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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens
Autoren: Heinrich August Winkler
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reine Nationalstaaten, manche sogar eindeutig Nationalitätenstaaten waren, lag in dieser Rezeption westlichen, im konkreten Fall französischen, Gedankenguts der Keim schwerer Konflikte.
    Ein Novum unter den politischen Systemen der Zwischenkriegszeit waren die Diktaturen neuen Typs: die totalitären Regime. Der vieldiskutierte Begriff «totalitär» zielt auf Staaten, in denen die Monopolisierung der Macht und der Grad der Repression weit über das «Normalmaß» konventioneller Diktaturen, beispielsweise offener oder verdeckter Militärdiktaturen, hinausgeht. Neu war an den totalitären Regimen vor allem der Anspruch auf den ganzen Menschen und die Ausrichtung der Politik auf das Ziel, einen neuen Menschen hervorzubringen. Bei allem, was sie trennte, waren sich die von Lenin, Mussolini und Hitler errichteten Diktaturen in diesem Punkt sehr ähnlich. Die westlichen Demokratien sahen im russischen Bolschewismus eine sehr viel größere Bedrohung als in dem 1922 in Italien an die Macht gelangten Faschismus, dem konservative Politiker und liberale Publizisten sogar lange Zeit beträchtliche Sympathien entgegenbrachten. Es bedurfte der Erfahrung eines sehr viel radikaleren, aggressiveren und «totalitäreren» faschistischen Regimes, des deutschen Nationalsozialismus, um die angelsächsischen Mächte zu einer Revision ihres Verhältnisses zur Vormacht des Kommunismus, der Sowjetunion, und schließlich zu einem Bündnis mit ihr zu bewegen.
    Am Ende des vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges stand die Herausbildung jener «bipolaren» Welt, die der Zeit nach 1945 ihren Stempel aufdrückte. Deutschland bezahlte seinen zweiten Griff nach der Hegemonie über Europa mit der bedingungslosen Kapitulation, dem Verlust eines Viertels seines Vorkriegsterritoriums und der Besetzung des gesamten Staatsgebiets durch die Alliierten. Die größten europäischen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich waren durch den Krieg so nachhaltig geschwächt, daß sie den fortschreitenden Verlust ihrer Überseereiche nicht mehr verhindern konnten. Hatte der erste der beiden Weltkriege eine Partikularisierung der europäischen Staatenwelt bewirkt, so hatte der zweite ihre Polarisierung zur Folge: Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion waren die Führungsmächte der Blöcke, die seit 1947 einen «Kalten Krieg» gegeneinander führten.
    Der Geschichte des Westens in der Zeit nach 1945 möchte ich mich in einem weiteren Band zuwenden. Dafür, daß ich zwei Jahre nach dem ersten nunmehr den zweiten Band dieser Geschichte vorlegen kann, habe ich vielen zu danken: der Robert Bosch Stiftung, der Hans Ringier Stiftung und der ZEIT Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die mein Projekt seit 2007 gefördert haben; der Humboldt-Universität zu Berlin, die mir einen Raum samt dem technischen Gerät zur Verfügung gestellt hat; meiner langjährigen Mitarbeiterin Monika Roßteuscher M. A. und meinen studentischen Mitarbeiter(inne)n Angela Abmeier M. A., Sarah Bianchi, Felix Bohr und Rahel Marie Vogel, ohne deren unermüdliche Hilfe ich dieses Buch nicht hätte schreiben können. Frau Gretchen Klein, Frau Monika Roßteuscher und Herrn Felix Bohr danke ich dafür, daß sie mein handschriftliches Manuskript mit großer Sorgfalt in eine druckfertige Vorlage verwandelt haben.
    Der Cheflektor des Verlages C.H.Beck, Herr Dr. Detlef Felken, hat das Manuskript des zweiten Bandes der «Geschichte des Westens» mit derselben gleichbleibenden Aufmerksamkeit gelesen wie zuvor das des ersten. Bei den Korrektur- und Registerarbeiten waren Frau Janna Rösch, Frau Tabea Spieß und Herr Alexander Goller eine große Hilfe. Ihnen allen danke ich herzlich für ihre Mühe. Dem letzten Dank gebührt eigentlich die erste Stelle: Mit meiner Frau konnte ich kontinuierlich alle Fragen erörtern, die mich während der Arbeit an diesem Band beschäftigten. Ihr Rat, ihre Ermunterung und ihre Kritik sind auch in dieses Buch eingeflossen. Deshalb ist es ihr gewidmet.
Berlin, im März 2011
Heinrich August Winkler

1.
Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts:
Der Erste Weltkrieg
Schlachten und Kriegsverbrechen:
Das militärische Geschehen 1914–1916
    Kurz würde der Krieg sein und mit einem Sieg des eigenen Landes enden: In dieser Erwartung waren sich die Menschen einig, die im August 1914 in Berlin, Wien, Paris, London oder St. Petersburg den ins Feld ziehenden Soldaten zujubelten. Wenige Monate reichten aus, um in allen kriegführenden
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