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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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in einem der örtlichen Hotels übernachten. Doch dann hatte sich Karlo durchgesetzt. Er wollte schon lange mal wieder mit seiner Freundin alleine sein, möglicherweise ein wenig wandern, die schöne Gegend und die gute Luft genießen. Gut essen und sich vielleicht ein bisschen öfter als üblich näherkommen.
    Die letzte Zeit war nämlich zu Karlos Leidwesen mit seiner Freundin im Bett nicht allzu viel gelaufen. Irgendetwas stimmte nicht mit Jeannette. Doch immer, wenn er die Sprache darauf brachte, machte seine Freundin dicht und verschloss sich ohne jede Begründung. Danach war manchmal tagelang nicht mehr mit ihr auszukommen. Und so hatte er, in bester Absicht, in einem kleinen Hotel vor der Hochrhön ein hübsches Zimmer für eine Woche gebucht.
    Zuerst schien es zu wirken. Bereits nach dem zweiten Tag zeigte sich Jeannette wie verwandelt. Fast schon hatte sie wie früher gewirkt.
    Doch eben nur fast.
    Und prompt war es der völlig falsche Zeitpunkt gewesen, an dem Karlo versucht hatte, sich an das heikle Thema heranzutasten.
    Karlo nippte an seinem Cappuccino und seufzte. Er konnte sich noch fast wörtlich an die Diskussion erinnern. Er wusste bis heute überhaupt nicht, was sie gemeint hatte, als sie ihm an den Kopf schleuderte, er könne die Wahrheit nicht vertragen.
    „Wenn du da nicht selbst draufkommst, kann ich dir auch nicht helfen!“, hatte sie ihn auf seine Nachfrage hin noch angeblafft.
    „Die Wahrheit. Was ist schon die Wahrheit?“, hatte Karlo darauf nicht minder heftig reagiert. „Die Wahrheit ist doch für jeden etwas anderes. Für einen, der Hunger hat, ist die Wahrheit eben ein Schweinsbraten mit Klößen!“
    Dieser durchaus philosophische Ansatz war nicht von der Hand zu weisen. Doch andererseits, und nicht ganz zu Unrecht, war er für Jeannette an diesem Tag etwas zu unpassend geraten.
    „Du wagst es, mich mit einem Schweinebraten zu vergleichen?“, hatte sie gebrüllt.
    Karlos Versuch, seine unglückliche Formulierung etwas abzumildern, ging ebenfalls in die Hose. Er hatte dummerweise an Jeannettes Gefühle appelliert.
    „Erzähl du mir bloß was von Gefühlen“, war ihre entrüstete Antwort gewesen. „Du hast sowieso nur das eine im Kopf. Wenn sich überhaupt jemand mit Gefühlen auskennt, dann sind das doch wohl wir Frauen!“
    „Aber klar, natürlich kennst du dich mit Gefühlen aus“, war ihm zum Schluss in seiner Wut herausgerutscht, „vor allem, wie man sie verletzt!“
    Daraufhin hatte Jeannette ihre Reisetasche gepackt und Hals über Kopf das schöne Rhöner Hotel verlassen.
    Als Jeannette am gleichen Abend, die Reisetasche in der rechten Hand, einen Ausdruck des Bedauerns im Gesicht, wieder ins Hotelzimmer zurückgekehrt war, wäre Karlo normalerweise hocherfreut gewesen.
    Doch leider, leider war Karlo, auf dem Sofa sitzend, gerade im Begriff, Elvira, einem der im Hotel angestellten Zimmermädchen, die Bluse aufzuknöpfen.
    Wie schon angedeutet: Es war eigentlich noch nichts passiert. Und dabei sollte es auch bleiben.
    Außer, dass Karlo an diesem Abend noch die Schlüssel zu Jeannettes Wohnung zurückgab. Zurückgeben musste. Und dass er nun wieder im Clubheim des Motorradclubs, einem Häuschen in einem Oberräder Gartengelände, campierte.
    Seine Freunde vom Club waren nicht gerade begeistert, doch sie wollten ihren Freund Karlo auch nicht auf der Straße übernachten lassen.
    „Darf ich Ihnen noch etwas bringen?“
    Die Bedienung riss Karlo aus seinen trüben Gedanken. Irritiert schaute er auf.
    „Bringen? Äh, ja doch. Bringen Sie mir bitte einen – einen Schnaps.“
    „Was für einen Schnaps?“
    „Was hätten Sie denn zu bieten?“
    „Vielleicht einen Sambuca?“
    „Ja, meinetwegen, einen Sambuca, die Hauptsache es brennt und macht schwindelig“, verlangte Karlo gleichgültig, „aber einen doppelten. Nein, halt, warten Sie – einen dreifachen, bitte!“
    „Na, denn mal Prost“, drang es Karlo unvermittelt und leicht spöttisch ans Ohr. Überrascht hob er den Kopf und schaute seinem Freund und sporadischen Arbeitgeber Herbert Reinfeld in die Augen. „Mein lieber Mann, das sieht aber schwer nach Druckbetankung aus“, verlieh Reinfeld seiner spöttischen Ironie Nachdruck. Dann legte er nach: „Trinkst du, um zu vergessen, oder willst du nur nicht vergessen zu trinken?“
    Karlo grüßte den Mann, der mit einem ironischen Grinsen im Gesicht vor seinem Tisch stand. „Hallo, Herbert. Was machst du um diese Zeit hier? Setz dich, trink einen Kaffee mit
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