Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
Vom Netzwerk:
Hand gehen. Außerdem bin ich müde. Vielleicht finden wir am nächsten Wochenende etwas Zeit, uns zu treffen.“ Er grinste Westreich diabolisch an. „Dann können wir euch unsere Urlaubsfotos zeigen.“
    Als Gehring das verlegene Gesicht seines Nachbarn sah, winkte er ab. „Keine Angst. Ich habe kaum fotografiert. Vor allem nicht, um die Bilder herumzuzeigen.“
    „Scherzkeks“, schnarrte es Gehring ins Ohr, und Westreich musterte seinen Nachbarn grimmig.
    Der Schalk blitzte Gehring aus den Augen, er klopfte dem Nachbarn freundschaftlich auf die Schulter und wandte sich zur Tür.
    „Also, dann mal bis dann.“
    „Ja, bis dann.“

    Martina Gehring schüttelte den Kopf.
    „Nein, keine Ahnung, wo das herkommt. Mach’s doch einfach mal auf.“ Auch sie wunderte sich über das mysteriöse Päckchen, machte sich aber weitaus weniger Gedanken darüber als ihr von kriminalistischer Logik durchdrungener Mann.
    Ein warmer Sonnenstrahl fiel durch das Küchenfenster. Gehring blinzelte kurz, schenkte dem Paket auf dem Küchentisch einen weiteren misstrauischen Blick und trat näher zu seiner Frau. Er nahm sie in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    „Ich schau mal in den Garten, was sich da so alles getan hat in den letzten vier Wochen“, flüsterte er ihr schließlich ins Ohr.
    „Fein. Ich will nur die erste Maschine mit der dunklen Wäsche einräumen. Dann komme ich auch zur Gartenbesichtigung.“
    „Äh … ja, ja, mach das. Bis gleich“, tönte es Martina Gehring matt, aber auch etwas nervös ans Ohr.
    Sie wurde aufmerksam, hob die Augenbrauen. Diesen Ton kannte sie doch. Irgendwas arbeitete in ihrem Mann. Sie musterte das Paket. Als sie den Kopf wieder hob, begegneten sich ihre Blicke. Gehring wirkte ein wenig verlegen.
    „Ich, äh, ja dann … bis gleich“, druckste er unbeholfen herum. Er griff sich das Paket, zog ein kleines scharfes Messerchen aus der Küchenschublade und verließ die Wohnung.
    Martina grinste ihm hinterher. Einmal Polizist, immer Polizist. Sie gönnte ihm sein kleines Rätsel und beschloss, ihm ein wenig Zeit dafür zu lassen.
    Das Wetter sah gut aus. Gehring holte zwei Gartenstühle aus dem Schuppen. Er stellte das kleine, mit blauem Mosaik belegte Tischchen dazu und nahm auf einem der Stühle Platz. Sein schöner Garten interessierte ihn zwar sehr, doch jetzt gab es da dieses Paket.
    Plötzlich verstand er, was er vermisste, seit ein paar Monaten schon. Es fühlte sich an wie ein Entzug, zuerst in einer milden Form, dann immer stärker werdend, immer fordernder. Im Urlaub waren die Symptome zwar fast vollständig vergangen, doch schon im Flugzeug, auf der Rückreise, hatte ihn wieder diese Unruhe erfasst.
    Er musste jedoch zugeben, dass es sehr angenehm war, nicht mehr täglich ins Präsidium fahren zu müssen. Und sowohl auf den Stress als auch auf die gelegentliche langweilige Routine des Berufslebens konnte er gut und gerne verzichten.
    Doch Gehring löste gerne Rätsel. Aus diesem Grund hatte ihm sein Beruf immer Spaß gemacht. Seine Sucht, harte Nüsse zu knacken, war jedoch weder mit Kreuzworträtseln noch mit anderen handelsüblichen Denksportaufgaben zu befriedigen. Keinesfalls bevorzugte er Mord und Totschlag oder ähnliche Verbrechen als Mittel zum Zeitvertreib. Die damit verbundene Logik jedoch, die er durchaus zu durchschauen imstande war, so schräg sie auch bisweilen daherkam, hatte ihn immer fasziniert. Und genau das hatte einen guten Polizisten aus ihm gemacht.
    Der stattliche Geldbetrag und das kleine Haus, das seine Frau im letzten Jahr von ihren Eltern geerbt hatte, ermöglichten dem Ehepaar Gehring nun ein bescheidenes Privatisieren. Vor ein paar Monaten hatte Gehring dem Drängen Martinas endlich nachgegeben und seinen Beruf bei der Frankfurter Kriminalpolizei an den Nagel gehängt.
    Und nun dieses Paket.
    Er wusste nicht, wo diese Unruhe herkam, wenn er die Postsendung anschaute. Es war doch nur ein Paket. Wahrscheinlich, ganz sicher sogar, würde er sich an die Stirn fassen, wenn er die Sendung geöffnet hatte. Und sich erinnern. Bestimmt war dieses vermeintliche Rätsel gar keines. Und trotzdem – da war diese Nervosität. Warum erwähnte jemand seinen ehemaligen Dienstgrad auf dem Adressetikett? Das war doch eher unüblich.
    Er drehte das Paket in den Händen, betrachtete es von allen Seiten. Handelsübliches Packpapier umhüllte den Karton. Normales braunes Kunststoffklebeband hielt das Ganze zusammen. Er schüttelte es vorsichtig und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher