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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum
Autoren: Larry Niven
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Hülle des Schiffes, wie die Brandung des Meeres auf einen Felsen lospeitscht, bis er zu Sand zermahlen ist. Wie lange konnte die Kabine diesem Druck noch Widerstand leisten?
    Wenn tatsächlich ein defektes Teil uns hier auf dem Grund der Hölle festhielt, wie konnte es dann meiner Aufmerksamkeit entgangen sein? Vielleicht war es schadhaft geworden, ohne eine sichtbare Spur auf der Hülle oder den Tragflächen zu hinterlassen. Aber war das überhaupt möglich?
    Nach zwei weiteren Zigaretten stand ich auf und holte die Eimer aus dem Schrank. Sie waren jetzt leer. Die Bodenproben des fremden Planeten waren sicher verwahrt. Ich füllte die Eimer mit Wasser und stellte sie in das Kühlaggregat. Ich stellte den Regler auf 40 Grad absoluter Temperatur, schaltete das Licht wieder ab und legte mich ins Bett.
    Der Morgen auf der Venus war dunkler, als es in der Lunge eines Kettenrauchers sein kann. Was die Venus wirklich braucht, überlegte ich in meiner philosophischen Viertelstunde nach dem Aufwachen, ist eine Verdünnung ihrer Atmosphäre. Wenn sie neunundneunzig Prozent ihrer Lufthülle verlieren würde, blieb ihr immer noch etwas mehr als die Hälfte der Lufthülle, wie sie die Erde besitzt. Schließlich mußte man die Größe der Venus berücksichtigen. Dann würde sich der Treibhaus-Effekt so sehr reduzieren, daß die Temperatur auf der Venus für die Entwicklung organischen Lebens positiv wäre. Wenn man dann noch die Schwerkraft der Venus ein paar Wochen lang fast bis auf Null herabsetzte, würde alles andere sich von selbst regeln.
    Das ganze verdammte Universum wartete nur darauf, daß wir die Antischwerkraft entdeckten.
    »Guten Morgen«, sagte Eric, »ist dir inzwischen etwas eingefallen?«
    »Ja.« Ich rollte mich aus dem Bett. »Nun frage mir nur keine Löcher in den Bauch. Ich werde alles erklären, wenn ich meine Überlegungen in die Tat umsetze.«
    »Kein Frühstück?«
    »Noch nicht.«
    Ich legte jetzt Stück für Stück meine Rüstung wieder an wie ein Ritter von König Artus’ Tafelrunde und holte die Eimer aus dem Kühlschrank, nachdem ich meine Handschuhe festgeschraubt hatte. Das Eis war unverschämt kalt, nur ein paar Grad über dem absoluten Nullpunkt. »Hier habe ich zwei Eimer«, sagte ich und hob sie hoch, »die mit ganz gewöhnlichem Eis gefüllt sind. Laß mich jetzt bitte ins Freie.«
    »Ich sollte dich eigentlich hierbehalten, bis du mir alles erklärst«, brummelte Eric. Aber die Schleuse öffnete sich trotzdem, und ich kletterte hinaus auf die Tragfläche. Ich schraubte den Deckel der Kontrollstelle Nummer zwei auf der rechten Tragfläche auf und öffnete dann den Mund:
    »Eric, überlege mal, was für Tests mit einem bemannten Raumschiff durchgeführt werden, ehe die Mannschaft das Lifesystem betreten darf. Jedes Teil wird einzeln geprüft und dann in Zusammenarbeit mit anderen Teilen. Doch wenn jetzt ein Teil nicht mehr arbeitet, ist es entweder beschädigt oder es wurde nicht richtig getestet. Habe ich recht?«
    »Das ist logisch.« Seine Stimme klang vollkommen neutral.
    »Wir haben keinen Schaden entdecken können. Die Schiffshülle ist unversehrt. Ich glaube an keinen Zufall, der beide Rammjets im gleichen Zeitpunkt ausfallen läßt. Also muß etwas nicht richtig getestet worden sein.«
    Ich hatte jetzt die Klappe der Kontrollstelle geöffnet. Das Eis kochte an den Stellen, wo es mit der gläsernen Oberfläche des Eimers in Berührung kam. Die blauen Eisklumpen bekamen Sprünge und Risse. Der Druck, der in ihnen herrschte, sprengte die Hülle. Ich kippte einen Eimer voll Eis über dem verwirrenden Labyrinth aus Drähten, Kontaktstellen und Relais aus. Das Eis zerbarst in kleine Stücke, verteilte sich so, daß ich den Deckel wieder verschließen konnte.
    »Deshalb überlegte ich mir in der vergangenen Nacht, was man bei der Überprüfung des Schiffes übersehen haben konnte. Jedes Teil des Schiffes war natürlich in der Hitze- und Druckkammer gewesen, um es unter venusähnlichen Bedingungen zu testen. Aber das Schiff als Ganzes konnte unmöglich in der Druckkammer gewesen sein. Dafür ist es zu groß.« Ich ging um das Schiff herum zur linken Tragfläche und öffnete den Deckel von Kontrollstelle Nummer drei in der Schwanzflosse. Mein Eis hatte sich inzwischen in eine kalte Wasserbrühe verwandelt, in der noch einzelne Kristallstückchen herumschwammen. Ich kippte das Zeug über Drähte und Anschlüsse aus und verschloß den Deckel.
    »Ich überlegte, daß entweder die Hitze oder der
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