crispins Einfall, daß Sie mir aus dem Weg gehen
sollten, nicht ?«
    »Natürlich«, sagte sie und
nickte. »Diese gewaltigen Schlagzeilen heute morgen haben ihn so nervös gemacht, daß er es für
keinen guten Gedanken hielt, mich und die Vertreter des Gesetzes zusammenkommen
zu lassen. Aus igendeinem idiotischen Grund glaubt
er, ich würde einen schlechten Eindruck oder so was machen .«
    »Ich kann seine Gefühle
verstehen«, sagte ich. »War Tino krank, mußte er die ganze Zeit über im Bett
bleiben ?«
    Ihr Gesicht war betont
ausdruckslos. »Wer ist Tino ?«
    »Der Gast, der geköpft wurde«,
brummte ich. »Der, den Emily Carlew in Ihrem
Schlafzimmer sah — der, mit dem Sie sprachen — der, den Sie Tino nannten .«
    »Arme, alte Emily.« Sie
schüttelte langsam den Kopf. »Ihre Phantasie muß gegen das Ende zu mit ihr
durchgegangen sein .«
    »Man erfindet einem Geistlichen
gegenüber keine Geständnisse auf dem Totenbett«, knurrte ich. »Man erfindet
auch keine unterschriebenen Geständnisse .«
    Charity gähnte nachdrücklich. »Nun,
wenn Sie mir nicht glauben, Al, müssen Sie eben mit unseren Rechtsanwälten
reden .«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und widerstand der Versuchung, gleichzeitig unter Charity Sumner ein Feuer zu entfachen. »Mit Samthandschuhen anfassen«, hatte mir Lavers befohlen, und zum zweitenmal ,
beim zweiten Mitglied der Familie Sumner, wollte mir das durchaus nicht
gelingen. Ihre Rechtsanwälte würden über diese Aussage vor Gericht nur lachen,
und die Sumners wußten das auch.
    Sie betrachtete mit einem
spöttischen Schimmer in den Augen mein Gesicht. »Ich kann Ihnen Namen und
Telefonnummer der Anwälte geben, wenn Sie wollen, Al«, schlug sie in
unschuldigem Ton vor.
    »Sparen Sie sich die Mühe«,
sagte ich schroff. »Wie lange wollen Sie hier noch unter falschem Namen bleiben ?«
    »Nachdem Sie mich nun bereits
gefunden haben, ist es eigentlich sinnlos, überhaupt noch hierzubleiben .« Sie blickte mich nachdenklich an. »Aber wenn ich schon
hier bin, kann ich ebensogut noch ein paar Tage
bleiben. Sie haben doch meinen Bruder kennengelernt ?«
    »Allerdings«, bestätigte ich.
    »Dann wissen Sie ja, was für
ein Abfallprodukt das ist«, sagte sie beiläufig. »Und seine Frau ist auch nicht
viel besser. Sie mußte ihn wegen seines Geldes heiraten — etwas anderes hat er
nicht zu bieten — , und das würde mich nicht
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