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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Wein mit ihm zu trinken, und es gelang mir beim besten Willen nicht, den lebenslustigen Mann davon zu überzeugen, dass Sternenfahrer keinen Tropfen Alkohol trinken. Am nächsten Morgen kam ein Transporter, um die Rakete zu holen. Der »eiserne Tschen« schimpfte mich später fürchterlich aus, weil ich mich nicht hinauskatapultiert hatte … Oder der Diplomflug mit einer Spu-16 Erde–Mond. Dabei versuchte ein Mitglied der Prüfungskommission, uns aus dem Konzept zu bringen, und rief, nachdem er die Einweisung gegeben hatte, mit markerschütternder Stimme: »Asteroid dritter Größe von rechts! Annäherungsgeschwindigkeit zweiundzwanzig!« Wir waren sechs Prüflinge, und er ging uns fürchterlich auf die Nerven. Nur Jan, der Gruppenälteste, bemühte sich, uns davon zu überzeugen, dass man den Menschen ihre kleinen Schwächen verzeihen müsse. Dagegen hatten wir im Prinzip nichts einzuwenden, mochten aber seine Schwächen trotzdem nicht entschuldigen. Anfangs hielten wir den Flug für völlig problemlos, und so erschrak auch niemand, als das Raumschiff plötzlich mit vierfacher Überbelastung in einer furchtbaren Spirale in die Tiefe stürzte. Als wir in den Steuerraum kamen, hing der Mann von der Kommission in seinem Sessel, als hätte ihn die Überbelastung das Leben gekostet. Wir fingen das Schiff ab und brachten es wieder auf Kurs. Da zwinkerte uns der Prüfer mit einem Auge zu und sagte: »Gut gemacht, Interplanetarier!« Im selben Augenblick hatten wir ihm seine Schwächen verziehen, denn bis dahin hatte uns noch niemand außer unseren Müttern und Mädchen Interplanetarier genannt (und dabei sagten sie immer: »Mein lieber Interplanetarier …«, und machten ein Gesicht dabei, als liefe ihnen ein eisiger Schauer über den Rücken).
    Die »Tachmasib« schlingerte auf einmal so heftig, dass Shilin stürzte und mit dem Hinterkopf gegen die Stellage schlug.
    »Verdammt!«, wetterte Jurkowski. »Klarer Fall, da stimmt was nicht! Wenn das Schiff so erschüttert wird, können wir nicht arbeiten!«
    »Na ja …« Dauge hielt die Hand ans rechte Auge. »Was ist das hier schon für eine Arbeit.«
    Anscheinend kreuzten immer mehr große Meteoriten den Kurs des Raumschiffs, und die hektischen Kommandos der Meteoritenabwehrlokatoren an den Autopiloten warfen das Schiff immer häufiger von einer Seite zur anderen.
    »Ist das etwa ein Schwarm?«, fragte Jurkowski, an die Griffe seines Periskops geklammert. »Arme Waretschka! Sie verträgt Erschütterungen so schlecht.«
    »Dann hätte sie zu Hause bleiben sollen«, meinte Dauge böse. Sein rechtes Auge schwoll an, er betastete es und schimpfte auf Lettisch vor sich hin. Er kauerte nun nicht mehr, sondern lag auf dem Fußboden und hatte die Beine gespreizt, um festeren Halt zu bekommen.
    Shilin hielt sich an der Ladekammer und der Stellage fest. Ganz plötzlich sackte ihm der Boden unter den Füßen weg, dann schnellte er mit einem Ruck, dass die Fersen schmerzten, wieder hoch. Dauge ächzte, Shilin knickte in den Knien ein. Heiser krächzte Bykow im Lautsprecher: »Bordingenieur Shilin, in die Steuerzentrale! Alle Passagiere in die Druckkammern!«
    Shilin trabte taumelnd zur Tür. Hinter ihm sagte Dauge: »Was denn – in die Druckkammern?«
    »Himmeldonnerwetter!«, fluchte Jurkowski.
    Scheppernd rollte etwas über den Boden. Shilin stürmte auf den Korridor hinaus. Das Abenteuer hatte begonnen.
    Das Raumschiff schaukelte unaufhörlich wie ein Holzspan auf den Wellen. Shilin rannte durch den Korridor und dachte: Der da ist vorbei, und der ist auch vorbei, an der Bordwand abgerutscht … Und der auch … Kein Volltreffer! Da zerbarst etwas hinter ihm und fing an zu zischen und zu fauchen. Er warf sich rücklings gegen die Wand und drehte sich um. Im leeren Korridor ballte sich, zehn Schritt von ihm entfernt, eine dichte weiße Dampfwolke, als wäre dort ein Ballon mit flüssigem Helium geplatzt. Das Zischen verstummte bald, und durch den Korridor zog eisige Kälte.
    »Treffer!« Fluchend riss sich Shilin von der Wand los. Die weiße Wolke kroch hinter ihm her und senkte sich langsam.
    In der Steuerzentrale war es kalt. Shilin sah, dass Fußboden und Wände wie mit einem vielfarbig schimmernden Reif bedeckt waren. Krutikow saß mit puterrotem Nacken vor dem Rechner und wertete neue Aufzeichnungen aus. Bykow war nicht zu sehen, er stand hinter dem Reaktor.
    »Wieder ein Treffer!«, rief der Steuermann mit dünner Stimme.
    »Wo bleibt denn der Bordingenieur?«, fragte Bykow
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