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Geschmiedet im Feuer

Geschmiedet im Feuer

Titel: Geschmiedet im Feuer
Autoren: Trish McCallan
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Autofahren.«
    »Es geht mir gut.« Mühsam setzte sie sich aufrecht hin.
    Der Fremde, der mit ihr sprach, war Mitte bis Ende dreißig, groß und dünn, hatte jedoch einen erstaunlich breiten Rücken. Die braunen Augen hinter seiner Brille sahen sie gütig und voller männlichem Wohlgefallen an.
    »Sie sehen aber nicht so aus. Sie wirken eher, als würden Sie gleich in Ohnmacht fallen.« Er setzte sich neben sie und stellte einen Laptopkoffer zu seinen Füßen ab. »Russ Branson«, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.
    Sie nahm sie. »Beth Brown.«
    »Tja, Beth Brown, welchen Flug haben Sie gebucht?«
    »PacAtlantic 2077 nach Hawaii.« Das war nicht wirklich gelogen, schließlich hatte sie ja einen Boarding Pass.
    »Zu schade.« Man sah seinen braunen Augen an, dass er es aufrichtig bedauerte. »Ich fliege in die Twin Cities. Minneapolis.«
    Gegenüber stapelten sich vor einer Bank mehrere Reisetaschen. Ein Teenager mit dunkelblondem Haar, zerrissenen Jeans und einem roten Kapuzensweatshirt lungerte auf der blauen Plastikbank herum.
    Dieses Mal war der Schock kein heißer, lauter Ansturm, sondern eiskalt und durchbohrend.
    Das Knattern eines Maschinengewehrs. Dieser blonde Schopf wird nach hinten gerissen und sieht vor der dunkelblauen Kopfstütze kreidebleich aus, bevor er explodiert und Blut, Gehirnmasse und Knochen durch die Luft fliegen.
    Er hatte auf Platz J32 gesessen. Direkt vor Zane Winters.
    »Wie lange noch, Mommy?«
    Sie drehte den Kopf in Richtung der kindlichen Stimme.
    Eine Frau mittleren Alters hastete an ihr vorbei und hielt ein Kind an der Hand. Das Mädchen mochte fünf oder sechs sein. Ihr Haar war zu zwei unordentlichen Pferdeschwänzen gebunden und sie drückte eine gelbe Plüschente an das gestickte Herz auf ihrem rosafarbenen Sweatshirt.
    »Nur noch ein Flug, Schatz, dann sind wir zu Hause. Daddy wartet schon auf uns.«
    Ein kleines Mädchen schreit mit weit aufgerissenem Mund. Es drückt eine Ente voller roter Flecken an die Brust.
    »Hey, vielleicht sollten Sie sich lieber hinlegen. Sie sind ja kreidebleich«, meinte ihr guter Samariter.
    Beth hörte ihn kaum. Ihr Blick wanderte wieder zu dem größten der drei Männer an der Wand. In ihrem Traum hatte Zane Winters schon einschüchternd gewirkt, aber in der Realität war das Gefühl noch viel stärker. Sein Gesicht sah aus wie aus Stein gemeißelt. Seine ausgewaschene Jeans und das verblasste blaue T-Shirt konnten seine schlanke, kraftvolle, muskulöse Gestalt nicht verbergen. Er war ein Krieger. Das konnte sie an seinem unnachgiebigen Gesichtsausdruck, seinem wachsamen Blick und seinem durchtrainierten Körper erkennen.
    So ein Mann würde wohl kaum an übersinnliche Wahrnehmungen, Vorahnungen oder verrückte Frauen, die von ominösen Visionen plapperten, glauben.
    Sie holte mühsam Luft. Die Passagiere waren real. Sie waren alle hier.
    Die Entführer in ihrem Traum waren blond und vergnügt gewesen, nur um sich kurz nach dem Abflug in kaltblütige Killer zu verwandeln.
    Sie sah sich in dem überfüllten Raum um, konnte sie in der Menschenmenge jedoch nicht ausmachen. Nachdem sie sich ein zweites Mal vergewissert hatte, atmete sie erleichtert aus. Offenbar waren sie noch nicht hier.
    »Wann geht Ihr Flug?«, erkundigte sich ihr guter Samariter.
    Sie sah auf die Uhr hinter dem Ticketschalter. »In eineinhalb Stunden.«
    Neunzig Minuten, um jemanden davon zu überzeugen, ihr zu glauben und eine Flugzeugentführung zu verhindern.
    »Möchten Sie etwas essen?«
    »Tut mir leid, aber mir ist momentan nicht nach Essen zumute.«
    Zu jeder anderen Zeit hätte Beth das Angebot dankend angenommen. Er entsprach genau der Art Mann, auf die sie abfuhr. Sanft, ein bisschen nerdig – jemand, in dessen Gegenwart sie sich wohlfühlte.
    Er erinnerte sie an Todd. Erneut sah sie zu den drei Kriegern an der Wand hinüber. Falsch, zu den zwei Kriegern. Der dritte Mann, der andere schlanke, dunkle und gefährlich aussehende Typ, war verschwunden. Ihr Blick ruhte auf Zane Winters’ Gesicht und sie bezweifelte, dass sie sich bei ihm wohlfühlen könnte.
    Ihr guter Samariter bemerkte ihren Blick und stand auf.
    »Verstehe«, meinte er, während seine Augen kälter wurden.
    »Tut mir leid.«
    Mit einem Achselzucken ging er davon.
    Erneut sah sie zu den beiden Männern hinüber. Sie brauchte einen Plan. Wenn sie hier nur herumsaß, erreichte sie gar nichts. Aber was genau sollte sie tun?
    Sie konnte zurück zur Sicherheitsschleuse gehen, einen der
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