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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke
Autoren: Robert Musil
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das Buch eines Psychologen.
    Es ist nicht das Buch eines Denkers (da es die gedanklichen Elemente in eine Ordnung bringt, die)
    Es ist nicht das Buch eines Sängers, der ...
    Es ist nicht das Buch eines Autors, der Erfolg hat, der keinen Erfolg hat.
    Es ist kein leichtes und kein schweres Buch, denn das kommt ganz auf den Leser an.
    Ich glaube, ohne weiter so fortfahren zu müssen, danach sagen zu können, daß jeder der nun wissen will, was dieses Buch ist, am besten tut, es selbst zu lesen (sich nicht auf mein oder anderer Leute Urteil zu verlassen und es selbst zu lesen).
    [◁]
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    [Zum Nachwort (und Zwischenvorwort)]
    [Notizen]
    Dieses Buch ist unter der Arbeit und unter der Hand ein historischer Roman geworden, er spielt vor fünfundzwanzig Jahren! Es ist immer ein aus der Vergangenheit entwickelter Gegenwartsroman gewesen, jetzt aber ist die Spanne und Spannung sehr groß, aber das unter der Oberfläche Gelegene, was hauptsächlich eins seiner Darstellungsobjekte gewesen ist, braucht noch immer nicht wesentlich tiefer gelegt zu werden.
    Was im Ganzen kurz ist, weil da die ihm angemessene Länge in Erscheinung tritt, wird, einzeln dargeboten, lang ja vielleicht endlos erscheinen können. Und das Tempo stellt sich erst in der Folge heraus.
    Was den einen langweilt, ist des anderen Kurzweil; die Breite eines Buchs ist eine Relation zwischen seiner wirklichen Ausführlichkeit und den Zeitinteressen.
    Man darf darüber, daß ein bestimmter Abschnitt, ein Abenteuer mit großer Breite erzählt werden muß, nicht vergessen, daß Ulrich seiner Natur nach tatkräftig und ein Mann mit Kampfinstinkten war.
    Sollte man mir vorwerfen, daß ich mich zu sehr auf Überlegungen einlasse (Tagebücher), so – ohne daß ich auf das Verhältnis Denken/Erzählen eingehen möchte –: heute wird zu wenig überlegt. —
    Es sind zu viele auf der Welt, die genau sagen, was getan und gedacht werden müsse, als daß mich nicht das Gegenteil verführen sollte ...
    Es scheint, daß manches überflüssig, nur um seiner selbst willen da ist, im ersten Band. Meine Meinung ist, daß erzählte Episoden überflüssig sein dürfen und nur um ihrer selbst willen vorhanden, Gedanken aber nicht. Ich stelle bei einer Komposition die Schlichtheit über den sogenannten Gedankenreichtum, und im Falle dieses Buches sollte nichts überflüssig sein. Die Ausführungen über die Zusammenfügung von Gedanken und Gefühlen, die dieser Teilband enthält, gestatten mir, das so zu begründen: die Hauptwirkung eines Romans soll auf das Gefühl gehn. Gedanken dürfen nicht um ihrer selbst willen darin stehen. Sie können darin, was eine besondere Schwierigkeit ist, auch nicht so ausgeführt werden, wie es ein Denker täte; sie sind «Teile» einer Gestalt. Und wenn dieses Buch gelingt, wird es Gestalt sein, und die Einwände, daß es einer Abhandlung ähnele und dergleichen, werden dann unverständig sein. Der Gedankenreichtum ist ein Teil des Reichtums des Gefühls.
    Zu den Kapiteln über Gefühlspsychologie: das ist nicht Psychologie (in der Endabsicht), sondern Weltbeschreibung.
    «Ein Affekt kann eine heftige äußere Aktion veranlassen, und auch innerlich kann sich die betreffende Person sehr aufgeregt vorkommen und doch kann es sich um einen sehr oberflächlichen und energiearmen Affekt handeln» (Kurt Lewin, Untersuchungen zur Handlungs- und Affekt-Psychologie I). – Ein Satz wie dieser, ist erst durch das Literarischwerden der Psychologie möglich geworden. Haben wir Dichter aber eine Vortätigkeit zu erfüllen? In der äußeren Natur wären dann unser Messias etwa die Geographen und Botaniker geworden! Das Problem entsteht natürlich erst mit dem Roman. Im Epos, auch im wirklich epischen Roman, ergibt sich der Charakter aus der Handlung. (Das heißt die Charaktere waren viel unverrückbarer in die Handlungen eingebettet, weil auch diese viel eindeutiger waren.) Wie komme ich also dazu, sogar einen Exkurs über Psychologie einzuschieben?! In zehn Jahren kann das eingeholt, und damit überholt, sein. Aber die Schwere des Schrittes, die Verantwortung der Wendung zu Gott zwingen größte Gewissenhaftigkeit auf. Auch der Charakter des Abenteuers im induktiven Weltbild. Auch der der «letzten» Liebesgeschichte. Und der des Zögerns.
    Eines meiner Prinzipien: es kommt nicht darauf an, was, sondern wie man darstellt. Das wird mit den Psychologiekapiteln bis zum Abusus getrieben.
    Übrigens kann man in der Kunst von allem auch das Gegenteil tun.
    Entschuldigung
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