Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
fleucht.«
    Jurkowski schüttelte den Kopf. »Nein, sie wird nicht kommen, Grigori.« Er kletterte auf den Stuhl und tastete erneut Zentimeter um Zentimeter die Decke ab. Es klopfte. Die Tür wurde behutsam aufgeschoben, und herein trat der kleine schwarzhaarige Funkoptiker Charles Mollard.
    »Treter ein?«, fragte er.
    »Klar«, antwortete Dauge.
    Mollard klatschte in die Hände. »Mais non!«, rief er, vergnügt lächelnd. Er lächelte immer vergnügt. »Non ›Treter ein?‹ Ich wollte erfahren: ›Eintretten?‹«
    »Natürlich«, bejahte Jurkowski vom Stuhl her. »Natürlich, eintretten, Charles. Was denn sonst?«
    Mollard kam herein, schob die Tür zu und legte neugierig den Kopf in den Nacken. »Woldemar«, sagte er herrlich radebrechend. »Lernen Sie an Decke laufen?«
    »Oui, Madame«, parierte Dauge mit entsetzlichem Akzent. »Will sagen, Monsieur. Eigentlich, il cherche la Waretschka.«
    »Nein, nein!«, rief Mollard und fuchtelte mit den Händen. »Nur nicht so. Nur auf Russisches. Ich spreche doch auch nur auf Russisches!«
    Jurkowski stieg vom Stuhl. »Charles, haben Sie nicht meine Waretschka gesehen?«
    Mollard drohte ihm mit dem Finger. »Sie mir immer lustik scherzen«, sagte er mit sehr eigenwilliger Betonung. »Sie mir schon zwölf Tage scherzen.« Er setzte sich neben Dauge auf die Couch. »Was ist Waretschka? Ich habe oft gehört: Waretschka. Heute suchen sie, aber ich habe sie nicht ein einziges Mal gesehn. Nun?« Er sah Dauge an. »Ist das kleines Vogel? Oder Katze? Oder … ein …«
    »… Nilpferd«, ergänzte Dauge.
    »Was ist der Nilpferd?«, wollte Mollard wissen.
    »C’est … so ein Lirondej«, antwortete Dauge. »Eine Schwalbe.«
    »Oh, l’hirondelle!«, rief Mollard. »Hm – ein Nilpferd?«
    »Yes«, sagte Dauge. »Natjürlisch.«
    »Non, non! Nur auf Russisch!« Er wandte sich an Jurkowski. »Sagt Grégoire die Wahrheit?«
    »Grégoire quatscht Blech«, antwortete Jurkowski aufgebracht. »Blödsinn.«
    Mollard sah ihn aufmerksam an. »Sie sind verstimmt, Wolodja. Kann ich helfen?«
    »Wahrscheinlich nicht, Charles. Waretschka muss einfach gesucht werden. Alles abtasten, wie ich es mache!«
    »Warum tasten?« Mollard wunderte sich. »Sie sagen, wie sie aussieht, und ich fange an zu suchen.«
    »Ha«, versetzte Jurkowski. »Wenn ich nur wüsste, wie sie jetzt gerade aussieht!«
    Mollard lehnte sich auf der Couch zurück und bedeckte mit der Hand die Augen. »Je ne comprends pas«, sagte er mitleiderregend. »Ich verstehe nicht. Ist sie nicht zu sehen? Oder verstehe ich auf Russisches nicht?«
    »Nein, es ist alles richtig, Charles«, antwortete Jurkowski. »Sie ist natürlich zu sehen. Nur sieht sie immer wieder anders aus, verstehen Sie? Wenn sie an der Decke sitzt, sieht sie wie die Decke aus. Wenn sie auf der Couch sitzt – wie die Couch …«
    »Wenn sie auf Grégoire ist, ist sie wie Grégoire«, sagte Mollard. »Sie lustik scherzen doch.«
    »Er sagt die Wahrheit«, bestätigte Dauge. »Waretschka verändert ständig ihre Körperfarbe. Mimikry. Sie tarnt sich wunderbar, verstehen Sie? Mimikry.«
    »Mimikry bei einer Schwalbe?«, fragte Mollard bitter.
    Es klopfte wieder.
    »Eintretten!«, rief Mollard fröhlich.
    »Heruin!«, übersetzte Jurkowski.
    Ein wenig verlegen trat der stämmige rotwangige Shilin ein.
    »Entschuldigen Sie, Wladimir Sergejewitsch«, sagte er leicht nach vorn geneigt. »Ich …«
    »Oh!«, rief Mollard und ließ sein Lächeln erstrahlen. Er fand den Bordingenieur sehr sympathisch. »Le petit ingénieur! Wie ist das Leben, gu-ud?«
    »Gut«, antwortete Shilin.
    »Wie sind die Mettchen, gu-ud?«
    »Gut«, sagte Shilin. Er hatte sich schon an Mollards Redensarten gewöhnt. »Bon.«
    »Herrlich prononciert«, lobte Dauge neidisch. »Apropos, Charles, warum fragen Sie Shilin immer, wie die Mädchen sind?«
    »Ich liebe die Mettchen sehr«, erklärte Mollard ernst. »Mich interessiert immer sehr Mettchen.«
    »Bon«, sagte Dauge. »Je vous comprends.«
    Shilin wandte sich an Jurkowski. »Wladimir Sergejewitsch, der Kommandant schickt mich. In vierzig Minuten fliegen wir durchs Perijorium, in unmittelbarer Nähe der Exosphäre.«
    Jurkowski sprang auf. »Endlich!«
    »Wenn Sie beobachten, stehe ich zu Ihrer Verfügung.«
    »Danke, Wanja.« Jurkowski wandte sich an Dauge. »Los, Johannytsch, vorwärts!«
    »Nicht so hitzig, alter Junge!«, mahnte Dauge.
    »Les hirondelles, les hirondelles«, trällerte Mollard vor sich hin. »Ich werde gehen, um Mittagessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher